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Adrenalin - Robotham, M: Adrenalin - The Suspect

Adrenalin - Robotham, M: Adrenalin - The Suspect

Titel: Adrenalin - Robotham, M: Adrenalin - The Suspect Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Robotham
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Lügen und Halbwahrheiten haben ihn schrumpfen lassen.
    »Ja, sie ist schwanger.« Er lacht leise. »Armer Joe, du weißt nicht, ob du froh oder traurig sein sollst. Vertraust du ihr nicht? Da solltest du sie aber besser kennen.«
    »Ich dachte, ich würde dich kennen.«
    Im ersten Stock rauscht eine Toilettenspülung. Julianne macht sich zum Schlafengehen fertig.
    »Die Briefe, die Catherine geschrieben hat – waren die an dich?«
    Er sieht mich forschend an, sagt jedoch nichts.
    »Warum sollte Catherine mir schreiben?«
    Wieder antwortet er nicht. Ich muss dieser Sache jetzt auf den Grund gehen.
    Sein Schweigen macht mich wütend. Ich möchte einen seiner Tennisschläger nehmen und ihm die Kniescheibe zertrümmern. Das ist es! Die Antwort. Jock und ich haben die gleichen Initialen – J.O. So muss sie die Briefe adressiert haben. Sie hat sie an Jock geschrieben.
    »Das musst du der Polizei sagen.«
    »Vielleicht sollte ich denen lieber sagen, wo du bist.«
    Er meint es ernst. Innerlich will ich ihn umbringen. Ich bin den ewigen Wettbewerb leid.
    »Geht es um Julianne? Glaubst du, ich habe dir all die Jahre den Platz warm gehalten? Vergiss es! Sie wird nicht zu dir gerannt
kommen, wenn mir irgendwas passiert. Nicht, wenn du mich verrätst. Du wirst nie für dich damit leben können.«
    »Ich lebe jetzt auch für mich, das ist das Problem.« Seine Augen glänzen, und seine Oboenstimme bebt. »Du kannst dich sehr, sehr glücklich schätzen, Joe, eine Familie wie diese zu haben. Für mich hat das nie funktioniert.«
    »Du konntest nie lange genug bei einer Frau bleiben.«
    »Ich habe nicht die Richtige gefunden.«
    Frustration ist ihm ins Gesicht geschrieben, und plötzlich erkenne ich es ganz deutlich. Ich sehe Jocks Leben als das, was es ist – eine Reihe bitterer und wiederholter Enttäuschungen, in der seine Fehler und Schwächen immer wieder neu gegossen wurden, weil er die Gussform nicht sprengen konnte.
    »Verschwinde aus meinem Haus, Jock, und halte dich von Julianne fern.«
    Er sammelt seine Sachen ein – einen Aktenkoffer und eine Jacke – , dreht sich zu mir um, hält den Haustürschlüssel hoch und legt ihn auf den Küchentresen. Ich sehe, wie er einen Blick nach oben wirft, als würde er überlegen, ob er sich noch von Julianne verabschieden soll. Er entscheidet sich dagegen und geht.
    Als die Haustür hinter ihm zufällt, verspüre ich einen nagenden, hohlen Zweifel. Draußen wartet die Polizei. Er könnte es ihnen ganz einfach sagen.
    Bevor ich die Gefahr rationalisieren kann, kommt Julianne nach unten. Ihre Haare sind fast trocken, und sie trägt eine Schlafanzughose und einen Rugby-Pullover. Völlig reglos beobachte ich sie. Sie holt sich ein Glas Wasser und wendet sich der Tür in den Garten zu, um sich zu vergewissern, dass sie abgeschlossen ist. Als unsere Blicke sich treffen, kann ich in ihren Augen kein Gefühl lesen. Sie nimmt eine Skijacke, die über der Lehne eines Stuhls hängt, streift sie über und tritt hinaus.
    »Was ist mit dir passiert?«
    »Ich bin über den Zaun gefallen.«

    »Ich meine dein Ohr.«
    »Ein ungeschickter Tätowierer.«
    Sie ist nicht in der Stimmung für witzige Sprüche. »Spionierst du mir nach?«
    »Nein. Warum?«
    Sie zuckt die Achseln. »Irgendjemand hat das Haus beobachtet. «
    »Die Polizei.«
    »Nein. Jemand anderes.«
    »Jock hat gesagt, jemand hätte versucht einzubrechen.«
    »D.J. hat ihn verjagt.« Es hört sich an, als wäre er ein Wachhund.
    Das Licht, das von hinten auf ihr Haar fällt, bildet einen sanften Schein um ihren Kopf. Sie trägt die »hässlichsten Pantoffeln der Welt«, die ich ihr aus dem Souvenirladen eines Ferienbauernhofes mitgebracht habe. Ich weiß nicht, was ich sagen soll. Ich stehe einfach da und weiß nicht, ob ich die Hand nach ihr ausstrecken darf. Der Moment ist verstrichen.
    »Charlie wünscht sich ein Kätzchen zu Weihnachten«, sagt sie und zieht die Jacke enger um ihren Körper.
    »Ich dachte, das wäre letztes Jahr gewesen.«
    »Ja, schon, aber jetzt hat sie die perfekte Formel entdeckt. Wenn du ein Kätzchen willst, musst du ein Pferd verlangen.«
    Ich lache, und sie lächelt, ohne den Blick von mir zu wenden. Die nächste Frage stellt sie mit gewohnter Direktheit.
    »Hattest du eine Affäre mit Catherine McBride?«
    »Nein.«
    »Die Polizei hat ihre Liebesbriefe.«
    »Sie hat sie an Jock geschrieben.«
    Sie reißt die Augen auf.
    »Sie hatten eine Affäre, als sie beide im Marsden Hospital waren. Jock war der

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