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Adrenalin - Iles, G: Adrenalin - The Devil's Punchbowl

Titel: Adrenalin - Iles, G: Adrenalin - The Devil's Punchbowl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Iles
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Fall, dass sie sich irgendwo versteckt. Aber ich hoffe, dass sie meilenweit von hier entfernt ist, in Sicherheit oder auf der Flucht. Denn aus dem Zustand des Hauses schließe ich: Welche Verbrechensbeweise Tim heute auch gesucht hat, er muss sie gefunden haben. Und diese Entdeckung hat ihn das Leben gekostet. Damit bleiben nur noch zwei Fragen: Was hat er gefunden? Und wo ist es jetzt?
    Ich lehne mich zur Hintertür hinaus, doch im Hinterhof steht nur ein Plastikpuppenhaus von Wal-Mart, das traurig und verlassen wirkt. Ich will gerade mein Handy hervorholen, um Chief Logan anzurufen, als es in meiner Hand summt. Ich zucke zusammen, als hätte ich einen Stromschlag abbekommen, was zeigt, wie nervös ich beim Durchsuchen des Hauses gewesen sein muss. Die Nummer enthält eine Handyvorwahl für Natchez.
    »Penn Cage«, antworte ich. Wer könnte mich nach ein Uhr morgens anrufen?
    Das erste Geräusch, das ich höre, ist eine Mischung aus Schluchzen und Ersticken. Schon vor ihrem ersten verständlichen Wort weiß ich, dass Julia Jessup vom Tod ihres Mannes erfahren hat. Sie ist so hysterisch und von Schmerz gepeinigt, dass sie kaum sprechen kann. Trotzdem versucht sie es.
    »Ist … ist … ist …« Die Worte bleiben ihr in der Kehle stecken wie bei einem Motor, der in der Kälte nicht anspringen will. Erst nach mehrmaligem Schlucken und Stottern bildet sich der Satz heraus: »Ist Tim tot?«
    »Julia …«
    »Er … hat mir gesagt, dich nicht … anzurufen. Nur wenn etwas geschieht. Aber Nancy … Nancy Barett hat sich von Bowie’s aus bei mir gemeldet. Sie sagt … dass Tim gestürzt ist … vom Kliff. Das verstehe ich nicht. Die Wahrheit, Penn. Und zwar sofort!«
    Vor allem möchte ich Julia fragen, wo sie sich aufhält, doch auf keinen Fall über ein Handy. Tims Mörder sucht zurzeit vielleicht nach seiner Frau, weil er glaubt, Tim habe ihr sein Beweismaterial übergeben.
    »Es stimmt«, erwidere ich so behutsam wie möglich und gehe rasch zu meinem Auto. »Es tut mir leid, Julia, aber Tim ist heute Nacht gestorben.«
    Ein Schrei, der eines Melodrams von Douglas Sirk würdig wäre, folgt meiner Nachricht. »O Gott, o mein Gott … ich wusste es … ich habe gewusst, dass etwas passiert … und er wusste es auch. Verdammt! Verdammt!« Ein leises Wimmern. »Nach allem, was ich getan habe, damit er clean wird … nein, nein, nein. Es ist nicht … nein, das kann ich nicht. Was soll ich tun, Penn? Sag’s mir. Wie soll ich das Baby großziehen?«
    »Bist du mit jemandem zusammen, Julia?«
    »Ich bin bei …«
    »Stopp! Sag mir nicht, wo du dich aufhältst, nur, ob du mit jemandem zusammen bist.«
    Noch bevor sie antwortet, begreife ich, dass wir das Gespräch beenden müssen. Jemand mit einem Peilgerät oder mit guten Hackerfertigkeiten könnte ihren Aufenthaltsort triangulieren. Sie schluchzt erneut, und ich fahre so energisch wie möglich fort: »Julia, bist du mit jemandem zusammen? Antworte!«
    »Ja«, flüstert sie.
    »Hör zu. Wenn du in einem Gebäude bist – einem Haus oder Hotel oder sonst wo –, dann möchte ich, dass du die Türen abschließt. Trag dein Handy bei dir, aber stell es ab. Und dann stell es in genau dreißig Minuten wieder an.«
    »Was? Warum dreißig Minuten?«
    »Weil ich zurückrufen und dir ein paar Anweisungen geben werde. Vorher muss ich Vorkehrungen treffen. Vergiss nicht, dein Handy auszuschalten. Die Leute, die Tim verletzt haben, können das Telefon benutzen, um dich aufzuspüren.«
    »Ich wusste es. Ich habe ihn gebeten, nichts zu tun …«
    »Julia! Kein Wort mehr. Vertrau niemandem, den Tim nicht ausdrücklich erwähnt hat. Und komm nicht nach Hause. Denk nicht einmal daran. Ich bin im Moment bei euch. Hier wurde alles kurz und klein geschlagen.« Ich schaue auf meine Uhr. »Um ein Uhr fünfunddreißig rufe ich zurück.«
    Es fällt mir schwer, aber ich drücke auf BEENDEN und laufe zu meinem Auto. Meine Hand liegt auf dem Türgriff, als zwei Streifenwagen um die Kurve von Maplewood geschossen kommen und mit kreischenden Reifen hinter mir halten. Ein blau-weißer Scheinwerfer blendet mich, und eine strenge Stimme ruft über die Lautsprecheranlage: »Stehen bleiben! Hände hoch und weg vom Fahrzeug!«
    Ich verspüre keine Furcht bei diesem Befehl, nur Zorn und Ungeduld. Und Neugier. Ich habe noch keine Zeit gehabt, den Polizeichef anzurufen und ihn wissen zu lassen, dass jemand in Jessups Haus eingebrochen hat. Es wäre plausibel, wenn Logan jemanden geschickt hätte, um sich zu

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