Adrenalin - Iles, G: Adrenalin - The Devil's Punchbowl
Hull hat so viele Verbrechen geduldet, dass Sands vielleicht Druck auf ihn ausüben kann.«
»Könnte Hull den Staat Mississippi daran hindern, Mordanklage gegen Sands zu erheben?«
»Schwer vorstellbar«, erwidere ich nachdenklich.
»Für mich nicht«, meint Kelly. »Hulls Einsatzgruppe gehört teils zum FBI , teils zum Heimatschutz. Erinnert ihr euch?«
»Ja.«
»Was wäre, wenn man Sands zu einem speziellen Gewährsmann für die Einsatzgruppe ernennen würde? Teufel, sie könnten ihn auf die Gehaltsliste der CIA setzen und behaupten, dass er schon lange für sie arbeitet. Überleg doch mal, wie sehr die Welt sich verändert hat, Penn. Sands könnte verschwinden, und du würdest nicht einmal wissen, wo er ist. Dazu sind sie in der Lage.«
» Das ist meine schlimmste Befürchtung. Sands wird trotz der beiden Morde verschont und braucht keinen Tag abzusitzen, obwohl er die Stadt in die Hölle gestürzt hat.«
Caitlin verschränkt die Finger und dreht die Arme von innen nach außen, um sich zu strecken. Sie verzieht das Gesicht vor Schmerzen, doch ich bemerke ein Glänzen der Genugtuung in ihren Augen. »Also derjenige, den du wirklich unter Kontrolle haben musst, ist …«
»William Hull«, ergänze ich. »Der eigentliche Urheber dieser ganzen Sauerei.«
»Wie willst du das erreichen?«
Ich stoße einen tiefen Seufzer aus. »Hull ist zweifellos an die äußerste Grenze gegangen, aber wenn man bedenkt, wer seine Zielperson ist, darf man vermuten, dass die Regierung vieles unter den Teppich kehren wird. Leute wie Hull muss man dazu bringen, sich selbst aufzuhängen.«
»Und wie?«
»Indem man ein Abhörgerät trägt. Man muss ihn an einen Ort bringen, wo er sich sicher fühlt, ihn verleiten, Dinge auszuplaudern und seine eigene Verurteilung herbeizuführen. Aber das würde er mir gegenüber nicht tun.«
»Was hast du vor?«
»Hull ist wahrscheinlich schon in der Stadt, um die Falle für heute Abend vorzubereiten. Ich werde ein Treffen mit ihm verlangen und die Einzelheiten seiner Absprache mit Sands herausfinden.«
»Mit dem Memorystick als Druckmittel?«
»Wenn er die erforderlichen Daten enthält. Ich kann damit drohen, Sands mithilfe des Materials auffliegen zu lassen und Hulls Aktion gegen Po zu durchkreuzen, wenn er die Absprache nicht ändert.«
»Aber wenn er dich zwingt, Farbe zu bekennen und du die Aktion zunichtemachst, bleibt Po in Freiheit. Richtig?«
»Richtig.«
»Und du hast mir selbst gesagt, dass er das wichtigere Ziel ist. Das größere von zwei Übeln.«
»Ja. Aber ich persönlich bin stärker an Sands interessiert.«
Caitlins Lächeln verschwindet. »Ich auch.«
»Außerdem werde ich verlangen, dass zwei Zivilfahnder aus Natchez unseren Freund Sands bis zu dem Zeitpunkt im Auge behalten, wenn gegen Po eingeschritten wird. Auf diese Weise können wir Sands, falls Po nicht auftaucht, sofort verhaften, bevor er eine Chance zur Flucht hat.«
»Aber wenn Po auftaucht – und die Vereinbarung unverändert bleibt –, hast du es mit dem ursprünglichen Problem zu tun. Sands wird von der Bundesbürokratie vereinnahmt, und wir sehen ihn vielleicht nie wieder.«
»So ist es.«
Caitlin legt die Akte auf ihrem Schoß beiseite und lässt die Decke von ihren Schultern fallen. Sie trägt eines meiner Frackhemden – mehr nicht –, doch in diesem Moment schaut sogar Kelly nur ihre Augen an, die vor Intensität glänzen.
»Und wenn ich euch eine Methode verraten könnte, eine Aufnahme von Sands und Hull zu machen, während sie über all die krummen Dinger sprechen, die Sands in der letzten Woche gedreht hat?«
»Ist das eine Fangfrage?«, will Kelly wissen.
Caitlin schüttelt den Kopf und hebt das Papierbündel auf, mit dem sie sich seit ein paar Stunden beschäftigt. »Es gibt eine direkte Verbindung zum Kern von Sands’ Geschäften. Das ist eine Möglichkeit, die nicht einmal einem Geisteskranken wie ihm in den Sinn gekommen ist.«
»Quinn?«, sagt Kelly. »Daran hatten wir gedacht. Und auch Hull bleibt nichts anderes übrig. Wenn Po sich nicht blicken lässt, wird er Quinn gegen Sands einsetzen.«
»Nicht Quinn.« Caitlin lächelt voller Zuversicht. »Jiao.«
»Jiao?«, wiederholt Kelly. »Das Mädchen?«
»Ja.«
»Das Mädchen, das Walt am Leben gelassen hat?«
»Genau. Jiao Po.«
»Meinst du, sie würde sich gegen Sands wenden?«, frage ich.
Caitlin beugt sich vor und hält einen Ausdruck hoch, der Sands beim Oralsex mit Linda Church zeigt. »Du nicht?«
Kelly saugt an
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