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Adrenalin - Iles, G: Adrenalin - The Devil's Punchbowl

Titel: Adrenalin - Iles, G: Adrenalin - The Devil's Punchbowl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Iles
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hütet sich vor den scharfen Kanten des Blechs und lässt den ersten Sack durch das Loch im Dach fallen. Er prallt mit einem dumpfen Laut auf den Boden. Caitlin betrachtet ihn einen Moment lang, hebt dann den zweiten Sack hoch und wirft ihn auf den ersten. Vom Boden darunter beäugen die vier weißen Hunde mit inbrünstiger Neugier das Geschehen.
    »Tschüs, ihr Idioten«, sagt Caitlin mit einem Winken.
    Dann stützt sie die Handflächen auf beide Seiten des Lochs, schiebt sich hindurch und landet auf dem Fußboden.
    »Linda?«, ruft sie und reißt einen der Säcke auf. »Hast du die Stäbe schon abgemacht?«
    Kein Wort.
    »Linda?«
    Caitlin lehnt sich dicht an die Sperrholzwand. Nichts ist zu hören. Sie ruft Lindas Namen noch lauter, doch wieder bleibt die Antwort aus, und plötzlich wird Caitlin klar, dass sie gar keine erwartet hat. Wild kreischend klettert sie auf die Fensterbank und zieht sich wieder aufs Dach. Die Hunde öffnen die Mäuler wie zum Bellen, und Caitlin hört das keuchende Husten. Sie achtet nicht auf die Tiere und rennt zu dem Loch über dem Lagerraum.
    Sie stößt einen Schrei aus, als ihre gequetschten Füße auf den Beton prallen, doch sie lässt sich nicht aufhalten, sondern läuft zur Tür und zerrt am Griff. Vergeblich. Sie nimmt zwei Schritte Anlauf und wirft sich mit der Schulter gegen das Holz. Es bewegt sich im Türrahmen, aber Caitlin erkennt, dass sie zu viele weitere Anläufe benötigen wird, um die Tür aufzubrechen.
    Verzweifelt blickt sie sich um, und ihre Augen richten sich auf den Arzneischrank. Vorher hatte sie nicht bemerkt, dass der Schrank auf Rollen steht. Ohne zu zögern, drückt sie das schwere Möbel von der Wand weg und schiebt es bis drei, vier Meter vor die Tür. Dann stemmt sie die Schulter gegen das Holz und schiebt mit aller Kraft, die ihre Beine hergeben. Krachend rammt der Schrank gegen die Tür.
    Diesmal rattert die Tür heftig, und Caitlin hört, wie das Holz splittert. Sie umrundet den Schrank, stößt sich mit dem Rücken von der Tür ab, bringt den Schrank wieder in Position und unternimmt einen weiteren Ansturm. Diesmal rammt sie die Tür mit noch mehr Wucht, und der Rahmen gibt nach. Nachdem sie den Schrank gerade weit genug zurückgeschoben hat, um sich durch die Öffnung quetschen zu können, eilt sie in den Gang und bleibt vor Lindas Box stehen.
    Der Anblick verschlägt ihr den Atem. Linda scheint an der linken Seite ihrer Box zu stehen, doch in Wirklichkeit hängt sie an ihrem Hundehalsband, dessen verkürzte Kette offenbar mit einem der Fensterstäbe – er ist zu einem Haken verbogen – am Maschendraht befestigt ist. Sie trägt eine Kellnerinnenuniform, an deren Bluse das Emblem eines Dampfschiffes gestickt ist. Ihre Handgelenke sind mit einem Baumwollhöschen zusammengebunden, und ihr Gesicht ist blau.
    Caitlin erstarrt eine Sekunde lang, blickt dann nach unten und öffnet den Riegel von Lindas Box mit einem Ruck. Da sie durch das Halsband und die Kette gefesselt war, hielt Quinn es nicht für nötig, sie einzuschließen, womit er sich die Mühe sparte, nach einem weiteren Schlüssel zu kramen, wenn er den Drang verspürt hat, sie zu vergewaltigen.
    Caitlin beugt die Knie und versucht, Linda hoch genug zu heben, um den Druck auf ihren Hals zu mindern, doch es ist zwecklos. Vergeblich fühlt sie nach Lindas Puls.
    »Verdammt!«, schreit sie. »Verdammt, Linda! Du hast aufgegeben!«
    Aber im tiefsten Innern weiß sie, dass sie unrecht hat. Linda hatte Angst, dass Caitlin ihr Leben opferte, wenn sie auf einem gemeinsamen Fluchtversuch bestand oder bei ihr, Linda, blieb. Sie hat sich erhängt, um Caitlin von dieser Last zu befreien.
    Caitlin betrachtet die Frau, deren Gesicht sie bisher nie gesehen hat, und denkt an die Nacktbilder, die angeblich aus Tim Jessups Haus stammten. Sie hatte das Mädchen auf den Fotos kurzerhand für schuldig befunden, doch nun verdankt sie dieser Frau ihr Leben.
    Caitlin legt eine Hand auf Lindas Arm … und erstarrt.
    Sie hat das Geräusch eines Motors gehört. Nicht das eines Hubschraubers, sondern eines Pkws oder Pick-ups.
    Ihr Körper zuckt, als hätte sie ein 220-Volt-Kabel berührt. Einen Sekundenbruchteil später huscht sie – nun völlig sicher, was sie tun muss – zum Lagerraum. Hoch an beiden Seitenwänden des Raumes befinden sich Fenster ohne Gitterstäbe. Caitlin schiebt eines auf, das an der Seite gegenüber von Lindas Box liegt. Dann rennt sie zurück zu Lindas Gefängnis und spitzt die Ohren.
    Der Motor

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