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Äon - Roman

Titel: Äon - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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Sekunden erreichen konnte. Normalerweise wäre das nicht möglich gewesen, aber in einigen Leitungssystemen war der Druck inzwischen so sehr angestiegen, dass die mechanischen Sicherheitssysteme diese Art des Druckausgleichs zuließen.
    Ein zorniges Zischen gesellte sich dem Heulen der Sirenen hinzu.
    Hendrik wartete und spürte, wie seine Unruhe immer mehr
wuchs. Noch immer erschienen seltsame Bilder vor seinen Augen, manchmal begleitet von Stimmen und Geräuschen, die ihm seltsam vertraut waren. Die Stimmen schienen ihn zu rufen …
    Eine Etage weiter oben platzten Leitungen. Öl spritzte aus einigen, Erdgas fauchte aus anderen.
    Hendrik lächelte zufrieden, als er begriff, dass es so weit war. Der Augenblick der Befreiung kam.
    Er hob die Pistole und schoss.
    Der Treibsatz der Signalrakete zündete, und einen Sekundenbruchteil später entzündete sich das aus den Ventilen zischende Erdgas.
    Die Explosion zerfetzte nicht nur Hendrik, sondern auch Tausende von Tonnen Stahl und Beton.

10
    Hamburg
    D ie kleine Wohnung war verwüstet, ihr Mobiliar zerstört - jemand hatte sich mit einer Kettensäge ausgetobt und kaum etwas heil gelassen. Kommissar Torensen sah sich das Chaos an, in dem die Leute von der Spurensicherung nach Hinweisen suchten. Sein Assistent kam ihm entgegen.
    »Schon wieder einer von diesen irren Fällen«, sagte Lothar Mehrendorf. Er war fünfzehn Jahre jünger als Torensen, etwas kleiner und fast zwanzig Kilo schwerer. Wenn die Temperatur unter fünfzehn Grad sank, trug er immer einen Rollkragenpullover, und das war auch an diesem Nachmittag der Fall. »Der Typ muss völlig durchgeknallt sein. Die Nachbarn haben die Polizei verständigt, als der Lärm begann. Als die Beamten hier eintrafen, war er gerade erst tot.«
    Torensen trat zum Fenster und blickte einige Sekunden lang hinaus zum nahen Volkspark. Dann drehte er sich um, zu Chaos und Blut. »Ich werde langsam zu alt für diesen Mist«, sagte er leise. Und etwas lauter: »Na schön, Lothar. Die übliche Routine.«
    Mehrendorf holte seinen PDA hervor, und der Kommissar fragte sich, ob es - außer ihm - noch jemanden gab, der altmodische Notizblöcke verwendete. »Albrecht Darnwald,
zweiunddreißig, ledig, lebte allein. Ein alter Bekannter von uns. Wir kennen ihn aus dem Drogen- und Rotlichtmilieu von St. Pauli.«
    »Eine große Nummer?«, fragte Torensen, der sich nicht an den Namen erinnerte. Langsam ging er durch die kleine Wohnung und sah sich alles aus der Nähe an, ohne die forensischen Experten zu behindern. Ein Tuch lag auf dem Toten, und der Blick darunter verursachte ihm Übelkeit. Offenbar hatte Albrecht Darnwald versucht, sich mit der Kettensäge den Kopf abzuschneiden, und es war ihm fast gelungen. »Lieber Himmel«, sagte er leise, zog das Tuch wieder über den halb abgetrennten Kopf und richtete sich auf.
    »Kein hübscher Anblick, ich weiß«, erwiderte Mehrendorf. »Was deine Frage betrifft: Nein, er war ein kleines Licht. Hat nicht viel Geld gemacht und war, was die Drogen anging, selbst sein bester Kunde. Aber vor einigen Jahren scheint er den Absprung geschafft zu haben. Er nahm an einem Rehabilitierungsprogramm teil, ging auf Entzug und fing ein neues, ehrliches Leben an.«
    »Das gibt es tatsächlich?«, brummte Torensen und setzte den Weg durch die Wohnung fort.
    »Es kommt vor«, sagte Mehrendorf. »Er arbeitete als Fahrer für eine Speditionsfirma, hoch nach Dänemark, Schweden und Norwegen, manchmal auch in Richtung Osten, zum Baltikum.«
    »Fremdverschulden scheidet aus?«
    »Darauf deutet bisher alles hin. Einer von diesen irren Fällen, wie ich schon sagte. Wieder ist jemand total ausgerastet und hat sich umgebracht.«
    Torensen sah sich erneut in der Wohnung um, in der nichts heil geblieben war. Der Mann hatte sogar die Wände mit der
Kettensäge bearbeitet. »Wir können von Glück sagen, dass er hier übergeschnappt ist und nicht woanders, in einem Kaufhaus oder an einem anderen Ort mit vielen Menschen.«
    »Interessanter Hinweis«, sagte Mehrendorf, als sie noch einmal neben dem Toten unter dem Tuch stehen blieben. »Hast du das von der › Ocean Queen ‹ gehört?«
    Torensen sah seinen Assistenten fragend an.
    »Eine Bohrinsel östlich der Shetlandinseln. Heute Morgen hat jemand versucht, sie in die Luft zu sprengen.«
    Der Kommissar schüttelte den Kopf. »Ich habe noch keine Nachrichten gesehen.«
    »Die Aufnahmen der Überwachungskameras zeigen, dass der Anschlag von einem Wartungstechniker aus Lerwick verübt

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