Aelita
wiederholte er immer wieder und stampfte leicht mit dem Fuß auf.
Die Marsianer in den schwarzen Mänteln auf der Treppe traten auseinander. Es erschien ein hochgewachsener Marsianer von gebückter Haltung, ebenfalls schwarz gekleidet, mit einem langen finsteren Gesicht und langem, schmalem, schwarzem Bart. Auf seinem runden Mützchen zitterte ein goldener Kamm, welcher der Rückenflosse eines Fisches ähnlich war.
Auf einen Stock gestützt, schritt er bis zur Mitte der Treppe hinunter und blickte lange aus tief in den Höhlen liegenden dunklen Augen auf die Ankömmlinge von der Erde. Auch Losj blickte ihn an – aufmerksam und auf der Hut.
»Wie er uns anstarrt, dieser Teufel!« flüsterte Gussew. Er drehte sich zu der Volksmenge um und rief bereits ganz unbekümmert: »Guten Tag, Genossen Marsianer, wir bringen euch Grüße von den Sowjetrepubliken… Zur Anbahnung gutnachbarlicher Beziehungen….«
Die Menge ächzte erstaunt, murrte, lärmte, rückte vor. Der finstere Marsianer umfaßte mit der Hand seinen Bart und richtete den trüben Blick auf die Menge, ließ die Augen über den Platz schweifen. Und unter seinem Blick wurde das erregte Meer der Köpfe alsbald still. Er wandte sich zu den auf der Treppe Stehenden um, sagte einige Worte und wies mit dem gehobenen Stock auf das Luftschiff.
Sofort lief einer der Marsianer zu dem Schiff und sagte etwas leise und schnell zu dem sich über Bord beugenden kahlköpfigen Marsianer. Darauf ertönten Signalpfiffe, zwei Soldaten liefen an Bord, die Luftschrauben heulten auf, das Schiff erhob sich schwerfällig von dem Platz und schwebte in nördlicher Richtung über der Stadt davon.
Im himmelblauen Hain
Soazera versank weit hinter den Hügeln. Das Luftschiff flog über einer Ebene. Hier und dort waren die eintönigen Konturen von Gebäuden sichtbar, Masten und Drähte von Schwebebahnen, Schachtöffnungen, beladene, fahrende Barken auf den schmalen Kanälen.
Doch jetzt erhoben sich zwischen dem Laub der Wälder immer häufiger felsige Grate. Das Schiff senkte sich, überflog eine Schlucht und landete auf einer Wiese, die schräg gegen ein dunkles üppiges Dickicht abfiel.
Losj und Gussew nahmen ihre Säcke und begaben sich mit ihrem kahlköpfigen Reisegefährten über die Wiese hinunter zu dem Hain. Unter einem Baum hervorschießendes fein zerstäubtes Wasser schillerte in allen Regenbogenfarben über dem von der Feuchtigkeit glitzernden krausen Gras. Eine Herde kurzbeiniger Tiere mit langhaarigem Fell, weiße und schwarze, weidete auf dem Abhang. Alles war friedlich. Das Wasser rauschte leise. Ein leichter Wind wehte.
Die Tiere mit dem langhaarigen Fell erhoben sich träge, um den Menschen den Weg freizugeben, und gingen watschelnd auf ihren Bärenpfoten beiseite, dabei ihre flachen sanften Schnauzen nach ihnen umwendend. Gelbe Vögel ließen sich auf der Wiese nieder, sträubten ihr Gefieder und schüttelten sich unter der regenbogenfarbenen Wasserfontäne.
Sie kamen zu dem Hain. Die üppigen Bäume mit den hängenden Zweigen waren von durchsichtig hellem Blau. Ihre harzigen Blätter raschelten trocken. Durch die gefleckten Stämme sichtbar, kräuselte sich in der Ferne das leuchtende Wasser eines Sees. Die würzig-süße Hitze in diesem himmelblauen Dickicht verursachte ein Schwindelgefühl.
Den Hain durchschnitten viele Pfade, die mit orangefarbenem Sand bestreut waren. Da, wo sie sich kreuzten, standen auf kleinen runden Lichtungen alte, zum Teil zerbrochene, mit Flechten bewachsene große Statuen aus Sandstein. Über das Dickicht erhoben sich geborstene Säulen und die Überreste einer zyklopischen Mauer.
Der Pfad bog zum See ab. Dem Blick öffnete sich die tiefblaue Fläche, in der sich der umgekehrte Gipfel eines fernen felsigen Berges spiegelte. Im Wasser bewegte sich kaum merklich die Spiegelung hängender Baumzweige. Die Sonne strahlte in voller Pracht. An einer Uferkrümmung ragten an den Seiten einer moosbewachsenen Treppe zwei riesige sitzende Statuen auf, zum Teil geborsten und von Schlingpflanzen überwuchert.
Auf den Stufen der Treppe zeigte sich jetzt eine junge Frau. Auf dem Kopf trug sie ein gelbes, spitz zulaufendes Käppchen. Neben den plumpen Konturen des ewig im Schlaf lächelnden, mit Moos bewachsenen sitzenden Magazitl erschien sie knabenhaft schlank mit ihrer bläulichweißen Gestalt. Sie glitt aus, hielt sich an einem Steinvorsprung fest und hob den Kopf.
»Aëlita«, flüsterte der Marsianer, verdeckte die Augen mit dem Ärmel und
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