Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Adrenalin - Robotham, M: Adrenalin - The Suspect

Adrenalin - Robotham, M: Adrenalin - The Suspect

Titel: Adrenalin - Robotham, M: Adrenalin - The Suspect Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Robotham
Vom Netzwerk:
Akku ist leer. Wo ist ihr Schal? Ich rekonstruiere meinen Weg durch die Wohnung und finde den Schal auf dem Boden hinter dem Stuhl. In der Mitte ist er zu einem einzelnen festen Knoten festgezogen, eine seidene Garotte.
    Elisa ist viel zu vorsichtig, um Fremden die Tür zu öffnen. Entweder kannte sie ihren Mörder oder er war bereits im Haus.
Aber wo? Und wie? Die Türen zu dem kleinen ummauerten Innenhof sind aus doppeltem Glas, und die Sicherheitsbeleuchtung wird über einen Bewegungsmelder gesteuert.
    Das Arbeitszimmer im Erdgeschoss ist voll gestopft, aber ordentlich. Offenbar wurde nichts gestohlen, Elisas DVD-Player und ihr Laptop sind unangetastet.
    Ich überprüfe noch einmal die Fenster im Gästezimmer im ersten Stock. Elisas Kleidung hängt unangerührt an einem Ständer. Ihr mit Perlmuttintarsien verziertes Schmuckkästchen befindet sich in der untersten Schublade ihrer Kommode. Wenn jemand danach gesucht hätte, hätte er es mit Leichtigkeit gefunden.
    Der Klodeckel im Bad ist heruntergeklappt, die Badematte hängt neben einem großen blauen Handtuch zum Trocknen über einer Stange. In einem Becher, einem Souvenir von einem Besuch des Unterhauses, steht eine frische Tube Zahnpasta. Ich trete auf das Pedal des kleinen Mülleimers, und der Deckel klappt auf. Leer.
    Ich will gerade wieder gehen, als mir auf den weißen Fliesen unter dem Waschbecken ein schwarzes Pulver ins Auge fällt. Ich streiche mit dem Finger darüber, der feine graue Staub riecht nach Rosen und Lavendel.
    Ich erinnere mich, dass auf der Fensterbank eine Keramikschale mit einer Duftmischung stand. Vielleicht hat Elisa sie aus Versehen zerbrochen. Sie könnte den Müll zusammengefegt und in den Treteimer geschüttet haben, um ihn dann unten zu entleeren. Aber der Abfallkorb in der Küche ist leer.
    Als ich das Fenster genauer betrachte, fallen mir an den Rändern einige Stellen auf, wo die Farbe abgesplittert und das nackte Holz zu erkennen ist. Das Fenster ist offenbar überstrichen und kürzlich gewaltsam aufgestemmt worden. Ich schiebe meinen Finger unter den Rahmen und versuche das Gleiche, wobei ich die Zähne zusammenbeiße, als das von Feuchtigkeit gedehnte Holz in dem Rahmen quietscht.

    Ich spähe hinaus und sehe Abflussrohre, die entlang der Außenmauer und dem Flachdach der gut drei Meter tiefer liegenden Waschküche verlaufen. Auf der rechten Seite des Innenhofes ist die Mauer mit Glyzinen bewachsen, an denen man sich leicht nach oben hangeln kann, und die Rohre könnten jemandem Halt geboten haben, der versucht hat, das Fenster zu erreichen.
    Ich projiziere die Bilder auf meine geschlossenen Lider und sehe jemanden auf den Rohren stehen und das Fenster aufstemmen. Er ist nicht gekommen, um etwas zu stehlen oder zu verwüsten. Er stößt die Kräutermischung um, als er sich durch die Öffnung zwängt, und macht dann hinter sich sauber. Er will nicht, dass es aussieht wie ein Einbruch. Dann wartet er.
    Der Schrank unter der Treppe ist mit einem Riegel verschlossen und dient als Lagerraum für Mop, Schrubber und Besen – groß genug, um sich darin zusammengekauert zu verstecken und durch den Schlitz bei den Türangeln zu spähen.
    Elisa kommt nach Hause, hebt ihre Post auf und trägt sie in die Küche. Sie hängt ihren Mantel über die Tür und wirft ihre Sachen auf den Tisch. Dann setzt sie einen Kessel Wasser auf und gibt einen Löffel Kaffee in einen Becher. Einen Becher. Er greift sie von hinten an – schlingt den Schal um ihren Hals, sodass der Knoten ihre Luftröhre zudrückt. Nachdem sie das Bewusstsein verloren hat, zerrt er sie ins Wohnzimmer und hinterlässt dabei feine Spuren auf dem Teppichflor.
    Er fesselt ihre Hände und Füße, wobei er das Klebeband vorsichtig abschneidet und alle Fetzen einsammelt, die zu Boden fallen. Dann stülpt er ihr einen Müllsack über den Kopf. Irgendwann kommt sie wieder zu sich und sieht nur Dunkelheit. Inzwischen hat ihr Todeskampf schon begonnen.
    Ein Wutstoß lässt mich die Augen aufreißen und ich sehe mein Abbild im Badezimmerspiegel – ein verzweifeltes Gesicht voller Verwirrung und Angst. Ich sinke auf die Knie, mein Kinn schlägt auf den Toilettensitz, und ich übergebe mich in die
Schüssel. Dann stolpere ich aus dem Bad ins Schlafzimmer. Die Vorhänge sind zugezogen, das Bett ist zerwühlt und ungemacht. Mein Blick wird von dem Papierkorb angezogen, in dem ein Dutzend weiße zerknüllte Papiertaschentücher liegen. Erinnerungen treiben an die Oberfläche – Elisas

Weitere Kostenlose Bücher