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Aeon

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Titel: Aeon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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7:50 Uhr. Er fühlte sich wie gelähmt. Der Dialog in seinem Kopf setzte sich fort. Er versuchte, mit dem Unerhörten fertigzuwerden und sich in die neue Situation einzufinden.
    Er musste ständig an die Erde denken, an Leute – Freunde, Kollegen, Menschen, denen er noch vor wenigen Wochen begegnet war –, die sich nun durch den radioaktiven Schutt wühlten. Aller Wahrscheinlichkeit nach lebte auf der Erde kein einziger Mensch mehr, den er persönlich kannte. Das war statistisch richtig, aber psychologisch schlecht. Die Leute, die er kannte (seine Leute) , hatten größtenteils in Städten und militärischen Zentren gelebt.
    Eine Ausnahme war Robert Tyheimer, ein U-Boot-Kommandant, der mit Laniers Schwester verheiratet gewesen war. Seine Schwester war zwei Jahre vor seiner Berufung auf den Stein an einem Gehirnschlag gestorben. Ein Jahr nach ihrem Tod hatten er und Tyheimer sich das letzte Mal unterhalten. Tyheimer lebte vielleicht noch und lag irgendwo unter dem Eis auf Lauer. Falls er nicht bereits zur allgemeinen Verwüstung beigetragen hatte, hielt er vielleicht seine Sprengköpfe bereit … und wartete … auf den nächsten Schlagabtausch. Den letzten.
    »Ich hasse dich«, sagte Lanier, der die Augen wieder geschlossen hatte, laut. Er wusste nicht einmal, wen er damit meinte. Drei Psychiater versammelten sich in seinem Kopf und diskutierten; der erste, ein typischer Freudianer, belegte jeden Anflug eines Gedankens mit den schlimmsten, schmutzigsten Interpretationen. Ja … und Ihre Mutter … und was sagten Sie dann? Meinten sich selbst damit, nicht wahr?
    Ein zweiter saß still da und ließ ihn in seiner Verwirrung zappeln.
    Und der dritte …
    Der dritte nickte und riet zur Arbeitstherapie. Der dritte ähnelte seinem Vater.
    Das wiederum interessierte den ersten.
    Er wälzte sich auf die andere Seite und schlug die Augen wieder auf. Kein Schlaf, keine Ruhe. Wie lange würde es dauern, bis die Leute auf dem Stein einen Knacks bekämen? Wie viele und wie schlimm? Wer würde sich mit dem Problem auseinandersetzen – er selber oder Hoffman?
    Aber die Entscheidung war schon gefallen. Er hatte mit Hoffman die große Besichtigungstour unternommen und war dabei in der Bibliothek der dritten Kammer Mirski begegnet, der vor einem Chromkügelchen saß. Der russische Generalleutnant hatte sich in der Begleitung von drei Leibwächtern befunden, obwohl die Bibliothek ansonsten leer war. Er hatte erschöpft gewirkt und sie nicht beachtet.
    Nun hatte er Hoffman in einiger Entfernung von den Russen einen Platz zugewiesen und mit dem Gerät vertraut gemacht. Er hatte ihr die Tastatur überlassen, von der sie gern Gebrauch machte.
    Er setzte sich auf und drückte aufs Sprechgerät. Ann Blakely saß wieder an ihrem Schreibtisch und bediente die Vermittlung. »Ich kann nicht schlafen«, sagte er. »Was hat Heineman für eine Schicht?«
    »Er ist wach, wenn Sie das wissen wollen«, sagte sie.
    »Gut. Und schätzungsweise in der siebten Kammer.«
    »Nein, laut Dienstplan ist er im Landebereich am südlichen Bohrloch …«
    »Rufen Sie ihn bitte an!«
    »Mach ich.«
    »Sagen Sie ihm, ich möchte morgen früh um Punkt acht aufbrechen!«
    »Jawohl, Sir.«
    Die Mannschaft fürs V/STOL stand schon fest: er selbst, Heineman, Carrolson (wohl die einzige an sich Unabkömmliche für Hoffman) und Karen Farley. Der Auftrag war schlicht und einfach: ein Maximum von einer Million Kilometern in den Korridor vorzudringen, der diese Länge schätzungsweise aufwies, unterwegs mehrmals anzuhalten und zum Boden abzusteigen. Wer wusste schon, wie der Korridor so weit nördlich beschaffen wäre? Sie würden dann mit oder ohne Patricia oder Spuren ihres Verbleibs zurückkehren.
    Es bestanden viele Unklarheiten, was Lanier an sich nur recht sein konnte. Er hatte sich so lange mit blankem Horror beschäftigt, dass ein schlichtes Abenteuer direkt eine himmlische Wohltat war.
    Er zog sich an und verstaute seine persönlichen Dinge in einer schwarzen Tasche. Zahnbürste, Rasierer, Unterwäsche zum Wechseln, Tafel mit einer Memoblockpackung.
    Zahnbürste.
    Lanier brach in Lachen aus. Das Lachen klang gezwungen, wurde aber anfallsweise so heftig, dass er nicht mehr dagegen ankam. Er krümmte und wand sich auf der Pritsche und verzog das Gesicht, bis es wehtat. Endlich hörte er auf, schnappte nach Luft und dachte an die winzige Nasszelle im Flugzeug mit der winzigen Dusche. Er stellte sich auf dem Topf vor und schüttelte sich wieder vor Lachen. Es dauerte

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