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Adrenalin - Robotham, M: Adrenalin - The Suspect

Adrenalin - Robotham, M: Adrenalin - The Suspect

Titel: Adrenalin - Robotham, M: Adrenalin - The Suspect Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Robotham
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habe.«
    »Wir haben uns geirrt.«
    »Was soll das heißen?«
    »Ich habe gerade mit Bridget Morgan gesprochen. Ich glaube nicht, dass Bobbys Vater ihn missbraucht hat.«
    »Das hat sie dir gesagt?«
    »Sie wollte aus der Ehe raus, und er wollte nicht in eine Scheidung einwilligen.«
    »Er hat eine Abschiedsbotschaft hinterlassen.«
    »Ein Wort.«
    »Eine Entschuldigung.«
    »Ja, aber wofür?«
    Mels Stimme wird kalt. »Das ist Schnee von gestern, Joe. Lass es ruhen. Du kennst das ungeschriebene Gesetz – gehe nie zurück, klappe eine geschlossene Akte nie wieder auf. Ich habe schon genug Anwälte, die mir über die Schultern gucken, auch ohne ein weiteres verdammtes Gerichtsverfahren …«
    »Was ist mit Erskines Notizen passiert? Sie waren nicht in den Akten.«
    Sie zögert. »Vielleicht hat er darum gebeten, sie nicht darin aufzunehmen.«

    »Warum?«
    »Vielleicht hat Bobby beantragt, seine Akte einzusehen. Das steht ihm rechtlich zu. Ein Mündel darf die Berichte seines Sozialarbeiters und teilweise auch die Protokolle der Besprechungen lesen. Bei Beiträgen von Dritten wie medizinischen oder psychologischen Befunden ist das etwas anderes. Da brauchen wir die Genehmigung des Spezialisten, um die Unterlagen freizugeben. «
    »Willst du damit sagen, dass Bobby seine Akte gelesen hat?«
    »Vielleicht«, antwortet sie, um die Idee im gleichen Atemzug wieder zu verwerfen. »Es ist eine alte Akte. So was wird schnell verlegt.«
    »Hätte Bobby die Notizen aus der Akte nehmen können?«
    »Das kann nicht dein Ernst sein, Joe«, flüstert sie wütend. »Kümmere dich lieber um dich selbst!«
    »Könnte er das Video gesehen haben?«
    Sie schüttelt den Kopf und weigert sich, noch irgendetwas zu sagen. Aber ich kann nicht loslassen. Ohne ihre Hilfe geht meine brüchige und unwahrscheinliche Theorie über den Jordan. Ich rede schnell, wie aus Angst, sie könnte mich unterbrechen, und berichte von dem Chloroform, den Walen und Windmühlen, dass Bobby mich monatelang belauert hat und in das Leben aller Menschen in meiner Umgebung eingedrungen ist.
    Irgendwann steckt sie meine gewaschene Kleidung in den Trockner und gießt mein Weinglas noch einmal voll. Ich folge ihr in die Küche und schreie über den Lärm des Mixers hinweg weiter, mit dem sie warme Kichererbsen püriert. Sie gibt einen Klacks des braunen Breis auf einen Toast und würzt ihn mit zerstoßenem schwarzem Pfeffer.
    »Deswegen muss ich Rupert Erskine finden. Ich brauche seine Notizen oder seine Erinnerungen.«
    »Ich kann dir nicht mehr helfen. Ich habe schon genug getan. « Sie blickt zu der Uhr über dem Ofen.
    »Erwartest du jemanden?«

    »Nein.«
    »Wen hast du vorhin angerufen?«
    »Eine Freundin.«
    »Hast du die Polizei alarmiert?«
    Sie zögert. »Nein. Ich habe bei meiner Sekretärin Anweisungen hinterlassen. Wenn ich sie nicht binnen einer Stunde zurückrufe, soll sie die Polizei anrufen.«
    Ich blicke auf dieselbe Uhr und zähle rückwärts. »Mein Gott, Mel!«
    »Es tut mir Leid. Ich muss auch an meine Karriere denken.«
    »Vielen Dank für nichts.« Meine Kleidung ist noch nicht ganz trocken, aber ich streife mir Hemd und Hose mühsam über. Sie fasst meinen Ärmel. »Stell dich.«
    Ich wische ihre Hand weg. »Du verstehst nicht.«
    Mein linkes Bein pendelt, als ich versuche, mich schneller zu bewegen. Meine Hand liegt auf der Klinke der Haustür.
    »Erskine, du wolltest ihn doch finden«, platzt sie heraus. »Er ist vor zehn Jahren in den Ruhestand gegangen. Das Letzte, was ich von ihm gehört habe, war, dass er in der Nähe von Chester wohnt. Jemand aus der Abteilung hat ihn vor einer Weile kontaktiert. Wir haben uns unterhalten… auf den neuesten Stand gebracht.«
    Sie erinnert sich an die Adresse – ein Dorf namens Hatchmere. Vicarage Cottage. Auf einen Tisch im Flur gestützt kritzele ich die Angaben auf einen Zettel. Meine linke Hand weigert sich zu reagieren. Dann muss es eben die Rechte tun.
     
    Jeder Morgen sollte so hell und klar sein. Die Sonne wird durch das gesplitterte Heckfenster des Landrover zu einer Discokugel von Strahlen gebrochen. Mit zwei Händen an der Kurbel zwänge ich ein Seitenfenster auf und spähe hinaus. Irgendjemand hat die Welt weiß gemalt und alle Farben gelöscht.
    Ich verfluche die widerspenstige Tür, stemme sie schließlich doch auf und schwinge meine Beine ins Freie. Die Luft riecht
nach Erde und verbranntem Holz. Ich schürfe eine Hand voll Schnee und reibe ihn in mein Gesicht, um wach zu werden. Ich

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