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Adrenalin - Iles, G: Adrenalin - The Devil's Punchbowl

Titel: Adrenalin - Iles, G: Adrenalin - The Devil's Punchbowl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Iles
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seiner Unterlippe und denkt angestrengt nach. »Okay, ich verstehe. Aber trotzdem …«
    »Seit Sands’ Eintreffen in Natchez wohnt Jiao in New Orleans. Noch länger, denn vorher hat er andere Casinos am Fluss eröffnet. Sie ist erst hierhergezogen, nachdem Hurrikan Katrina sie zwang, ihr Haus dort unten zu verlassen. Ich glaube nicht, dass sie ahnt, was Sands während der ganzen Zeit getan hat – jedenfalls nicht, was die Frauen angeht. Die Hundekämpfe machen ihr vielleicht nichts aus, weil ihr Onkel dauernd solche Veranstaltungen organisiert hat.« Caitlin schaut mich an. »Hast du nicht an dem Morgen, als dein Ballon abgeschossen wurde, mit ihr geredet? Und du hast die beiden zusammen gesehen. Was war dein Eindruck?«
    Ich denke an den Morgen in Sands’ Drogenhändlervilla. »Sie kam allein ins Zimmer. Er hatte nicht damit gerechnet, und obwohl er sie am Gespräch teilnehmen ließ, schien ihre Anwesenheit ihn zu verärgern.«
    Caitlin nickt wissend.
    »Aber sie hat mich ebenfalls bedroht. Subtil zwar, doch an ihren Worten bestand kein Zweifel.«
    »Das überrascht mich nicht. Frauen nehmen Erstaunliches auf sich, um ihre Familie zu schützen – oder das, was sie dafür halten. Wenn Frauen töten, dann zumeist, um etwas oder jemanden in Schutz zu nehmen. Stimmt’s, Herr Staatsanwalt?«
    »Stimmt.«
    »Das Gleiche habe ich in Kriegsgebieten gesehen«, sagt Kelly. »Okay, es leuchtet mir ein. Wenn Jiao wütend genug auf Sands wird, könnte der gleiche Instinkt sie veranlassen, ihn abzuservieren.«
    »Das Mädchen kommt mir sehr verwirrt vor«, sagt Caitlin. »Sie ist erst siebenundzwanzig. Und sie soll zusehen, wie ihr Liebhaber den Onkel, der sie praktisch aufgezogen hat, an die amerikanische Regierung ausliefert. Wenn ich ihren Glauben an Sands erschüttern kann, ist sie vermutlich zu einer überraschenden Aktion fähig.«
    »Nun mal mit der Ruhe.« Endlich begreife ich, worauf sie hinaus will. »Was hast du dir vorgestellt?«
    »Ich werde einfach mit ihr reden. Unter vier Augen. Ein Gespräch von Frau zu Frau.«
    »Caitlin …«
    »Eine gute Idee«, sagt Kelly. »Verdammt, wo ist das Risiko?«
    »Meinst du das ernst? Caitlin würde ihr Leben aufs Spiel setzen. Die Falle soll heute Abend zuschnappen. Was können wir uns wirklich von diesem Mädchen erhoffen, selbst wenn du sie umdrehen kannst?«
    Caitlin lächelt. »Dass sie ein Abhörgerät trägt. Was denn sonst?«
    Nun schüttelt Kelly den Kopf. »Das ist zu viel des Guten. Jiao gibt sich seit langem mit diesem Knaben ab. Sie weiß, was passiert, wenn man sie mit einer Wanze erwischt.«
    »Aber dazu kommt es nicht. Sie werden Jiao nicht mal überprüfen. Das ist das Tolle an der Sache.«
    Ich hebe beide Hände, um Caitlin zu beruhigen. »Eine gute Idee, aber so funktioniert das nicht. Jiao wird nicht wissen, wohin sie das Gespräch lenken muss und was wir im juristischen Sinne benötigen.«
    »Eine Unterredung über Mord? Was ist daran schwierig?«
    »Zwischen Hull und Sands? Wie soll sie so etwas herbeiführen? Ich glaube, ich habe eine bessere Idee.«
    Caitlin wirkt skeptisch. »Und zwar?«
    »Ich kenne einen Polizisten in Houston. Er hat mir erzählt, wie sie mal einen Mafioso in die Falle gelockt haben. Superparanoid. Niemand konnte mit einem Abhörgerät in seine Nähe kommen, denn er ließ seine Häuser dauernd scannen. Aber sie nahmen sich Zeit und schleusten einen Spitzel bei ihm ein, der mit den Gewohnheiten des Mannes vertraut wurde. Daraufhin legten sie Leitungen an mehreren Orten an der freien Natur – Orte, die er gern aufsuchte, wenn er mit jemandem reden musste. Am Abend vor einem wichtigen Treffen wurden alle Orte, die in Frage kamen, verdrahtet. Sie verwendeten insgesamt zwei Dutzend Aufnahmegeräte, aber sie haben ihn erwischt.«
    »Was hat das mit Jiao zu tun?«, fragt Caitlin.
    »Wir brauchen keine zwei Dutzend Geräte, sondern nur zwei.«
    Caitlin schüttelt den Kopf, doch Kelly nickt, denn ich habe sein Gefühl für Taktik geweckt.
    »Ich werde das Treffen verlangen, von dem ich vor ein paar Minuten gesprochen habe. Aber nicht nur mit Hull, sondern auch mit Sands. Es wird ihnen nicht gefallen, aber wenn der Memorystick das enthält, was wir vermuten, kann ich es durchsetzen. Ich übe Druck auf Hull aus und Hull auf Sands.«
    Nun hört Caitlin zu.
    »Es gibt nur einen einzigen Ort, an dem Sands sich bei einer solchen Begegnung sicher fühlen würde«, sagt Kelly.
    Sie blinzelt. »Auf der Magnolia Queen ?«
    »Genau«, bestätige ich.

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