Äon
bis sie einrastete. Dann hantelte sie durch den Gang zurück und klemmte sich mit dem Knie an seinem Sitz fest.
»Tut mir leid…«, begann Lanier.
»Unsinn«, sagte Farley. Sie öffnete den Reißverschluß ihres Overalls und zog ihn aus. Darunter trug sie ein T-Shirt mir dem chinesischen Aufdruck
auf der Brust, der »Wal« bedeutete, wie der Stein bei den Chinesen hieß. Dann zog sie den weißen Baumwollschlüpfer aus.
Lanier verfolgte das mit Entsetzen.
»Du hättest schon eher was sagen sollen«, hielt sie ihm vor. »Alles, was dich davon abhält, klar zu denken, ist unserer Mission abträglich.« Damit schlüpfte sie aus dem T-Shirt und verstaute sämtliche Kleider in der Tasche an der Rücklehne.
Er zog seinen Overall aus, wobei er nervös zur Cockpittür blickte. Sie lag auf dem Rücken auf den zwei einander zugewandten Sitzen. Die Bremsbeschleunigung des Röhrengleiters vermittelte ein komisches, aber deutliches Gefühl für die Richtung. »Du hast aber nie versucht, Kontakte zu knüpfen«, sagte Farley, ergriff seine Hand und zog ihn auf sich. »Doch nicht, weil du schüchtern bist, was?«
Lanier bekam Herzklopfen, als er ihren Busen berührte. »Hab’ noch nie jemand dringender gebraucht«, keuchte er.
»Na, dann los!« sagte sie und öffnete sich ihm.
Carrolson stieg über die Strickleiter den Mittelgang hinauf. Farley und Lanier hatten sich angezogen und gegenüber gesetzt. »In zehn Minuten sind wir da«, sagte Carrolson mit undurchdringlichem Gesicht. Sie blickte zu Farley, drehte dann den Kopf zu Lanier, behielt aber den Blick noch kurz auf Farley. »Scheint die gleiche Wand wie die letzte zu sein, wobei diese allerdings höher über die Atmosphäre ragt und eine kleinere Öffnung – nicht mehr als hundert Meter – um die Singularität hat. Wir sollten jedoch die gleichen Tests wie das letzte Mal machen.«
»Einverstanden«, sagte Farley.
»Garry…« begann Carrolson und musterte ihn gespannt.
»Was denn?«
»Ach nichts.« Sie stieg die Leiter hinunter und verschwand im Cockpit.
»Herrgott, ist das peinlich«, flüsterte Lanier.
»Was schämst du dich? Weil du nur ein Mensch bist?« bemerkte Farley.
»Ich habe eine Verantwortung«, erwiderte er.
»Die hat ein jeder auf dem Stein«, sagte sie. »Trotzdem wurde viel getechtelgemechtelt, solange ich auf dem Stein war.«
Trotz seiner Verlegenheit lachte er. »Getechtelmechtelt heißt das?«
»Ja, ja. Sag bloß nicht, das ist dir nicht aufgefallen.«
Er schüttelte den Kopf. »Nein, ehrlich nicht. Der Boss kriegt immer am wenigsten mit.«
»Nur wenn er blind durchs Leben geht. Ich wette, Hoffman entgeht so was nicht.«
»Also gut, ich bin also… was weiß ich. Ich bin nicht prüde, vielleicht ein bißchen unschuldig.«
»Unschuldig schon gar nicht«, meinte Farley und berührte ihn am Arm. »Und keine Sorge. Du bist nach wie vor der Boss.«
39. Kapitel
Vielgorski hatte Mühe, Fassung zu bewahren. Er schwitzte ordentlich und stank. Seine Stimme war heiser. Er tat Mirski fast leid.
Der dunkle Eingang zur Bibliothek der dritten Kammer tat sich respektgebietend auf, und Pogodin und Pritikin trieben den Gefangenen vorwärts, indem sie ihn hin und wieder an empfindlicher Stelle mit dem AKV anstupsten. Mirski spazierte hintendrein.
»Hier haben Sie also Ihre Zeit verplempert«, rief Vielgorski über die Schulter zurück.
»Und Sie waren nie hier?« fragte Mirski und tat erstaunt. »Eine gewisse Neugier hätte ich ihnen unbedingt zugetraut.«
»Ist sinnlos«, erwiderte Vielgorski. »Hier ist alles mit amerikanischer Propaganda durchsetzt. Es wäre schade um die Zeit.«
Mirski lachte empört. »Sie Ärmster«, sagte er. »Die Leute, die dieses Raumschiff bauten, waren ebensowenig Amerikaner wie Sie oder ich.« Sie hielten vor den Sitzreihen mit den Chromkügelchen an.
»Auch wenn Sie mich töten, Belozerski und Jazikow sind durchaus in der Lage, ohne mich weiterzumachen«, erklärte Vielgorski.
»Ich werde Sie nicht töten«, erwiderte Mirski. »Wir sind alle aufeinander angewiesen. Nehmen Sie bitte Platz!«
Vielgorski blieb steif stehen.
»Die Stühle beißen nicht«, meinte Pogodin und stupste ihn wieder.
»Ihr könnt keine Gehirnwäsche mit mir machen«, entrüstete sich Vielgorski.
»Nein, aber vielleicht etwas Bildung verschaffen. Also setzen!«
Vielgorski ließ sich auf den nächstbesten Platz nieder und musterte mißtrauisch das Chromkügelchen. »Ihr wollt mich zwingen, Bücher zu lesen? Das ist ja
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