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Adrenalin - Iles, G: Adrenalin - The Devil's Punchbowl

Titel: Adrenalin - Iles, G: Adrenalin - The Devil's Punchbowl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Iles
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reicht, Mr. Cage. Bleiben Sie stehen, wo Sie sind. Nicht nötig, die Frauen zu stören.«
    Ich wehre mich gegen den instinktiven Impuls, zu dem Geräusch herumzuwirbeln. Ich habe zu viele Prozesse geführt, nachdem jemand erschossen wurde, weil er das Gesicht einer Person gesehen hatte, die nicht gesehen werden wollte. Dabei bin ich mir schon der Stimme wegen fast sicher, dass der Mann im Schatten Seamus Quinn ist, der Sicherheitschef auf der Magnolia Queen . Nur im Kino habe ich jemals einen irischen Akzent wie den Quinns gehört, und dann auch nur in Filmen aus irischer Produktion.
    »Was wollen Sie von mir?«, frage ich.
    »Dass Sie zuhören. Sie dürfen sich umdrehen. Ich will , dass Sie mich sehen.«
    Inzwischen haben meine Augen sich der Dunkelheit angepasst, sodass mir klar wird, wie sehr ich mich geirrt habe: Das Gesicht, das mich aus dem Schatten mustert, gehört nicht Seamus Quinn, sondern seinem Arbeitgeber Jonathan Sands.
    Halt!, schießt es mir durch den Kopf, die Stimme passt nicht. Der kultivierte englische Akzent des Geschäftsführers der Magnolia Queen ist einem derben irischen Unterschichtakzent gewichen, wie bei Quinn. Dann begreife ich: Zwar steht Sands vor mir, aber es muss Quinn gewesen sein, der gesprochen hat. Der Ire steht vermutlich hinter seinem Chef, unten auf dem Blumenbeet. Ich schaue an Sands vorbei, erkenne jedoch nur etwas Bleiches, wie ein geducktes Tier, in der Schwärze hinter ihm.
    Sands bewegt die Hand ein wenig, wodurch mein Blick wieder zu ihm gezogen wird. Dann bemerke ich seine Waffe: eine kleine Automatik, die er in Hüfthöhe hält.
    »Nun mal sachte, Schätzchen«, sagt er. »Ich habe diese kleine Pfeife nur mitgebracht, damit ich nicht gewalttätig werden muss.«
    Verwundert erkenne ich, dass Sands von Anfang an gesprochen hat. Er verwendet jedoch Seamus Quinns Stimme statt des gebildeten englischen Akzents, den er der Öffentlichkeit vorbehält. Ich weiß nur deshalb etwas über britische Akzente, weil meine Schwester Jenny in England lebt. Sie lehrte als Gastprofessorin für Literatur am Trinity College, war mehrere Jahre lang mit einem Dubliner zusammen, heiratete dann einen Engländer und ließ sich in Bath nieder. Aus diesem Grund klingt das, was die meisten Südstaatler für einen britischen Akzent halten würden, für mich nach Belfast, und mir wird klar, dass ich viel weniger über Jonathan Sands weiß, als ich gedacht habe. Heute Nacht hört er sich nach einer Kreuzung zwischen Bono und dem Leadsänger der Pogues an.
    »Sie sind kein Engländer«, sage ich und versuche, die Sache zu verkraften. »Sie sind Ire.«
    »Wie Paddys Ziege, Euer Ehren«, sagt er und gluckst leise. »Aber das kann unter uns bleiben, eh?«
    Sands’ Augen flackern vor privater Fröhlichkeit, aber das Böse, von dem Tim gesprochen hat, drängt sich in meine Seele wie das Sekret eines Tintenfisches. Nun weiß ich zweifelsfrei, dass alles, was mein toter Freund argwöhnte, wahr sein muss.
    »Was wollen Sie?«
    »Ihre ungeteilte Aufmerksamkeit. Ist das der Fall, Mr. Cage?«
    »Offensichtlich.«
    »Vor unserem Gespräch möchte ich Sie bitten, mir die Waffe zu übergeben, die Sie in der Tasche tragen. Bitte mit zwei Fingern.«
    Sands war so unvermittelt auf meiner Veranda aufgetaucht, dass ich gar nicht an meine Waffe hatte denken können. Aber seine Fähigkeit, meine verborgene Pistole in der Dunkelheit zu entdecken, zeigt mir, dass es meine letzte Aktion auf Erden wäre, wenn ich sie gegen ihn einsetzte. Wie er mir befohlen hat, ziehe ich behutsam die Smith & Wesson und reiche sie ihm mit dem Knauf voran.
    Mit den sicheren Bewegungen eines Mannes, der an den Umgang mit Feuerwaffen gewöhnt ist, schiebt er sich die Waffe hinten in den Hosenbund und nickt mir dann liebenswürdig zu. »Alle Achtung, Herr Bürgermeister. Ich werde offen mit Ihnen reden, denn diese Stadt ist voll von Klugscheißern, aber Sie gehören nicht dazu. Ein Freund von Ihnen ist heute Nacht gestorben, und zwar qualvoll. Er ist gestorben, weil er sich nicht um seine eigenen Angelegenheiten kümmern wollte. Tim Jessup dachte, er sei der holländische Junge mit dem Finger im Deich. Als die Flut stieg und über ihm zusammenschwappte, hat er den Atem angehalten und den Finger nicht herausgezogen. Nur schade, dass er ganz allein war. Alle anderen in diesem Kaff schwimmen in der Flut oder surfen darauf. Weil die Flut aus Geld besteht, nicht aus Wasser. Und wenn Sie versuchen, den Finger in das Loch zu stecken, das Jessup

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