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Adrenalin - Robotham, M: Adrenalin - The Suspect

Adrenalin - Robotham, M: Adrenalin - The Suspect

Titel: Adrenalin - Robotham, M: Adrenalin - The Suspect Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Robotham
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der näher an den Klippen liegt, und kommen in eine offene Station mit circa einem Dutzend Betten, von denen die Hälfte leer ist. Eine hagere Frau mit einem kahlen Schädel sieht auf Kissen gestützt zwei kleinen Kindern zu, die auf Malpapier am Fußende ihres Bettes kritzeln. Ein Stück weiter sitzt eine einbeinige Frau mit einer Häkeldecke im Schoß in einem Rollstuhl und sieht fern.
    Am anderen Ende der Station führen zwei Türen zu den privaten Zimmern. Der Pfleger macht sich nicht die Mühe zu klopfen. Das Zimmer ist dunkel. Zunächst sehe ich nur die Maschinen. Die Monitore und Anzeigen erschaffen eine Illusion medizinischer Herrschaft, als wäre alles machbar, wenn man nur Maschinen genau einstellt und auf die richtigen Knöpfe drückt.
    In der Mitte des Gewirrs aus Schläuchen und Leitungen liegt eine Frau mittleren Alters mit eingefallenen Wangen. Sie hat eine blonde Perücke, Hängebrüste und teerfarbene Läsionen am Hals. Ein pinkfarbenes Nachthemd bedeckt ihren Körper,
über ihren Schultern hängt eine zerrissene rote Strickjacke. Eine Lösung in einem Plastikbeutel tropft durch Schläuche, die sich in ihren Körper hinein und heraus schlängeln. Um Knöchel und Handgelenke ziehen sich dünne schwarze Ringe, die für Tätowierungen zu blass und für Blutergüsse zu gleichmäßig sind.
    »Geben Sie ihr keine Zigaretten. Sie bekommt ihre Lungen nicht frei. Und bei jedem Hustenanfall reißt sie ihre Schläuche ab.«
    »Ich rauche nicht.«
    »Gut für Sie.« Er nimmt die Zigarette, die hinter seinem Ohr klemmt, und steckt sie in den Mund. »Sie finden bestimmt alleine zurück.«
    Die Vorhänge sind zugezogen. Von irgendwoher plätschert Musik. Erst nach einer Weile fällt mir das leise spielende Radio auf ihrem Nachttisch auf, das neben einer leeren Vase und einer Bibel steht.
    Sie schläft. Ruhig gestellt. Morphium möglicherweise. Ein Schlauch kommt aus ihrer Nase, ein weiterer aus der Bauchgegend. Ihr Gesicht ist dem Beatmungsgerät zugewandt.
    Ich lehne mich an die Wand und stütze meinen Kopf ab.
    »Hier lernt man das Fürchten«, sagt sie, ohne die Augen zu öffnen.
    »Ja.«
    Ich setze mich auf einen Stuhl, damit sie den Kopf nicht wenden muss, um mich anzusehen. Sie schlägt langsam die Augen auf. Ihr Gesicht ist weißer als die Wände. Wir starren uns im Halbdunkel an.
    »Waren Sie schon mal auf Maui?«
    »Das ist in Hawaii.«
    »Ich weiß, wo das verdammt noch mal ist.« Sie hustet, und das Bett klappert. »Da sollte ich jetzt sein. In Amerika. Ich hätte als Amerikanerin geboren werden sollen.«
    »Wieso sagen Sie das?«

    »Weil die Yankees wissen, wie man lebt. Alles ist größer und besser. Die Leute lachen darüber. Nennen die Amerikaner arrogant und ignorant, aber die Yankees sind bloß ehrlich. Sie verspeisen kleine Länder zum Frühstück und scheißen sie noch vor dem Mittagessen wieder aus.«
    »Waren Sie je in Amerika?«
    Sie wechselt das Thema. Ihre Augen sind verquollen, und aus ihrem Mundwinkel sickert Speichel. »Sind Sie ein Arzt oder ein Priester?«
    »Ein Psychologe.«
    Sie lacht höhnisch. »Es lohnt sich nicht, mich noch kennen zu lernen. Es sei denn, Sie mögen Beerdigungen.«
    Der Krebs muss sehr schnell fortgeschritten sein. Ihr Körper hatte keine Zeit zu verfallen. Sie ist blass mit einem adretten Kinn, einem schlanken Hals und geblähten Nüstern. In anderer Umgebung und ohne den schroffen Ton in ihrer Stimme wäre sie noch immer eine attraktive Frau.
    »Das Problem mit Krebs ist, dass es sich nicht wie Krebs anfühlt. Eine Kopfgrippe fühlt sich an wie eine Grippe und ein gebrochenes Bein wie ein gebrochenes Bein. Aber mit Krebs weiß man es nicht, wenn man sich nicht röntgen und scannen lässt. Bis auf den Knoten, versteht sich. Wer könnte den Knoten vergessen? Fühlen Sie mal!«
    »Das ist nicht nötig.«
    »Stellen Sie sich nicht so an. Sie sind ein großer Junge. Fühlen Sie mal. Sie fragen sich wahrscheinlich, ob sie echt sind. Wie die meisten Männer.«
    Sie packt unvermittelt mein Handgelenk, und ihr Griff ist überraschend fest. Ich unterdrücke den Drang, meine Hand wegzuziehen. Sie führt sie unter ihr Nachthemd und ich greife in ihre weiche Brust. »Genau da. Fühlen Sie es? Anfangs war er so groß wie eine Erbse – klein und rund. Jetzt ist er so groß wie ein Orange. Vor sechs Monaten hat er sich auf meine Knochen ausgebreitet. Jetzt ist er in meiner Lunge.«

    Meine Hand liegt immer noch auf ihrer Brust. Sie streicht damit über ihre Brustwarze, die

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