Adrenalin - Iles, G: Adrenalin - The Devil's Punchbowl
Hause einem Kind die Flasche gab. Wieso sollte er an ein paar weggelaufenen Nutten interessiert sein?«
Linda zuckt die Achseln. »So war er eben.«
»Da war noch mehr«, sagt Sands. »Viel mehr. Erzähl es uns.«
»Mehr gibt es nicht.«
»Er muss einen Plan gehabt haben. Du hattest das TracFone in deinem Auto versteckt.«
»Nur damit er mich später finden konnte.«
»Ihr wolltet zusammen abhauen?«
»Nein. Wir müssten bloß eine Weile verschwinden, hat er gesagt, bis die Gefahr vorbei ist. Aber er wollte seine Frau und seinen Sohn nicht verlassen.«
»Wie lange sollte es dauern?«
Sie hebt die Schultern. »Weiß ich nicht. Ein paar Tage. Eine Woche. Er hat es nie erwähnt. Er wusste es wohl selbst nicht.«
Sands’ Augen bohren sich in ihre, wie einem das Licht eines Ophthalmologen hinten in die Augen scheint, damit er erkennen kann, wo die Blutgefäße und die Nerven beginnen. Er weiß, dass sie etwas verbirgt. Wenn Tim sie jetzt sehen könnte, würde er wollen, dass sie sich rettet und sich den Schmerz erspart. Aber er würde nicht wollen, dass sie Penn Cage verrät. Penn hat ein Kind, das ihn braucht.
»Wo ist dein Handy?«, fragt Sands. »Dein privates.«
»Ich habe es verloren.« Noch bevor sie ausgesprochen hat, weiß sie, wie dumm diese Worte klingen.
Quinn gibt ein höhnisches Geräusch von sich, doch Sands seufzt nur. »Ich kenne dich seit sieben Monaten, und ich habe dich nie ohne ein Handy gesehen. Ich habe deine SMS an Timothy gelesen. Alles von ›Ich liebe dich, Darling‹ bis ›Ich möchte, dass du heute Abend in meinem Mund kommst‹. Wenn der Junge gewusst hätte, was du für mich getan hast, wäre er verrückt geworden.«
Heiße Tränen laufen ihr übers Gesicht. Sands hat recht. Tim hat es nie Spaß gemacht, sie herabzusetzen, während Sands für kaum etwas anderes lebt. Schlimmer noch, sie wusste, dass ein kranker Teil von ihr ebenfalls Gefallen daran fand. Wer einmal so gepolt war, hatte keine Möglichkeit, diese Triebe und Reaktionen auszuschalten. Eine strenge Stimme und ein Schlag ins Gesicht ließen sie feucht werden, ähnlich wie Pawlows Hunde geiferten, wenn sie die Essensglocke hörten. Man konnte sich höchstens bemühen, dagegen anzukämpfen und die Gefühle mit etwas anderem zu vertreiben.
»Seit wann redet Timothy mit Penn Cage?«
Linda blinzelt, bleibt aber stumm. Hoffnung ist in ihr aufgeflammt. Tim wollte sich heute Nacht mit Penn treffen. Entweder hat Tim die Verabredung verpasst, oder er hat Penn sein Beweismaterial übergeben. In beiden Fällen hat sie einen Grund zur Hoffnung. Wenn Tim nicht aufgetaucht ist, wird Penn die Stadt auf den Kopf stellen, um ihn zu finden – angefangen mit der Magnolia Queen . Und wenn Tim ihm das Material übergeben hat, wird Penn als Bürgermeister inzwischen erfahren haben, dass sein Freund tot ist. In beiden Fällen wird es für ihn vorrangig sein, Sands verhaften zu lassen. Deshalb steht der Ire unter Zeitdruck. Penn könnte in diesem Moment bereits mit einem Polizeitrupp zum Schiff unterwegs sein.
Du musst an Bord bleiben, sagt eine innere Stimme zu Linda. Tims Stimme. Wenn sie dich fortbringen, bist du tot. Oder du giltst als vermisst, denn niemand wird wissen, wo man nach dir suchen soll. Aber solange du hier bist, kannst du gefunden werden. Was sie dir auch antun, du musst es verkraften.
Linda fällt eine Hinhaltetaktik ein, die sie vor so langer Zeit erlernt hat, dass man beinahe von einer angeborenen Fähigkeit sprechen könnte. Ich werde sie häppchenweise abspeisen, überlegt sie. Lüg zuerst und gib dann ein der Wahrheit entsprechendes Detail preis, damit sie es weiterhin versuchen. Wenn sie glauben, dass du mitspielst, dann leiste Widerstand, bevor du ihnen den nächsten Bissen reichst. Es war wie die Verhandlung mit einem Jungen, mit dem sie in der Mittelstufe auf dem Rücksitz saß. Lass zu, dass er die Hand unter dein Hemd schiebt, nicht aber unter deinen Büstenhalter. Küsse ihn eine Weile, wehre seine Hand ab und küss ihn noch ein bisschen länger. Und wenn er wirklich angeheizt ist, lass ihn den Büstenhalter hochschieben und deine Titten befühlen. Danach beginnt das Spiel erneut mit dem Gürtel und dem Druckknopf deiner Jeans.
Aber dies war kein Rücksitz, und die beiden waren keine Schuljungen. Jede Minute der Verzögerung würde mit Schmerzen erkauft werden.
Du musst es hinnehmen, sagt Tims Stimme in ihrem Innern. Was immer es ist.
Sands streckt eine Hand aus und legt sie auf das glänzende Metall
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