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Äon

Äon

Titel: Äon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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Wartungsfahrzeug und den Bürgermeister von Axis Nader zurück und wurden nun vom neomorphen Minister der Central City und Senator Prescient Oyu begleitet. Olmy hieß sie am breiten, runden Eingang zum Hexamon Nexus willkommen. In der Kammer herrschte ringsum großes Durcheinander: Homomorphe, Neomorphe, teils mit über der Schulter gehißter amerikanischer Flagge und im Zentrum beim Rednerpult zwei große, lebensecht piktographierte Flaggen der Republik China und der Vereinigten Staaten von Amerika.
    Jubel und Musik hießen sie stürmisch willkommen.
    Carrolson hakte sich beim blinzelnden Heineman ein, als sie von Olmy und Ram Kikura übers Traktionsfeld hereineskortiert wurden. Prescient Oyu, schön und anmutig wie keine andere, hakte sich bei Lanier und Patricia ein, während der Minister der Central City an Farleys Seite hereindefilierte.
    Lanier bemerkte, daß sich verschiedene Senatoren – oder waren’s Corpreps? – mit Hammer und Sichel schmückten. Und dann standen sie in der Mitte des Nexus. Die Senatoren und Corpreps wurden leise, die Zurschaustellungen ausgeblendet.
    Direktor Hulane Ram Seija trat ans Rednerpult und teilte dem Nexus mit, daß sich die Gäste bald zum Frant-Tor begeben würden, um den Handel im Weg zu sehen. Anschließend würden sie von Senator Prescient Oyu zu ihrem Vater gebracht, der derzeit die Vorbereitungen für eine Toreröffnung bei 1.3 x 9 leite.
    Lanier war zum Sprecher der Gruppe gewählt worden. Suli Ram Kikura hatte – gegen Olmys Einwand – vorgeschlagen, daß er die Gelegenheit nütze, um sein Anliegen vorzutragen.
    Nervös näherte er sich übers Traktionsfeld dem Rednerpult, wo er die Armillarringe erhielt.
    Er blickte nach allen Seiten – und zurück – und fing dann an:
    »Es ist nicht einfach, soll man zu seinen Nachkommen sprechen. Da ich keine Kinder habe, bezweifle ich, mit einem von Ihnen auch nur entfernt verwandt zu sein. Und dann ist da natürlich die Sache mit den andern Welten. Wenn ich das anspreche, komme ich mir vor wie ein Steinzeitmensch, der sein erstes Flugzeug – oder gar Raumschiff – sieht. Wir sind in einem völlig anderen Element. Obwohl man uns hier willkommen geheißen hat, sind wir hier nicht… daheim.«
    Er blickte kurz zu Patricia, deren Miene bange Erwartung verriet. Was erwartete sie?
    »Unsere Heimat, unsere wahre Heimat, liegt in Schutt und Asche. Das ist unsere Tragödie, unsere gemeinsame Tragödie. Für Sie besteht kein direkter Bezug zur Geschichte des Todes, aber wir sind unmittelbar davon betroffen. Es quält uns die Erinnerung, bedrückt uns der Kummer, der vielleicht ein Leben lang andauern wird.« Was gesagt werden mußte, wurde ihm nun klar, als hätte er – vielleicht unbewußt – seit Tagen darüber nachgedacht.
    »Die Erde ist unsere Heimat, unsere gemeinsame Wiege. Nun ist sie ein Ort des Todes und des Schreckens, wogegen wir machtlos sind.
    Nicht aber ihr. Wenn ihr uns feiert und unseren unwahrscheinlichen Auftritt in eurer Kammer zelebriert, dann ist es doch nur recht und billig, wenn ihr uns helft. Die Erde braucht unbedingt eure Hilfe. Vielleicht können wir die Geschichte umschreiben und korrigieren…« Er hielt inne. »Kehren wir zusammen heim!« fügte er heiser hinzu.
    In der ersten Sitzreihe lauschte der Rede Olmy, der ein einziges Mal nickte. Unmittelbar dahinter in der zweiten Reihe legte Oligand Toller, der Anwalt und Repräsentant des Präsidenten in dieser Sitzung, die gefalteten Hände in den Schoß und verzog keine Miene.
    »Kehren wir heim!« wiederholte Lanier. »Eure Vorfahren brauchen euch!«

 
56. Kapitel
     
    Pletnew atmete prustend aus und wischte sich mit einem Handtuchfetzen übers rote Gesicht, nachdem er die Axt in einen Baumstumpf getrieben hatte. Ein paar Meter weiter waren gekerbte Stämme gestapelt, die aufs Zusammensetzen zu einer Hütte warteten. Pletnew hatte außerdem einen Trog gezimmert, in dem er Schlamm anrührte, den er zwischen die Balkenritze schmierte, und in Ufernähe eine Lichtung in den Wald gehauen.
    Neben ihm standen mit verschränkten Armen Garabedian und Annenkowski und beobachteten aufmerksam das Gelände.
    »Wollt ihr damit sagen«, begann Pletnew und schnaufte wieder prustend aus, »er hat sich dermaßen geändert, daß auf ihn kein Verlaß mehr ist?«
    »Er konzentriert sich nicht auf seine Führungsaufgabe«, erklärte Annenkowski. »Er behindert uns.«
    »Behindert uns inwiefern?«
    »Zum einen«, fuhr Annenkowski fort, »behandelt er Vielgorskis

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