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Adrenalin - Iles, G: Adrenalin - The Devil's Punchbowl

Titel: Adrenalin - Iles, G: Adrenalin - The Devil's Punchbowl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Iles
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ist Karma«, meint Kelly geheimnisvoll. »Wir alle haben letzte Woche viel durchgemacht, aber keiner so viel wie du. Jedenfalls keiner der Überlebenden.«
    Sie blickt ihn verwirrt an. »Und?«
    »Erinnerst du dich an das Gespräch, das wir in dem Seehaus geführt haben? Darüber, dass Sands ein Ein-Kugel-Problem war?«
    Nun ist ihre Aufmerksamkeit geweckt. »Ja.«
    »Tom war der Ansicht, es wäre nicht deine Sache, sondern nur seine und die von Penn.«
    »Ich erinnere mich.«
    »Gut, aber diesmal hast du eine Stimme.«
    »Eine Stimme?« Sie sieht mich an, bevor sie sich wieder Kelly zuwendet. »Wofür?«
    Er reicht mir die Taschenlampe, steigt die Stufen hinunter und öffnet die Tür zur Vorderkabine.
    »Was macht er denn bloß?«, fragt Caitlin.
    Kelly betritt die Kabine und zieht die Tür hinter sich zu.
    »Ich bin mir nicht sicher.« Noch während ich dies sage, weiß ich, dass es eine Lüge ist. Ich kenne Kelly zu lange, um überrascht zu sein. Nun wird mir klar, was er mit der Suche nach einem Abschluss gemeint hat.
    Ich höre ein gedämpftes Reißen, ein Scharren, und dann öffnet sich die Kabinentür, und Kelly zerrt eine menschliche Gestalt aufs Deck. Als ich sie mit der Taschenlampe anleuchte, schnappt Caitlin nach Luft.
    Seamus Quinn liegt auf dem Decksteppich. Er ist mit Isolierband gefesselt und geknebelt. Seine Gesicht ist von Schlägen geschwollen, und seine Augen brennen vor tödlichem Hass. Er trägt eine dunkle Hose, ein blutiges weißes T-Shirt und einen einzigen Schuh. Sein anderer Knöchel und der Fuß sind so übel geschwollen, dass sie nicht in den zweiten Schuh passen.
    Hier geht irgendetwas vor, das ich nicht durchschaue. Kelly würde seine Zeit nicht damit verschwenden, jemanden zu schikanieren. Bei all seiner Härte und Kompromisslosigkeit weiß ich, dass er Quinn nur dann töten wird, wenn Caitlin und ich ihn dazu auffordern.
    »Ich dachte, der Kerl ist tot«, sage ich.
    Kelly zuckt die Achseln. »Für alle anderen ist er es auch.«
    Nach ein paar Sekunden der Fassungslosigkeit reißt Caitlin sich von mir los und versetzt dem Iren einen wuchtigen Tritt in die Rippen. Er grunzt, versucht aber nicht, sich zu verteidigen. Caitlin tritt erneut zu. Als Quinn kein Zeichen von Furcht erkennen lässt, wirft sie die Taschenlampe nach ihm und knallt ihm den Fuß an Arm, Hals und Kopf. Quinn rollt sich weg, aber das Schott ist ihm im Weg. Danach nimmt er die Tritte resigniert hin wie jemand, der es gewohnt ist, verprügelt zu werden. Caitlin dagegen weint und schluchzt bei dem Versuch, Quinn einen Bruchteil der Schmerzen spüren zu lassen, die er Linda Church zugefügt hat.
    Endlich hört sie auf, wahrscheinlich, weil sie außer Atem ist. Auch ich ringe nach Luft, als wäre ich an dem Angriff beteiligt gewesen, aber meine Bedrängnis ist emotionaler Art. Ich habe noch nie erlebt, dass Caitlin ganz und gar die Beherrschung verliert, geschweige denn gewalttätig wird. Offenbar schickt sie sich an, Quinn erneut zu treten. Ihr Kinn bebt, ihre Augen flackern. Was mag sie in einen solchen Zustand versetzt haben?
    Und dann wird mir klar, dass Kellys Entscheidung, uns hierherzubringen, gar nichts mit mir zu tun hat. Er hat die Situation um Caitlins willen herbeigeführt. Weil er mehr weiß als du, flüstert eine kindliche Stimme in meinem Innern. Etwas Schreckliches. Meine Kehle zieht sich zusammen, denn ich nehme etwas Gewaltiges, Finsteres unter der Oberfläche der Dinge wahr, wie eine Horrorgestalt hinter einem Vorhang, den ich nicht zurückziehen möchte. Hat Quinn die Quetschungen und blauen Flecken beim Kampf auf der Magnolia Queen davongetragen? Oder dadurch, dass Kelly jedes Detail seiner Verbrechen aus dem Giftboden von Quinns Erinnerung ausgrub?
    Kelly weiß, was in dem Hundezwinger geschehen ist, flüstert mir die Stimme zu. Und er glaubt, dass Caitlin nun Zeugin von Quinns Bestrafung werden muss, um die bösen Geister für immer auszutreiben.
    Kelly legt eine Hand auf Caitlins Schultern, als wolle er sie zurückhalten. Ohne ersichtlichen Grund knie ich mich hin und reiße Quinn das Isolierband vom Mund.
    »Sie wollen mich wohl ertränken, Euer Ehren?«, fragt der Ire und schiebt den Unterkiefer hin und her, als müsse er einen Krampf lindern. »Ist das der Plan?«
    »Es hängt von der Dame ab«, sagt Kelly leise. »Wie hoch schätzt du deine Chancen ein?«
    »Zu ertrinken ist nicht so schlimm«, erwidert Quinn gleichmütig. »Ich habe manchen Kümmerling zum Wohl des Wurfes ertränkt. Es gibt

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