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Adrenalin - Iles, G: Adrenalin - The Devil's Punchbowl

Titel: Adrenalin - Iles, G: Adrenalin - The Devil's Punchbowl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Iles
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blicken zu Caitlin auf. »Ich wollte wissen, ob Sie in Wohlstand aufgewachsen sind.«
    »Ja.«
    »Mein Vater war ein armer Mann, aber mein Onkel sorgte dafür, dass uns nichts fehlte. Vater gab das Geld nicht für sich selbst aus, sondern für uns Kinder. Nach seinem Tod musste ich nichts entbehren, aber ich fand heraus, dass Frauen, ob sie Geld haben oder nicht, nach Männern Ausschau halten, die sie versorgen können. Die stark genug sind, um uns Frauen zu beschützen, nicht wahr? Doch Stärke wird von Dingen begleitet, die uns weniger gefallen. Von Untreue, Aggressivität, sogar Grausamkeit. Doch die Männer, die immer treu sein würden, die uns anbeten, werden von uns ignoriert oder weggestoßen. Habe ich nicht recht?«
    »Solche Fehler sind mir nicht fremd. Aber manche Männer sind stark und gütig zugleich.«
    Jiaos Blick streicht über Caitlins Gesicht. »Ich glaube, mein Vater war wie Ihr Geliebter. Er lehrte Jura im kommunistischen China. Was könnte absurder sein? In meiner Jugend hielt ich ihn für einen Dummkopf. Nach seinem Tod studierte ich in England, wie Sie schon sagten. Aber in den Ferien reiste ich nach Macao und lebte unter dem Schutz meines Onkels. Er wollte mich nicht dort haben, aber ich bestand darauf. Ich wurde von seiner Macht, seinem Geld, seinem unvorstellbaren Reichtum verführt. Und ich verliebte mich in Jonathan Sands. Er kam mir faszinierend vor: ein Ire, der sich unter den Handlangern meines Onkels behaupten konnte. Obwohl er Weißer war, respektierte mein Onkel ihn. Und meine Mutter war ja Schottin.«
    Die einzige Kellnerin des Cafés kommt auf sie zu. Caitlin legt den braunen Umschlag über die unzweideutigen Fotos, bevor die Frau an ihnen vorbei zur Toilette geht.
    »Sie müssen sehr jung gewesen sein, als Sie sich in Sands verliebt haben«, sagt Caitlin.
    Jiao zuckt die Achseln. »Älter als meine Mutter bei ihrer Hochzeit. Aber es stimmt, ich war jung. Zu jung, um zu begreifen, was ich für ihn darstellte: eine Möglichkeit, in der Hierarchie aufzusteigen und den Inneren Zirkel zu erreichen.«
    Caitlin ist beeindruckt von der Kaltblütigkeit des Mädchens, doch nun zweifelt sie an der Effektivität ihres Planes. Wenn Jiao nicht wütend wird, kann sie nichts erreichen.
    »Hat man Sie die brutale Seite der Geschäfte sehen lassen?«
    Jiao atmet rasch aus. »Besonders mein Onkel hat versucht, mich dagegen abzuschirmen. Aber es ist ein Urinstinkt, von Gewalt angezogen zu werden. Damals war ich neugierig, und meine Neugier wurde befriedigt. Der Tod hat für mich nichts Rätselhaftes. Mir scheint, dass Frauen am Leben interessiert sind, und Männer am Tod. Was meinen Sie?«
    Caitlin gerät aus dem Konzept. Diese Begegnung erinnert sie an Gespräche während ihres Studiums. »Ich glaube, da ist was Wahres dran.«
    Jiao spielt mit den Resten des Muffins auf ihrem Teller. »Zuerst dachte ich, dass brutaler Sport mit männlicher Stärke zu tun hatte. Männer bewunderten an anderen, was sie für sich selbst anstrebten.«
    Sie schiebt den Umschlag beiseite und wirft einen nüchternen Blick auf ihren Liebhaber, der eine andere Frau vögelt. »Ich habe viele Hundekämpfe in Macao gesehen. Mein Onkel lebt geradezu dafür. Er und seine Freunde. Dafür, die Hunde zu züchten und abzurichten – und vor allem dafür, sie kämpfen zu lassen. Und während ich diese Männer beobachtet habe, wurde mir klar, dass sie jene Hunde am höchsten schätzten, die bereit waren, bis zum Tod zu kämpfen, ohne jede Hoffnung auf ein Überleben. Waren sie zu schwach, wurden sie getötet. Und am Ende starben alle.« Jiao schaut ernst in Caitlins Augen. »Sie schätzten manche Hunde, aber sie liebten keinen von ihnen.«
    Dieser Einblick lässt Caitlin eine Zeitlang schweigen. Dann fragt sie: »Ist Sands genauso?«
    Jiao, die immer noch das Foto betrachtet, ignoriert die Frage. »Sie beurteilen uns nicht anders«, flüstert sie dann.
    »Wie meinen Sie das?«
    Jiao hebt die Augen. »Sie sind eine schöne Frau, Miss Masters. Bitte widersprechen Sie nicht. Sie wissen, dass ich recht habe. Es ist eine unabänderliche Tatsache, wie Kraft oder Körpergröße. Ihr Leben lang haben Sie von diesem Merkmal profitiert, genau wie ich.«
    Caitlin merkt, wie sie errötet. »Ja, das stimmt.«
    »Männer schätzen schöne Frauen. Sie stellen uns mit allen Kräften nach und überhäufen uns mit Reichtum. Sie dulden Frauen von mittlerer Attraktivität und behandeln die hässlichen wie Sklavinnen.«
    Caitlin weiß nicht, wie sie

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