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Äon - Roman

Titel: Äon - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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Mist! Vielleicht habe ich ihn verloren, als ich Krystek gefolgt bin.«
    Irgendwo erklang eine Sirene, und ihr Heulen schien näher zu kommen.
    »Fahr los, Anna!«
    »Und wenn er den Zettel hat?« Anna deutete auf Ferdinand Benjer, der noch immer benommen am Straßenrand stand.
    Sebastian spielte mit dem Gedanken, aus dem Wagen zu springen und den Interpol-Mann zu durchsuchen, aber das hätte wertvolle Zeit gekostet - das Heulen der Sirene kam immer näher.
    »Verschwinden wir von hier, Anna.« Sebastian hob die Hand zur Stirn, als sie den ersten Gang einlegte und Gas gab. »Anatoli Pawel Pawlowitsch, so lautet der Name, aber die Adresse … Er wohnt in … Jugla, im Osten von Riga. Die Straße heißt … Bickernike.« Er stöhnte leise. »Oder so ähnlich.«
    Anna warf ihm einen Blick zu. »Es könnte eine lange Suche werden.«

    »Ich schätze, wir haben nichts Besseres zu tun, oder?«, erwiderte Sebastian bitter. »Vielleicht fällt mir die Adresse wieder ein, wenn ich mich ein wenig beruhigt habe.« Er deutete nach vorn. »Fahr.«

30
    Hamburg
    A ls Wolfgang Kessler erwachte, sah er über sich ein Gesicht, das er lieber nicht gesehen hätte.
    »Wie geht es Ihnen?«, fragte Roland Singerer.
    Kessler stellte fest, dass er in einem Bett lag, das in einem Krankenzimmer stand. »Wo bin ich hier?«, fragte er erschrocken und fürchtete plötzlich, dass er sich in der Klinik befand, von der Krokus berichtet hatte.
    »Im Allgemeinen Krankenhaus Sankt Georg«, sagte Singerer. Er trug einen Anzug, stellte Kessler fest, aber keine Krawatte, und der oberste Knopf des Hemds war geöffnet. Das dunkle Haar mit den wenigen grauen Strähnen lag nicht ganz so perfekt wie sonst.
    Kessler blickte zum Fenster - draußen war es dunkel. Er zog den linken Arm unter der Bettdecke hervor und schaute auf die Uhr. Fast Mitternacht.
    »Habe ich Sie aus dem Bett geholt?«, fragte er und bewegte auch den rechten Arm. Alles in Ordnung. Beim linken Bein sah die Sache anders aus. Der Versuch, es zu bewegen, verursachte ihm stechenden Schmerz, und er verzog das Gesicht.
    »Sie hatten einen Autounfall, erinnern Sie sich?«, sagte Singerer. Er saß auf einem Stuhl rechts neben dem Bett. »Und ja,
Sie haben mich tatsächlich aus dem Bett geholt. Beziehungsweise die Polizei, die Sie angerufen haben. Wie es scheint, können Sie von Glück reden, noch zu leben.«
    Die Tür öffnete sich, und eine ältere, dickliche Krankenschwester kam herein. »Fragen Sie ihn, wie es ihm geht«, wandte sich Singerer an sie. »Mir antwortet er nicht.«
    »Es geht mir … einigermaßen.« Kessler beobachtete, wie die Krankenschwester zur linken Seite des Bettes ging und die Infusion überprüfte, deren Schlauch zu seiner Armbeuge führte. »Was ist mit meinem Bein?«
    »Starke Prellungen und eine Fraktur«, erwiderte die Frau knapp. Sie legte eine Tablette neben das Glas Wasser auf dem Nachtschränkchen. »Nehmen Sie das, falls Sie Schmerzen haben.« Sie kehrte zur Tür zurück, blieb dort noch einmal stehen und richtete einen strengen Blick auf Singerer. »Die Besuchszeit ist längst vorbei.«
    »Ich weiß. Ich gehe gleich. Versprochen.«
    Die Krankenschwester nickte großzügig und verließ das Zimmer.
    »Hier werde ich mich bestimmt wohlfühlen«, brummte Kessler und drehte den Kopf zur Seite. »Haben Sie den Verfolger erwischt?«
    »Nein. Was ist passiert? Erzählen Sie es mir, in allen Einzelheiten.«
    Kessler trank einen Schluck Wasser, ohne die Tablette zu nehmen, berichtete dann davon, wie die Tür seines Büros in der Zack! -Redaktion aufgesprungen war und er das Gebäude verlassen hatte, begleitet von dem Gefühl, nicht allein zu sein. Er schilderte die Verfolgungsjagd und den Schuss auf seinen Wagen.

    »Es wurde sogar zweimal auf Sie geschossen«, sagte Singerer mit der für ihn typischen ruhigen Kühle. »Zum zweiten Schuss kam es kurz vor Ihrem Unfall. Die Kugel durchschlug den Fahrersitz und blieb im Armaturenbrett stecken. Zehn Zentimeter weiter nach links, und Sie lägen jetzt nicht in diesem Bett, sondern in einem Sarg.«
    Kessler schauderte, und vor seinem inneren Auge spulten sich einige der schrecklichen Szenen erneut ab. »Es waren zwei«, sagte er. »Einmal öffnete sich die Beifahrertür, und jemand stieg aus. Es saßen zwei Personen in dem Wagen.« Er zögerte kurz und fügte hinzu: »Warum? Warum sollte mich jemand töten wollen?« Er richtete einen fragenden und auch argwöhnischen Blick auf Singerer.
    »Vielleicht glaubt jemand, dass Sie zu

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