Adrenalin - Iles, G: Adrenalin - The Devil's Punchbowl
befestigt sie dann an ihrer Oberlippe, genau unter der Nase. Quinn drückt ihren Hals noch einmal kräftig und lässt ihren Kopf los. Sands tritt zurück, reibt sich über sein Stoppelkinn und betrachtet sie ohne jede Emotion.
»Hat er jemals ein Notebook an Bord geschmuggelt?«
»Nicht, dass ich wüsste.«
»Er hat nie erwähnt, dass er die gestohlenen Informationen vom Schiff aus weitersenden wollte?«
»Nein. Davon hat er nie geredet.«
Sands lässt die Hand auf ein schwarzes Zifferblatt auf den Generator fallen.
»Bitte nicht«, fleht sie leise. »Ich habe dir alles gesagt. Wenn ich dir je etwas bedeutet habe, dann tu’s nicht.«
»Dein Wort genügt nicht. Ich muss wissen, ob du etwas verschweigst. Ich gebe dir eine letzte Chance, auszupacken.«
Sie schüttelt den Kopf. »Habe ich nicht immer deine Wünsche erfüllt? Habe ich jemals Nein gesagt?«
»Nie. Aber du hast gelogen, Linda. Ich meine nicht, dass du ihn gevögelt hast. Schließlich bist du auch nur ein Mensch. Aber du hast versucht, ihm bei seinem Kampf gegen mich zu helfen.«
Ihr Hirn sendet ein Sprechsignal, bevor der Strom jeden Impuls in ihrem Körper zunichte macht. Sie schüttelt wild den Kopf, um der Lötlampe, die ihre Lippe verbrennt, zu entgehen, doch der Schmerz folgt ihr unerbittlich. Er schießt an ihrer Nase hinauf zu einer Stelle zwischen ihren Augen, die sich anfühlen, als würden sie explodieren, wenn die Stromzufuhr nicht aufhört.
Dann wird der Strom abgestellt.
»Hat sich bepisst«, bemerkt Quinn. »Wir hätten sie vorher aufs Klo schicken sollen.«
Linda schluchzt auf dem Stuhl vor Erleichterung, dass der Schmerz endet, und vor Angst über die bevorstehenden Qualen. Der weiße Hund zittert unter der Anstrengung, sich nicht zu rühren.
»Und nun den Rest«, sagt Sands geduldig. »Oder willst du noch mehr davon haben?«
Sie schüttelt hoffnungslos den Kopf.
»Quinn wird die Klemme überall ansetzen, wo ich es verlange, und er wird den Generator die ganze Nacht laufen lassen. Nichts wäre ihm lieber.«
»Nichts«, bestätigt Quinn schlicht. »Ich glaube, sie braucht den Bolzen, Kumpel.«
Ein schrilles Läuten überrascht sie alle. Ein Telefon, denkt Linda, kein Handy, sondern ein Festanschluss. Der Apparat muss auf dem Boden in der Ecke liegen. Quinn flucht, geht in die Ecke und bückt sich, um zu antworten. Nach einem leisen, kurzen Wortwechsel hängt er ein und sagt: »Du wirst oben im Kassenkäfig gebraucht.«
Sands schnieft, zupft sich die Manschetten zurecht und tätschelt den Kopf des Hundes. »Nimm die Klemme ab.«
Quinn blinzelt erstaunt. »Was?«
»Runter damit.«
Während Quinn widerwillig gehorcht, schiebt Sands die Hand unter das obere Ablagefach des Wagens und holt einen Papierbecher hervor.
»Trink das«, sagt er und bietet Linda den Becher an.
»Was ist das?«
»Trink es einfach und sei dankbar.«
»Wird es mich umbringen?«
»Nein. Es wird dich einschlafen lassen.«
Sie schnuppert an dem Becher. Die klare Flüssigkeit darin riecht wie Sprite. »Wird es wehtun?«
»Nein. Es ist ein Medikament namens Versed. Ähnlich wie Valium. Es wird Kindern gegeben, bevor man sie auf der Unfallstation zusammenflickt.«
»Unfallstation?«
»Notaufnahme.«
Die schwache Erinnerung an einen freundlichen Arzt, der vor langer Zeit Schnitte an ihrem Knie vernähte, treibt Linda frische Tränen in die Augen. Plötzlich ist sie sich sicher, dass der Arzt Tom Cage war, Penns Vater. Mit einem stummen Gebet, dass Penn und seiner Tochter nichts geschehen möge, nickt sie Sands zu und öffnet den Mund. Die Flüssigkeit schmeckt genau so, wie sie riecht. Nach schaler Sprite. Sie hustet, kann jedoch alles hinunterschlucken. Zwar vermutet sie, dass das Getränk sie töten könnte, aber das ist ihr egal. Sie kann die Klemmen oder den Bolzen nicht mehr ertragen.
Sands tritt vor und lächelt seltsam. »Du schiebst eine gute Nummer, das muss ich zugeben. Quinn hat es von Anfang an gejuckt, ihn dir reinzustecken. Nun bekommt er wohl seine Chance.«
Sie schüttelt langsam den Kopf. »Lass mich nicht mit ihm zurück. Bitte. Gib mir genug von dem Zeug, um ein Ende zu machen. Bitte!«
Quinns Augen blitzen. »Und wo bleibt da der Spaß?«
Linda merkt, dass sie bereits benommen wird. Das Summen des Generators ist das deutlichste Geräusch im Raum.
»Wohin bringst du sie?«, fragt Sands. »Auf die Farm oder auf die Insel?«
»Auf die Farm. Am liebsten würde ich heute Nacht dort bleiben, wenn du nichts dagegen
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