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Adrenalin - Iles, G: Adrenalin - The Devil's Punchbowl

Titel: Adrenalin - Iles, G: Adrenalin - The Devil's Punchbowl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Iles
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inspirieren zu lassen. Ich habe den Hof durchsucht und kein Anzeichen für kürzlich zurückliegende Grabungen gefunden. Aber das hat Kelly mir vorausgesagt, der bereits das Gleiche getan hatte. Die einzigen Bäume im Hinterhof haben hohe Äste, und Ben Li scheint keine Leiter besessen zu haben.
    Ich will gerade kapitulieren und zu meinem Auto zurückgehen, als ein Mann Anfang fünfzig, der mir irgendwie bekannt vorkommt, aus dem Nachbarhof an mich herantritt. Er lächelt und hebt eine Hand, um zu zeigen, dass er mich nicht belästigen will.
    »Bürgermeister Cage?«, sagt er. »Bobby DeWitt.«
    Ich versuche, den Namen einzuordnen, denn der Mann hat tatsächlich etwas Vertrautes an sich.
    »Ich habe an der Schule Football gespielt«, sagt er. »Ungefähr acht Jahre vor Ihnen. Habe einige Ihrer Spiele draußen in der St. Stephen’s gesehen. Sie hatten ein gutes Team.«
    Jetzt erinnere ich mich an den Mann. Er war ein Angriffsspieler.
    »Sie aber auch«, erwidere ich und schüttle ihm fest die Hand. »Landesmeisterschaft, stimmt’s?«
    »Ja, wir haben den Pokal gewonnen, aber das ist lange her.« DeWitt deutet auf das zerstörte Haus. »Schrecklich, nicht wahr? Zuerst dachten wir, das Feuer würde auf unser Haus übergreifen, aber wir hatten Glück. Ich habe unser Dach mit meinem Hochdruckreiniger nass gemacht. Das hat uns wahrscheinlich gerettet.«
    »Gute Idee. Kannten Sie den Jungen, der hier gewohnt hat?«
    »Ben? Eigentlich nicht. Er ist meistens für sich geblieben. Hat das Haus kaum verlassen. Ziemlich lange wusste ich nicht mal, womit er sein Geld verdient hat. Es gab kaum Möbel in der Bude, nur ein paar Glastische mit Computern darauf, einen großen alten Sitzsack und einen dieser Futons. Und die Vogelkäfige natürlich. Er hatte zwei Papageien.«
    »Also sind Sie in seinem Haus gewesen?«
    »Ja, ich hab mal ein gebrochenes Rohr für ihn repariert. Er war ein netter Kerl. Sehr ruhig. Nahm vielleicht hin und wieder Drogen. Hasch, vermutlich. Aber was soll’s, ist seine Sache. Er hat keinem was getan.«
    Ich blicke zurück zu den Rohren, die aus dem matschigen Boden ragen, und frage mich, ob geplatzte Leitungen irgendeinen Hinweis auf Ben Lis Datenversteck liefern könnten.
    »Haben Sie die Papageien je sprechen hören?«
    DeWitt lacht. »Klar, die haben dauernd gequasselt.«
    »Was haben sie gesagt?«
    »Meistens Sätze aus alten Filmen, von Humphrey Bogart zum Beispiel. Einer sagte immer: ›Ich komme wieder‹, wie im ›Terminator‹.«
    »Tatsächlich?« Ich frage mich, ob das ein Anhaltspunkt ist.
    »Ja«, bestätigt DeWitt nachdenklich. »Ben war wirklich schüchtern. Die alte Mrs. Bassett in dem Haus da drüben war so ziemlich die Einzige, mit der er sich unterhalten hat. Eine Witwe.«
    »Welches Haus?«, frage ich.
    »Hinter dem Zaun dort.« DeWitt zeigt auf einen verwitterten Lattenzaun, der von herunterhängenden Ästen verdeckt wird.
    »Was könnten die beiden gemeinsam gehabt haben?«
    DeWitt lacht erneut. »Weiß ich nicht. Ich glaube, sie sind einfach eines Tages am Zaun ins Gespräch gekommen und waren sich sympathisch. Mrs. Bassett ist halb blind, und sie hat so schlimme Arthritis, dass sie sich kaum noch selbst versorgen kann. Wahrscheinlich hat sie Ben leidgetan. Er ging immer rüber und half ihr, ihre Vogelfutterhäuschen in Ordnung zu halten.«
    Zwei Sekunden, nachdem das Wort »Vogel« über DeWitts Lippen gekommen ist, wird mir der Mund trocken. »Was für Futterhäuschen? Vielleicht für Kolibris?«
    »Ja. Sie hat alle möglichen Vogelbäder und Futterhäuschen und sonst was. Ben ist sogar auf den Baum da hinten geklettert und hat ihr Vogelhäuschen ausgebessert. So ein Schwalbenhäuschen, wissen Sie? Er hat es in seine Bude mitgenommen, hat es repariert und bemalt – das volle Programm. Dann hat er es wieder an der Stange befestigt.«
    Ich versuche, ruhig zu erscheinen, aber DeWitt bemerkt, wie aufgeregt ich bin. »Wie ist er raufgekommen?«, frage ich. »Ich sehe keine Leiter.«
    »Er hat sich meine Ausziehleiter geborgt.«
    »Würde es Ihnen etwas ausmachen, wenn ich mir die Leiter für ein paar Minuten borge?«
    »Natürlich nicht. Ich hole sie. Wollen Sie sich das Vogelhäuschen angucken?« Er scheint verwundert, aber nicht verärgert über meine Bitte zu sein.
    »Ja. Können Sie mir sagen, wo es ist?«
    »Da drüben auf den Ästen, die über den Zaun ragen, ungefähr acht Meter hoch. Im Winter ist es deutlich zu erkennen. Aber solange das Laub noch an den Bäumen ist, kann man

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