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Adrenalin - Iles, G: Adrenalin - The Devil's Punchbowl

Titel: Adrenalin - Iles, G: Adrenalin - The Devil's Punchbowl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Iles
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haben.
    Kelly lacht, bewegt sich aber nicht von der Stelle.
    Als die Tür sich öffnet, warten drei Sicherheitsleute in schwarzen Mänteln mit Scannern in der Hand auf uns.
    »Position einnehmen«, befiehlt Quinn und zeigt auf die Wand zu unserer Linken.
    Kelly und ich drücken die Hände an die Wand und spreizen die Beine, wobei Kelly aufreizend vor sich hinmurmelt. Im Einklang mit den für das Treffen vereinbarten Bedingungen hat keiner von uns eine Waffe bei sich, doch während uns kräftige Hände abtasten, sagt Quinn: »Ich hätte Lust, dem Pferdeschwanz in den Arsch zu leuchten, um sicher zu sein, dass er sich keins von den Messern reingesteckt hat.«
    Kelly gibt ein mädchenhaftes Quietschen von sich. »Das ist doch nur ein Vorwand, dir das anzugucken, was du seit unserer ersten Begegnung haben wolltest, oder?«
    Quinn flucht, als einer der Scanner, leise biepend, an meinem Bauchnabel verharrt.
    »Was ist das?«, fragt er.
    »Wahrscheinlich meine Gürtelschnalle«, erwidere ich und richte mich auf.
    »Nicht so schnell«, sagt Quinn und packt meinen Oberarm. »Gürtel abnehmen.«
    »Wozu?«
    »Wird’s bald?«
    Mit offensichtlichem Widerwillen nehme ich den Gürtel ab. Der Wächter scannt meinen Bauch, während Quinn den Gürtel abtastet. Seine Hand verharrt; dann zieht er mit einem tadelnden Grinsen ein Messer aus dem Stiefel und schlitzt das Leder auf der Innenseite des Gürtels auf. Durch ein Schnippen der Messerspitze wird eine dünne Drahtantenne enthüllt, und er reißt den Sender mit einem Lachen heraus.
    »Hinterhältiger Dreckskerl! Das hätte ich von Ihnen nicht erwartet, Euer Ehren.«
    Quinn benutzt diesen Fund als Vorwand, Kelly noch einmal von den Männern filzen zu lassen, aber sie entdecken nichts. Er befiehlt den Wächtern, an Ort und Stelle zu bleiben, und führt uns durch einen schmalen Korridor. Hier unten hat man wirklich den Eindruck, in einem Schiff zu sein, denn die Räume werden nicht durch Türen, sondern durch Luken voneinander getrennt. Plötzlich bleibt Quinn stehen, dreht das Rad an einer Luke, stößt sie auf und bedeutet uns, ihm zu folgen. Kelly tritt als Erster ein, und ich gehe hinter ihm in einen langen, trüben Raum. Die Wände sind schwarz, doch zwei große leuchtende Fernsehschirme in der fernen Ecke zu meiner Rechten zeigen die sich wandelnden Bilder der Casinodecks über uns. Drei Stühle sind in einem Dreieck, das nach innen weist, neben der Luke aufgestellt. Zwei sind besetzt: der nähere von Jonathan Sands, der einen Straßenanzug trägt, der andere von einem Mann, bei dem es sich um William Hull handeln muss. Er sieht überhaupt nicht so aus, wie ich ihn mir vorgestellt habe. Vielmehr hat er eine schlanke, muskulöse Gestalt, und sein Gesicht ist lang und kantig. Statt eines Bürokraten sehe ich einen Mann vor mir, der an einen Offizier aus der Zeit des Kalten Krieges erinnert.
    Weiter hinten steht ein einzelner, massiver Stuhl. Mir dreht sich der Magen um, denn mir wird klar, dass dies der Stuhl ist, auf dem Ben Li und Linda Church gefoltert wurden. Daneben befindet sich der Rollwagen, auf dem der Elektrogenerator stand. Innerhalb dieses Wagens sollte Jiao einen der Mikrorecorder unterbringen.
    »Sind Sie Möbelliebhaber?«, fragt Hull mit der schwachen Spur eines Südstaatenakzents, vielleicht South Carolina.
    Hinter dem Folterstuhl, offenbar am Rumpf des Schiffes, führt eine Metalltreppe hinauf zu einer Luke an der Zimmerdecke. Ein Notausstieg? Beiläufig nehme ich wahr, dass wir unter dem Wasserspiegel sein müssen.
    »Ich habe gerade an etwas gedacht, das sich auf dem Stuhl abgespielt hat«, entgegne ich.
    »Auf diesem Stuhl hat sich nie irgendetwas abgespielt«, sagt Sands und betrachtet mich mit einschüchternder Intensität. Die Haut seines kahl werdenden Kopfes scheint sich noch straffer über seinen Schädel zu spannen, und seine Wangen wirken hohl. Offenbar ist nicht einmal Jonathan Sands immun gegen Stress.
    »Warum sind wir hier unten?«, frage ich.
    »Wegen der Privatsphäre«, erwidert Hull.
    »Wir schalten die Sicherheitskameras auf dem Schiff nie ab«, erklärt Sands. »Wenn wir nicht hier oder in meinem Büro wären, könnten Sie unsere Festplatten gerichtlich beschlagnahmen lassen.«
    »Guck mal, was ich bei Seiner Ehren gefunden habe«, sagt Quinn und reicht Sands den kleinen Sender. »Der Drecksack wollte das Treffen aufzeichnen.«
    Hull runzelt theatralisch die Stirn, bevor er zu mir aufblickt. »Hat diese Begegnung noch irgendeinen Sinn, Cage?

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