Adrenalin - Iles, G: Adrenalin - The Devil's Punchbowl
ist nun lauter und tuckert ungleichmäßig, doch er kommt näher.
Caitlin verkeilt beide Hände unter Lindas geschwollenem Hals und zieht an dem Stab, den Linda zu einem Haken verbogen hat. Es erfordert mehr Kraft, als Caitlin dachte, die Schlaufe zu öffnen. Aber dann …
Linda kippt nach vorn aufs Gesicht, und die Kette rasselt hinter ihr.
Der Motorenlärm ist inzwischen zu einem stetigen Grollen angewachsen.
Mit einem stummen Gebet mustert Caitlin die Leiche, kniet sich hin und hievt sich den Körper über die Schulter. Sie braucht beinahe ihre ganze Kraft, um das Gewicht zu tragen, doch damit nicht genug: Sie muss aufstehen. Schwer atmend verdoppelt sie ihre Anstrengung und zwingt sich auf die Beine.
Sie hält die Leiche im Feuerwehrgriff, dreht sich, bis Lindas Füße auf das geöffnete Fenster zeigen und stößt eine ihrer Fersen durch die brüchige Plastikscheibe. Ein Chor von Hustengeräuschen ist in der Box zu hören. Dann kracht etwas Schweres gegen die Wand: Die Bully Kuttas springen nach dem Fenster.
Voller Scham und Entsetzen drückt Caitlin Lindas Unterschenkel zusammen und schiebt sie durchs Fenster. Kaum sind die Beine durch den Rahmen, wird Lindas Körper von Caitlins Armen und Schultern gerissen, als die Hunde daran zerren.
Die sich anschließenden Laute erfüllen Caitlin mit Ekel und animalischer Furcht, doch nach nur einer Sekunde der Lähmung läuft sie in den Lagerraum. Das ganze Gebäude rattert unter der Gewalt, mit der die Hunde Lindas Leiche durch das Fenster zerren. Caitlin spürt, wie ihr die Galle hochkommt, aber sie drängt die Flüssigkeit zurück und rennt zum Fenster des Lagerraums.
Kein Geräusch, denkt sie wie ein Kind, das Verstecken spielt. Ich darf kein Geräusch machen …
Sie erhebt sich auf die Zehenspitzen und steckt den Kopf weit genug durchs Fenster, um sich zu vergewissern, dass kein Hund unten wartet. Das Motorengeräusch ist noch lauter geworden, während die Gebäudewand auf der anderen Seite von einem Bauarbeiterteam eingerissen zu werden scheint.
Zuerst versucht Caitlin, die Füße durch den Fensterrahmen zu schieben, aber es will ihr nicht gelingen. Sie muss sich mit dem Kopf voran hindurchzwängen, dann abrollen und zum Zaun sprinten. Caitlin überprüft den dunklen Hof noch einmal. Der Gedanke, hilflos im Fenster stecken zu bleiben, erfüllt sie einen Moment lang mit namenlosem Entsetzen, doch sie schüttelt den Gedanken ab, windet sich durchs Fenster und fällt mit dem Gesicht auf den Boden.
Sie schnellt hoch und stürmt auf den Zaun zu, ohne zur Seite zu blicken. Wenn ich zurückschaue, bin ich tot!, durchzuckt es sie. Auf halbem Weg zum Maschendraht hört sie ein Husten und danach ein Geräusch wie von galoppierenden Hufen. Während ihr Hirn instinktiv abschätzt, wie weit der Hund noch laufen muss, springt sie nach dem Rand des zweieinhalb Meter hohen Zaunes.
Ihre Finger schließen sich um den schweren Draht, dann zieht sie ihre Schenkel und Knöchel rasch hoch und spreizt sie wie eine Turnerin, als ein Bully Kutta unter ihrem Hinterteil gegen den Zaun kracht. Bevor der Hund zurückfällt, klettert sie bereits weiter. Als das Tier erneut hochspringt, liegen ihre Hände auf der oberen Stange, und sie schwingt die Beine hinüber.
Ein weiterer Hund hat sich dem ersten angeschlossen. Immer wieder schnappen sie nach Caitlin. Ihr wahnsinniges Husten gleicht der rasenden Wut stummer Wölfe. Keuchend gestattet Caitlin sich eine benommene Sekunde des Triumphs; dann lässt sie sich an der anderen Seite des Zauns hinunterfallen und rennt zwischen die Bäume. Sie hört keinen Motor mehr, keine Hunde – nichts als das dumpfe Pochen ihrer Füße auf dem Sandboden.
Doch wenn der Wagen Quinn gehört, wird er die Hunde in wenigen Augenblicken auf ihre Spur setzen. Und dann …
60
P enn?«, lässt sich Major McDavitt in meinem Headset vernehmen.
»Ja?« Ich fahre aus dem Dämmern und der Übelkeit hoch, die mich nach der vierstündigen Achterbahnfahrt überwältigt haben. Dann beuge ich mich vor, schaue auf den FLIR -Schirm und stelle fest, dass wir an einer einspurigen Straße entlangfliegen.
»Wir kriegen Treibstoffprobleme. Sind auf Reserve. Mein GPS ist auf den Flugplatz ausgerichtet, und schon jetzt wird der Sprit knapp. Wir müssen zurückfliegen und auftanken.«
»Kelly?«, sage ich. »Hast du etwas gesehen?«
»Immer noch die alte Leier, Mann. Tut mir leid. Wir brauchen die Flugkavallerie für den Job. Ein Geschwader dieser Biester.«
»Ich bin
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