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Adrenalin - Iles, G: Adrenalin - The Devil's Punchbowl

Titel: Adrenalin - Iles, G: Adrenalin - The Devil's Punchbowl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Iles
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hinterlassen hat … Sie wissen schon. Nun kommt es nur noch darauf an, dass er tot ist und nicht mehr zurückgeholt werden kann.«
    Der anfängliche Schock, auf meiner eigenen Schwelle überrascht worden zu sein, verebbt, und meine Wut kocht über. »Sie Drecksack! Geben Sie zu, dass Sie Tim …«
    Sands bringt mich mit einer erhobenen Hand zum Schweigen. »Das reicht, Freundchen. Sie sind in größerer Gefahr, als Sie denken.«

12
    M ir ist der Mund trocken geworden. Es sind nicht die Schreihälse, die mir Angst machen, sondern die Männer, die ihre Pläne nicht durch Emotionen beeinträchtigen lassen. Sie sind es, die morden, ohne zu zögern. »Ich höre zu.«
    »Prächtig. Denn wenn ich fertig bin, werde ich nicht mehr reden, sondern handeln, sofort und unwiderruflich. Kapiert?«
    Ich nicke.
    Sands verschränkt die Hände hinter dem Rücken und schaut nach unten wie ein Offizier, der eine noch nicht vollendete Aufgabe begutachtet. Bei unserer ersten Begegnung hielt ich ihn für einen geborenen Soldaten, denn seine Haltung ist militärisch straff, sein Gesicht hager, wozu seine Stirnglatze beiträgt. Seine blau-grauen Augen sind die eines Scharfschützen. Er ist knapp über eins achtzig groß, mit schlanker Taille und muskulösen Schultern.
    »Ich habe ein Problem, Mr. Cage«, sagt er. »Und ich bin hier, weil ich möchte, dass Sie es für mich lösen.«
    »Was für ein Problem?«
    »Ihr Freund Jessup hat an seinem Arbeitsplatz etwas gestohlen.«
    Ich blinzle wie jemand, der versucht, eine geeignete Antwort zu finden.
    »Sie sehen für meinen Geschmack nicht überrascht genug aus, Herr Bürgermeister. Nicht annähernd.«
    »Tim war nicht gerade ein Pfadfinder«, sage ich so gefasst wie möglich. »Was hat er gestohlen? Geld? Drogen?«
    Der Ire lächelt verkniffen. »Das wissen Sie doch.«
    »Von Tim Jessup weiß ich nur, dass er ein Versager war. Und ich habe keine Ahnung, was das alles mit mir zu tun haben soll.«
    Sands atmet tief ein und stößt die Luft langsam wieder aus. »Ich muss heute Nacht eine Entscheidung treffen. Eine Entscheidung über Sie. Und Sie tun sich keinen Gefallen. Ihrer Familie auch nicht.«
    Bei dem Wort Familie verspüre ich ein Stechen im Magen.
    »Die Frage ist«, erklärt Sands leise, »ob ich Ihnen trauen kann. Zum Beispiel könnten Sie schon erfahren haben, was Jessup von meinem Boot gestohlen hat. Wissen Sie es, Mr. Cage? Lügen Sie nicht. Wenn Sie lügen, werden Sie es nicht vor mir verbergen können.«
    Ich glaube ihm aufs Wort. »Keinen Schimmer.«
    Die blauen Augen sind unbewegt. Dieser Mann hat Jahrzehnte damit verbracht, seine Chancen auszurechnen. »Wirklich nicht?«
    Ich schüttle bedächtig den Kopf.
    Nach einer vollen Minute – so kommt es mir jedenfalls vor – fragt Sands: »Würden Sie das Leben Ihrer Tochter auf diese Antwort setzen?«
    Im Geiste sehe ich vor mir, wie Seamus Quinn Annie gefangen hält, und mein Herz zieht sich vor Entsetzen zusammen. Ich strecke die Hand nach dem Türgriff aus, doch bevor ich ihn umdrehen kann, explodiert etwas Weißes im Blumenbeet. Eiserne Kiefer umklammern mein Handgelenk und halten es regungslos in der Luft fest. Ich versuche, mich loszureißen, doch die Kiefer straffen sich und lähmen meine Finger so wirksam wie eine Nervenblockade.
    Ein weißer Hund, mehr als halb so groß wie ich, steht wie eine Erscheinung zwischen Sands und mir. Seine Augen über dem Wolfsrachen, der meinen Arm umschließt, sind kalt und blau. Heißer Speichel läuft an meinen kribbelnden Fingern hinunter. Kein Laut ist dem Angriff vorausgegangen, weder ein Knurren noch ein Bellen, noch ein Befehl – nur ein Rascheln von Laub hinter Sands.
    »Ruhig Blut«, sagt er entweder zu mir oder zu dem Hund, vielleicht zu uns beiden. »Ihrer Tochter geht es bestens, Mr. Cage. Vorerst jedenfalls. Sie schläft, und Ihre geheiligte Mutter liegt neben ihr in der Koje. Aber wenn Sie durch die Tür treten, bevor wir uns geeinigt haben, könnte sich das sehr schnell ändern.«
    Ich versuche, von der Tür zurückzuweichen, doch die Vorderläufe des Hundes sind versteift wie weiß gestrichene Zaunpfähle, und seine Kiefer sind starr wie ein stählerner Schraubenschlüssel. Nach ein paar Sekunden schnalzt Sands mit der Zunge. Der Hund lässt meinen Arm los, trottet hinüber an die Seite seines Herrn und nimmt Habachtstellung ein wie ein gehorsamer Soldat. Ich betrachte das Tier, während ich meine Hand reibe, um die Zirkulation anzukurbeln. Ich habe ein solches Tier noch nie

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