Äon - Roman
Spezialeinsatzkommandos sicherten das Gelände. Niemand Spezialeinsatzkommandos sicherten das Gelände. Niemand von ihnen kannte die tatsächlichen Hintergründe. Sie alle gingen von einem terroristischen Angriff aus, bei dem neue, die Psyche verändernde Kampfmittel verwendet wurden.
Roland Singerer wusste es besser.
Der SEK-Einsatzleiter, ein kräftig gebauter Mann in mittleren Jahren, wartete bereits mit einer Gruppe aus sieben Männern, die ihre Waffen überprüften. »Harbach«, stellte er sich vor und streckte die Hand aus.
Singerer schüttelte sie und nannte seinen Namen - sein direkter Vorgesetzter Tanner, der als Regionaldirektor von Hannover aus die Koordinierungsarbeit für das Innenministerium leitete, hatte ihn angekündigt. »Ich begleite Sie ins Gebäude«, sagte er.
Der Offizier richtete einen kurzen, prüfenden Blick auf ihn und nickte dann. »Was genau erwartet uns dort drin?«
Singerer öffnete den Kofferraum des Wagens, mit dem er gekommen war. Ein ABC-Schutzanzug aus den Beständen des Spezialeinsatzkommandos mit der dazugehörenden Ausrüstung
lag dort, und er streifte ihn rasch über, nachdem er Hose und Jacke ausgezogen hatte. Er sollte vor einer Kontamination schützen. »Im schlimmsten Fall etwa fünfundzwanzig Amokläufer«, sagte er, legte den Waffengürtel an und setzte den Helm mit dem integrierten Mikrofon auf.
»Bewaffnet?«, fragte der Einsatzleiter knapp.
Singerer zögerte, dachte an die Quarantänestationen und ihre Ausstattung. Insgesamt sechs Wächter hatten zu Dr. Ritters Personal gehört, vier Männer und zwei Frauen, denen Schusswaffen zur Verfügung standen. Wenn die Kontaminierten sie erbeutet hatten, waren sie noch gefährlicher. Er wies Harbach darauf hin. »Wissen Sie, wie es in dem Gebäude aussieht?«, fragte er dann.
»Ihr Verein hat uns entsprechende Pläne zur Verfügung gestellt«, sagte Harbach.
Es klang neutral. Singerer hörte weder Sarkasmus noch Spott. »Wie wollen Sie vorgehen?«
»Vier Gruppen«, sagte der Einsatzleiter knapp. »Eine von jeder Seite. Zwei für das Erdgeschoss und die oberen Etagen. Nummer drei und wir nehmen uns die Kellergeschosse vor, aus zwei verschiedenen Richtungen.«
Singerer überprüfte das Funkgerät am Gürtel. »Unterschätzen Sie die Kontaminierten nicht.« Wahrscheinlich erübrigte sich der Hinweis, denn diese Leute waren Profis, aber er wollte nicht darauf verzichten. »Sie reagieren wesentlich schneller als normale Menschen und können erstaunlich viel Kraft entwickeln. Und sie nehmen nicht die geringste Rücksicht auf sich selbst. Gibt es irgendwelche Nachrichten aus der Klinik?«
»Seit den ersten Meldungen haben wir nichts mehr gehört«, sagte Harbach. Er setzte seinen eigenen Helm auf und zog den
Riemen fest. Wie seine Leute trug er einen dickeren, besonders strapazierfähigen Schutzanzug, darüber auch noch eine schusssichere Weste. »Drei Personen haben die Klinik verlassen und sind auf dem Parkplatz zusammengebrochen. Wir hätten ihnen vielleicht helfen können.«
Diesmal hörte Singerer so etwas wie Kritik. Er wusste, dass die Einsatzgruppen die Anweisung erhalten hatten, das Gelände nur abzuriegeln und unter allen Umständen zu verhindern, dass jemand den Kordon durchbrach. Sie hätten bis zu seinem Eintreffen warten sollen.
»Gehen wir«, sagte er nur.
Harbach gab seinen Männern ein Zeichen, und sie liefen los, die Waffen schussbereit in den Händen. Singerer folgte ihnen in einem Abstand von einigen Metern, schloss das Helmvisier und schaltete das Funkgerät ein. »Wir sind unterwegs«, meldete er.
»Ich sehe Ihre Bilder«, ertönte die Stimme von Ernst Tanner aus dem kleinen Lautsprecher im Helm, und er meinte damit das, was die in den Helm integrierte Kamera über die sichere Verbindung übertrug. Seinen Vornamen trug der Regionaldirektor zu Recht: Singerer hatte ihn nie lachen hören und bei ihren beiden Begegnungen auch nie lächeln sehen.
»Was wissen wir über die Situation in der Klinik?«, fragte Singerer, als sie sich dem Parkplatz näherten. Weiter vorn lagen drei Personen reglos neben den abgestellten Wagen auf dem Asphalt. Im Gebäude selbst regte sich nichts.
»Die automatischen Sensoren meldeten einen Siegelbruch in den Quarantänestationen.«
»In mehreren Stationen gleichzeitig?«
»Fast zur gleichen Zeit, ja.«
»Das klingt nach einer geplanten Aktion«, sagte Singerer und fragte sich, ob er eine zusätzliche Warnung an Harbach richten sollte.
»Ich fürchte, die Bedrohung
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