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Äon

Äon

Titel: Äon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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nächsten Tagen werdet ihr mehr über den Weg erfahren und unsere Mission hier – mehr als die Datensäule euch hätte sagen können. Ich begleite euch, und Suli Ram Kikura und ich werden alles in unsrer Macht Stehende tun, um euren Fall günstig zu entscheiden – zum einen, weil es nur gerecht ist, und zum andern, weil ich glaube, daß dem Nexus auch dient, was euch dient.«
    Lanier schaute zu den andern vier, wobei sein Blick bei Farley und schließlich Patricia verweilte. Farley lächelte ermutigend; Patricias Ausdruck war weniger eindeutig.
    »Wir sind bereit, in einem vernünftigen Rahmen für genau sieben Tage mit euch zu kooperieren«, erklärte Lanier. »Falls nicht sichtbar ist, daß unseren beiderseitigen Interessen gedient wird, und falls uns die Kommunikation mit der Thistledown nicht gestattet wird, verweigern wir jede Zusammenarbeit. Ich weiß nicht, inwiefern das eine Drohung für euch ist«, fuhr er fort, wobei er tief Luft holte. »Immerhin ist uns bekannt, daß ihr computererzeugte Doppelgänger von uns produzieren und zu allem mißbrauchen oder gar identische Androiden herstellen könnt. Aber das ist unsere Position.«
    »Einverstanden«, meinte Olmy. »Sieben Tage.«
    Olmy und Ram Kikura zogen sich zurück. Heineman schüttelte langsam den Kopf und schaute zu Lanier. »Und?«
    »Wir studieren erst mal weiter«, sagte Lanier, »und warten den rechten Augenblick ab.«
     
    Hoffman stand vor dem kleinen Spiegel in ihrem »Kabäuschen«, wie sie ihr Zimmer im Frauenbungalow mittlerweile nannte. Sie stellte fest, daß sie gar nicht so schlecht aussah. In den letzten Tagen hatte sie besser geschlafen.
    Die Selbstmordrate hatte abgenommen; ihre Leute – das waren für Hoffman sowohl die Militärpersonen als auch Zivilisten – schienen sich mit ihrem Los abzufinden und schmiedeten schon Pläne, das Shuttle und einige der russischen Schwertransporter instandzusetzen, um vielleicht zum Mond zu trecken. Hie und da wurde sogar von einer Expedition zur Erde geredet; Gerhardt und Rimskaya waren in dieser Richtung führend.
    Rimskaya hatte sich erstaunlich rasch von seinem »Ausfall«, wie er das nannte, erholt; die Sache war ihm sehr peinlich gewesen, und er hatte paradoxerweise verlangt, daß man aufhöre, so verständnisvoll zu sein. »Seid so streng mit mir, wie ich’s mit euch wäre!« hatte er gefordert.
    Hoffman übertrug ihm die Logistik. Als schulmeisterlich strenger Verwalter der Versorgungsproblematik würde er ihr diese Sorge abnehmen. Rimskaya schien unter der neuen, arbeitsintensiven Aufgabe geradezu aufzublühen.
    Die Hauptsorge war derzeit das Schicksal der Röhrengleiterexpedition.
    Mit der Rückkehr von Mirski und dem Verschwinden der drei politischen Offiziere gestaltete sich die Zusammenarbeit mit den Russen immer einfacher. Dann war da noch das Problem des Frauenmangels: es hatte zwei Vergewaltigungen und einige Vergewaltigungsversuche gegeben. Viele Soldaten – sowohl der NATO als auch der Sowjets – hatten kleine Waffen gespendet für die Frauen; sie hatten davon noch keinen Gebrauch machen müssen.
    In einer Stunde war Hoffman mit Mirski in der vierten Kammer verabredet. Es war ihr zweites Treffen seit seiner Rückkehr, und die Themenliste war lang, enthielt aber keine unüberwindlichen Probleme.
    In Begleitung von Beryl Wallace und zwei Marinern fuhr sie mit der Bahn von der ersten zur vierten Kammer, wo sie im NATO-Lager in einen Laster umstiegen. Das russische Lager hatte sich während Mirskis Abwesenheit auf drei Camps erweitert und bedeckte nun einen langen Uferstreifen und zwei Inseln. Zwei große Floße waren aus Stämmen gezimmert worden, und man versuchte sich sogar im Schiffsbau.
    Die Fahrt durch den Wald war ein Vergnügen für Hoffman. Das »Festland-Lager« der Russen lag etwa vierzig Kilometer vom NATO-Lager entfernt. Die von den Steinlern gebaute Straße zog sich durch holpriges Gelände mit dichtem Wald ringsum. Es fiel sogar leichter Regen, der von den Scheiben perlte.
    Das russische Festland-Lager glich einem alten Western-Fort. Aus hohen, von Ästen und Rinde befreiten Schößlingen war hinter einem hohen Erdwall ein Palisadenzaun errichtet worden. Russische Soldaten schoben vor dem Laster die Tore auf und zogen sie sogleich wieder zu.
    Das erste, was Hoffman ins Auge stach, war ein Galgen in der Mitte eines Rechtecks, der zum Glück leer war.
    Die Blockhütten waren zum Teil noch im Bau; das ehrgeizigste Projekt war dabei ein dreigeschossiges Gebäude, das einem

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