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Äon

Äon

Titel: Äon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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sonst.
    »Es wird die Geschichte eines Krieges dargestellt«, bemerkte Mirski fast als Frage. »Handelt es sich um eine exakte Übersetzung?«
    »Anzunehmen.«
    »Meine Herren, ich muß ein paar Minuten allein sein mit Mr. Lanier. Genossen Offiziere, bitte warten Sie mit General Gerhardt und seinen Leuten draußen und nehmen Sie unsere Männer mit.«
    Belozerski legte sein Buch auf einen leeren Tisch, und Jazikow folgte seinem Beispiel. »Machen Sie’s kurz, Genosse General«, riet Belozerski.
    »Es dauert, so lange es dauert«, erwiderte Mirski.
    Lanier hatte, auf eine solche Gelegenheit hoffend, eine Feldflasche halb voll Brandy mitgebracht. Nun goß er jedem einen Becher voll ein.
    »Kann ich gebrauchen«, sagte Mirski und prostete mit dem Becher.
    »Besonderer Service des Hauses«, sagte Lanier.
    »Meine politischen Offiziere würden Sie des Versuchs bezichtigen, mich alkoholisieren und aushorchen zu wollen.«
    »Von dem bißchen wird man nicht betrunken«, meinte Lanier.
    »Leider. Ich verkrafte das nicht.« Mirski prostete mit dem leeren Becher zweimal in den Lesesaal hinein. »Sie können so was vielleicht verkraften – ich nicht. Es erschreckt und beängstigt mich.«
    »Mit der Zeit werden Sie lernen, es zu verkraften«, sagte Lanier. »Es macht einem Angst, aber läßt einen nicht mehr los.«
    »Sie wissen schon ‘ne Weile davon?«
    »Seit zwei Jahren.«
    »Ich glaube, ich werde es anderen überlassen, hier auf Entdeckungsreise zu gehen. Meine Leute werden nun freien Zugang haben – ohne Einschränkung, ein jeder, ob Mannschaft oder Offizier, richtig?«
    »So lautet unsere Übereinkunft.«
    »Wo haben Sie Russisch gelernt? In der Schule?«
    »In der Bibliothek der dritten Kammer«, antwortete Lanier. »Hat nur gute drei Stunden gedauert.«
    »Sie sprechen akzentfrei wie ein Moskauer. Einer, der vielleicht ein paar Jahrzehnte in Übersee gelebt hat, aber immerhin… Könnte ich Englisch auch so rasch lernen?«
    »Anzunehmen.«
    Lanier teilte den letzten Rest Brandy zwischen ihnen auf, und sie prosteten sich zu.
    »Sie sind ein seltsamer Mann, Garry Lanier«, sagte Mirski ernst.
    »So?«
    »Ja. Sie sind nach innen gekehrt. Sie beobachten andere, zeigen von sich aber nichts.«
    Lanier reagierte nicht darauf.
    »Da, sehen Sie?« Mirski lächelte. »So sind Sie.« Mit einemmal setzte der Russe wieder seine skeptische Miene auf. »Warum haben Sie nicht von Anfang an die Welt davon in Kenntnis gesetzt?«
    »Wenn Sie sich hier und in der dritten Kammer ein bißchen vertrauter gemacht haben, dann fragen Sie sich, wie Sie gehandelt hätten.«
    Diesmal war Mirski es, der nicht reagierte. »Es bestehen tiefe Zerwürfnisse zwischen unseren Völkern«, sagte er, »die sich nicht ohne weiteres aus der Welt schaffen lassen. Vorerst ist mir dieser Ort ein Rätsel. Ebenso rätselhaft ist unsre Position hier und eure. Meine Unwissenheit ist gefährlich, Mr. Lanier. Deshalb will ich hierher kommen oder in die andere Bibliothek, sobald es meine Zeit erlaubt, und mich bilden. Und ich will Englisch lernen mit Ihrer Methode, wenn es geht. Aber um einer allgemeinen Verwirrung vorzubeugen, sollten meiner Meinung nach nicht alle meine Leute hereingelassen werden. Wäre es nicht klug, wenn Sie ähnliche Beschränkungen festsetzen könnten?«
    Lanier schüttelte den Kopf und fragte sich, ob Mirski der Widerspruch in sich auffiel. »Wir sind hier, weil wir den alten Trott brechen, nicht wieder in Gang setzen wollen. Was mich angeht, so sei sie offen für alle.«
    Mirski sah ihn ungemütlich lange an und stand dann auf. »Vielleicht«, meinte er. »Ihnen fällt so eine Aussage leichter. Meine Leute sind es nicht gewohnt, informiert zu sein. Für manchen meiner Offiziere mag diese Vorstellung ein Alptraum sein. Andere werden nichts von alledem glauben… sondern an einen amerikanischen Trick denken. Ein tröstlicher Gedanke.«
    »Aber Sie wissen, daß es nicht so ist.«
    Mirski tippte auf das Buch. »Wenn eine Wahrheit gefährlich ist«, sagte er, »dann ist sie vielleicht nicht wahr genug.«
     
    Der Geländestreifen in der zweiten Kammer, wo Mirskis Bataillon gelandet war, nahm nun die Toten auf. Einhundertsechs amerikanische, britische und deutsche Soldaten waren gefallen und lagen nun in alubeschichteten Säcken an einem langen Graben aufgereiht, der mit einem Bagger des archäologischen Teams ausgehoben worden war. Dreihundertzweiundsechzig Sowjets lagen in vier eigenen Gräben aufgereiht. Weitere achtundneunzig Sowjets und zwölf

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