Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Adrenalin - Iles, G: Adrenalin - The Devil's Punchbowl

Titel: Adrenalin - Iles, G: Adrenalin - The Devil's Punchbowl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Iles
Vom Netzwerk:
sagen. Die Dinge sind ganz schön aus dem Ruder gelaufen.«
    »Vielleicht sollten wir versuchen, etwas dagegen zu unternehmen.«
    Logans Augen öffnen sich noch ein bisschen weiter. »Vielleicht. Warten wir das Ergebnis der Autopsie ab. Lass uns in Verbindung bleiben, Penn.«
    Ich wende mich zum Gehen, doch die Stimme des Polizeichefs lässt mich an der Tür innehalten.
    »Wie geht es deinem Töchterchen?«
    »Gut. War schön, mit dir zu sprechen, Don. Pass auf dich auf.«

21
    I ch stehe vor dem Grab von Florence Irene Ford, die 1871 im Alter von zehn Jahren starb. Weil das Kind Angst vor Stürmen hatte, ließ Irenes Mutter ein Glasfenster in den Sarg einbauen, damit sie bei unfreundlichem Wetter die kleine Treppe hinter dem Grabstein hinuntersteigen und ihre Tochter beruhigen konnte. Diese Geschichte hatte Tim Jessup immer fasziniert, sodass ich auf den Gedanken kam, Florences Treppe könne ein gutes Versteck für die gestohlene DVD sein. Inzwischen aber schützt eine Falltür aus Metall die Stufen – der Preis dafür, den Friedhof nicht von Vandalen verwüsten zu lassen.
    Seit neunzig Minuten durchstöbere ich den Friedhof auf der Suche nach Jonathan Sands’ verloren gegangener DVD und halte mich dabei an eine Karte, die ich hastig in mein Notizbuch gezeichnet habe. Sie zeigt die Gräber von Menschen, die Tim und ich kannten. Wenn Tim um sein Leben liefe und Beweismaterial verstecken müsste, um es später wieder abzuholen – oder es im schlimmsten Fall durch mich abholen zu lassen –, hätte er vermutlich eine Stelle gewählt, an die auch ich hätte denken können. Ein Grab, das wir beide kannten, war das wahrscheinlichste Versteck. Hätte ich mich dafür entschieden, auch Verstorbene aus der Generation meiner Eltern zu berücksichtigen, wäre die Liste sehr lang geworden, aber da die Zeit knapp war, habe ich nur unsere Generation einbezogen – mit zwei Ausnahmen. Immerhin konnte ich mich mühelos an neun von ihnen erinnern, und sie waren an verschiedenen Stätten des riesigen Friedhofs begraben.
    Da war Mallory Candler, unsere Miss Mississippi, die man in New Orleans ermordet hatte. Auch Tims Schwiegereltern sind hier beerdigt: Julias Vater, ein Selbstmörder mit neunundvierzig Jahren, und ihre Mutter, die zwei Jahre später an einem Schlaganfall starb. Zwei Mitschüler von St. Stephen’s, die bei Unfällen ums Leben kamen, sind auch auf der Liste: ein Junge, den sein Bruder auf der Jagd erschossen hatte, und ein Mädchen, das sich mit zwölf Jahren beim Sprung in einen Teich den Hals brach. Auch Kate Townsend, die ebenfalls St. Stephen’s besuchte und vor anderthalb Jahren ermordet wurde, erscheint auf meiner Karte, aber ich habe keine Anzeichen dafür gefunden, dass an ihrem Grab – oder dem irgendeiner anderen Person – etwas versteckt wurde.
    Mein nächster Schritt bestand darin, die berühmten Monumente des Friedhofs einzubeziehen, denn in der Dunkelheit hatte Tim vielleicht nicht genug Zeit gehabt, die Grabsteine der kürzlich Verstorbenen zu suchen. Diese Suche dauerte länger, denn die älteren Abschnitte sind nicht nach einem modernen Raster angeordnet und besitzen keine einheitlichen Steine. In der Mittagshitze schwitzend, kroch ich durch eine Welt aus wunderlichen Skulpturen, aus Mausoleen mit schweren schmiedeeisernen Zäunen und aus geborstenem Marmor und Mauerwerk, deren Spalten sich ideal zum Verbergen von Schmuggelware eigneten. Wie ein Archäologe forschte ich neben den Gräbern der Hauptbeteiligten am Goat-Castle-Mordfall; am Grab von Rosalie Beekman, dem einzigen Opfer des Bürgerkriegs in Natchez; am Grab von Louise der Unglücklichen, einer unbekannten Frau aus dem Norden, die in einem Bordell in Natchez starb, und am Grab von Bud Scott, dem berühmten schwarzen Bandleader, den viele für den Vater von Louis Armstrong halten (er verbrachte als Junge mehrere Sommer in Natchez). Doch keines dieser moosbedeckten Monumente barg den Schatz, den ich aufspüren wollte.
    Im Schatten zwischen zwei Mausoleen benutzte ich das Blackhawk-Satellitentelefon, um mich über Annie und meine Mutter zu informieren. Sie hatten bereits Houston erreicht und waren nicht mehr weit vom sicheren Haus entfernt. Ich nannte dem Blackhawk-Mitarbeiter die Namen der Fünf-Prozent-Investoren von Golden Parachute und erkundigte mich, ob die Firma die beiden chinesischen Anleger für mich überprüfen könne. Der Mitarbeiter versprach, die Nachforschungen in die Wege zu leiten, und ließ mich wissen, dass Daniel Kelly

Weitere Kostenlose Bücher