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Äon

Äon

Titel: Äon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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Reihe nach!«
    Lanier hielt ihr die Hand hin, die sie ergriff.
    »Man dichtet uns ein Verhältnis an«, sagte sie.
    »Dabei ist unsere Liebe rein platonisch«, meinte Lanier.
    Sie lachte und betupfte sich mit einem Taschentuch die Augen.
    »Wie geht’s dir, Garry?« erkundigte sie sich.
    Er antwortete nicht sofort. »Ich hab’ meine Maschine verloren, Judith. Sie war mir anvertraut…«
    »Blödsinn.«
    »Sie war mir anvertraut! Und ich tat alles, was in meiner Macht stand, um den Krieg zu verhindern. Es nützte nichts. Kann im Moment nicht genau sagen, wie’s mir geht. Vielleicht nicht gerade gut. Weiß nicht. Mach’s ihnen nicht leicht bei den Verhandlungen. Bin müde.«
    Sie tätschelte seine Hand, nickte langsam und sah ihm in die Augen. »Okay. Du hast nach wie vor mein vollstes Vertrauen. Weißt du das, Garry?«
    »Ja.«
    »Sobald sich der Staub gelegt hat, kann jeder von uns mal hinlangen bei dieser Sisyphusarbeit. Und nun erzähl mir von der Invasion und was sonst noch alles passiert ist.«
     
    Lanier hatte einen vagen Tagtraum; er träumte, er führe Mirski allein oder mit nur einem Leibwächter pro Nase durch die Bibliothek der zweiten Kammer. Als er an den Verhandlungstischen in der Cafeteria ankam, erwarteten ihn jedoch Mirski, Garabedian, zwei der drei überlebenden politischen Offiziere – Belozerski und Major Jazikow – und vier bewaffnete SST. Rasch bat er um die Teilnahme von Gerhardt und Jaeger; um ein Gleichgewicht herzustellen, schlossen sich vier Mariner der Gruppe an.
    Wortlos fuhren sie von der ersten Kammer zur Brücke der zweiten. Einer von Mirskis Soldaten saß auf der ersten Etappe der kurzen Reise hinter dem Steuer. Mirski blickte während der Fahrt durch die Stadt immer wieder zu Lanier, als wollte er ihn abschätzen, wie Lanier glaubte. Der russische Generalleutnant war ein Buch mit sieben Siegeln für Lanier; nicht einmal hatte Mirski irgendeine persönliche Regung erkennen lassen. Freilich hatte Lanier mehr Achtung vor Mirski als vor Belozerski. Mirski zeigte Vernunft, was für Belozerski ein Fremdwort war.
    Mitten auf der Brücke blieb der Laster stehen, woraufhin sich ein Mariner hinters Steuer setzte. Sie passierten das von Patricia als schrullig empfundene Einkaufsviertel und stiegen vor dem Bibliotheksgebäude aus. Ein Mariner und ein SST blieben als Bewachung für den Laster zurück. Sie bezogen jeweils auf der anderen Fahrzeugseite Stellung und mieden tunlichst jedes Gespräch.
    Gerhardt begann mittels Jaeger eine Unterhaltung mit Belozerski. Dies gab Lanier die Gelegenheit, Mirski ein paar Schritte vorauszuführen und auf das vorzubereiten, was sie erwartete.
    »Ich weiß nicht, was Ihnen von Ihren Vorgesetzten über den Stein gesagt worden ist«, begann er, »aber ich bezweifle, daß Sie alles erfahren haben.«
    Mirski blickte starr geradeaus. »Stein ist ein besserer Name als Kartoffel«, räumte er mit einem Nasenrümpfen ein. »Wenn man es Kartoffel nennt, werden Würmer aus uns, nicht? Ich habe gehört, der Stein ist von Menschen geschaffen worden.«
    »Das ist längst nicht alles.«
    »Dann bin ich mal gespannt.«
    Lanier erzählte ihm kurz die ganze Geschichte, während sie die Bibliothek betraten und über die Treppe ins Obergeschoß gingen.
    Im Magazin des Lesesaals fand Lanier russische Bestände und entnahm drei Bücher, wovon er eins – eine Übersetzung der Kleinen Geschichte des Todes – an Mirski und ein weiteres jeweils an Belozerski und Jazikow reichte.
    Belozerski hielt das Buch steif mit beiden Händen und schaute Lanier beleidigt an. »Was soll das sein?« fragte er. Jazikow öffnete sein Exemplar zögernd.
    »Lesen Sie!« sagte Lanier.
    »Dostojewski«, sagte Belozerski. Er tauschte das Buch mit Jazikow. »Und Aksakow. Und was soll daran so interessant sein?«
    »Wenn Sie einen Blick aufs Erscheinungsdatum werfen wollen, meine Herren«, sagte Lanier leise. Die Herren öffneten das Buch, lasen und klappten es heftig wieder zu.
    »Wir müssen dieses Magazin gründlich durchforsten«, sagte Belozerski. Der Gedanke schien ihn nicht gerade froh zu stimmen.
    Mirski hielt das offene Buch in beiden Händen und blätterte rasch durch die Seiten, wobei er immer wieder das Impressum aufschlug und einmal mit dem Finger über die Jahreszahl strich. Er schloß das Buch, wobei er den Daumen zwischen den Seiten behielt, klopfte mit dem Buchrücken mehrmals auf den Tisch und sah Lanier dabei an. Die Bibliothek der zweiten Kammer wirkte mit einemmal finsterer als

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