Adrenalin - Iles, G: Adrenalin - The Devil's Punchbowl
4Runner, doch Kelly lässt sein Fenster herunter und winkt ihn davon, bevor er die Scheibe mit einem Surren wieder hochgleiten lässt.
»Hör zu.« Seine Stimme ist jetzt ganz nüchtern. »Wie man die Sache auch betrachtet, wir betreten nun feindliches Territorium. Ich weiß nicht, ob Po diese Party später besucht oder nicht, aber du kannst darauf wetten, dass Sands, Hull und Quinn Notfallpläne haben. Irgendwann muss jeder in einer solchen Situation für sich selbst einstehen. Kapiert?«
»Soll das heißen, dass ich mit keiner Hilfe rechnen kann, wenn die Kacke am Dampfen ist?«
»Nein. Es soll heißen, dass diese Leute nicht zögern werden, sich gegenseitig fertig zu machen – und jeden anderen, der ihnen in den Weg gerät. Vertrauen gibt es unter solchen Männern nicht. Nicht einmal bei Quinn und Sands, die wahrscheinlich zusammen aufgewachsen sind. Aber vor dir hat Sands die größte Angst. Du bist ein wandelndes Pulverfass auf seinem Deck. Solange er Caitlin eingesperrt hatte, glaubte er, dich unter Kontrolle zu haben, aber jetzt … Er würde bestimmt nicht zögern, dich zu töten, wenn er meint, du willst ihn verhaften lassen.«
»Ich verstehe.«
»Zweitens muss er sich vor Hull fürchten. Wenn Po nicht auftaucht, wird Hull ihm das Fell abziehen wollen. Also muss Sands auch für diesen Fall eine Rückzugsstrategie haben. Das alles musst du berücksichtigen, während du improvisierst.«
»Wird gemacht.«
Endlich grinst Kelly wieder. »Wir sind nicht das erste Mal in dieser Lage, Bruderherz. Wenn alles daneben geht, wirf dich zu Boden und spitz die Ohren. Ich werde sofort neben dir sein.«
»Das weiß ich.«
Er schaut nach links, hinüber zu der langen Gangway, die auf das Hauptdeck der Queen führt. »Da ist unser Freund«, sagt er und hebt eine Hand, um Seamus Quinn zuzuwinken. »Bevor diese Sache vorbei ist, werde ich diesem dreckigen Kartoffelfresser wegen Linda Church eins verpassen.«
»Bist du nicht auch Ire?«
»Klar. Na und?«
»Schon gut. Aber beruhige dich. Wir wollen uns nicht auf einen Kampf einlassen.«
»Ich bin ganz ruhig, Junge. Okay, dann los.«
Als wir über die breite Gangway gehen, neige ich Kelly den Kopf zu. »Meinst du, wir werden uns in Sands’ Büro treffen? Oder unter Deck?«
»Im Vernehmungsraum«, flüstert er. »Der Devil’s Punchbowl.«
»Warum dort?«
Er lacht laut, als hätte ich ihm gerade einen Witz erzählt. »Für den Fall, dass sie uns erschießen wollen. Da unten ist es nicht so schwierig, die Leichen loszuwerden.«
Ich kann nicht erkennen, ob er scherzt oder nicht, doch bevor ich Zeit habe, darüber nachzudenken, lassen wir den Haupteingang des Casinos hinter uns, wo uns ein Portier mit geflochtenen goldenen Epauletten, einer Kapitänsmütze und einem »Old-Man-River«-Bass begrüßt. »Hier entlang, Gentlemen«, sagt plötzlich Quinn hinter uns mit überraschend professioneller Stimme. Wir sind in Hörweite von fünfzig Kunden, die an Automaten spielen, sodass elementare Höflichkeit vonnöten ist. Quinn führt uns durch den hundert Meter langen Salon. Der Sonnenuntergang verleiht den Dachfenstern eine strahlende Orangetönung mit purpurner Schattierung, und dieser Anblick hinter den funkelnden Kronleuchtern macht mich einen Moment lang benommen. Doch kurz darauf entdecke ich Chief Logan am Kopf der Rolltreppe zum Oberdeck – oder »Sturmdeck« – der Queen .
Logan und ein handverlesenes Team von Zivilfahndern sind hier, um die von Jiao versteckten Abhörgeräte an sich zu nehmen, sobald wir den Verhandlungsort verlassen. Logan wird die Zeit bis dahin totschlagen, indem er die Automaten auf dem Sturmdeck füttert, und wenn ich später erscheine – entweder aus Sands’ Büro oder aus dem Vernehmungsraum tief im Innern des Schiffes –, werde ich dem Polizeichef ein Zeichen geben, indem ich meinen Kopf berühre. Dann werden seine Männer und er sich in Bewegung setzen, um das erforderliche Gerät sicherzustellen.
»Was habe ich dir gesagt?«, flüstert Kelly.
Quinn hat uns nach drei Vierteln des Salons hinter eine Trennwand geführt, wo ein mit Messing beschlagener Lift diskret auf Angestellte wartet, die unter Deck zu tun haben.
Quinn tippt einen neunstelligen Code in eine Tastatur neben der Tür ein, und sie öffnet sich mit einem leisen Summen. Der Lift ist überraschend geräumig, und Kelly bleibt während der kurzen Fahrt unnötig dicht neben Quinn stehen.
»Zurück, Schwuli«, sagt Quinn, da wir nun keine zahlenden Kunden mehr um uns
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