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Aeon

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Titel: Aeon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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meinte er. »Ihnen fällt so eine Aussage leichter. Meine Leute sind es nicht gewohnt, informiert zu sein. Für manchen meiner Offiziere mag diese Vorstellung ein Albtraum sein. Andere werden nichts von alledem glauben … sondern an einen amerikanischen Trick denken. Ein tröstlicher Gedanke.«
    »Aber Sie wissen, dass es nicht so ist.«
    Mirski tippte auf das Buch. »Wenn eine Wahrheit gefährlich ist«, sagte er, »dann ist sie vielleicht nicht wahr genug.«
    Der Geländestreifen in der zweiten Kammer, wo Mirskis Bataillon gelandet war, nahm nun die Toten auf. Einhundertsechs amerikanische, britische und deutsche Soldaten waren gefallen und lagen nun in alubeschichteten Säcken an einem langen Graben aufgereiht, der mit einem Bagger des archäologischen Teams ausgehoben worden war. Dreihundertzweiundsechzig Sowjets lagen in vier eigenen Gräben aufgereiht. Weitere achtundneunzig Sowjets und zwölf Soldaten des westlichen Blocks wurden vermisst und galten als tot; entweder waren sie von Waffen pulverisiert oder aus dem Bohrloch geschleudert worden, wo sie nun als gefriergetrocknete Mumien um den Stein kreisten. Eine Gedenktafel war für die Toten des OTV 45 und die Besatzungen der verlorenen Schwertransporter errichtet worden.
    Zweitausenddreihundert Menschen versammelten sich an den Gräben. Mirski und Gerhardt hielten Ansprachen in Russisch und Englisch, wobei sie sich kurz fassten. Sie trugen nicht nur ihre Kameraden zu Grab, sondern die Toten der ganzen Welt, obwohl an sie noch keine Gedenktafel gemahnte: Sie begruben ihre Verwandten und Freunde in der Ferne, ihre Kulturen, ihre Geschichte, ihre Träume.
    Sie begruben die Vergangenheit, zumindest das, was sie davon aufzugeben bereit waren. Die Sowjets standen in Reih und Glied. Innerhalb der sowjetischen Gruppe blieben die Mitglieder ihres wissenschaftlichen Teams isoliert, ausgeschlossen.
    Die Sowjets hielten sich still, während ein gewisser Cook als Priester und Jacob als Rabbi fungierte und den letzten Dienst zelebrierte. Anschließend trat ein sowjetischer Moslem vor und rief zum Gebet.
    Mirski warf die erste Schaufel voll Erde in die sowjetischen Gräber. Gerhardt warf Erde in das NATO -Grab. Dann nahm Gerhardt unverhofft und impulsiv eine Schaufel voll Erde vom Wall, mit dem seine Kameraden bedeckt werden sollten, und trug sie zum ersten sowjetischen Graben. Ohne Zögern folgte Mirski diesem Beispiel.
    Alldem folgte Belozerski mit kritischem Blick, während Vielgorski sich still und würdig verhielt. Jazikow wirkte abwesend und hatte feuchte Augen.
    Hoffman und Farley traten vor und legten an den beiden Grabstätten jeweils einen Kranz nieder.
    Als die Menschen wieder gingen, begann das archäologische Team, die Gruben aufzufüllen. Die Sowjets teilten sich und kehrten in die Kammern eins und vier zurück. Farley, Carrolson und Hoffman stießen an der Brücke zu Lanier und Heineman. Sie beobachteten die Passierenden, die zur U-Bahnstation strömten. Carrolson trat neben Lanier und tippte ihm auf den Arm.
    »Garry, ich möchte mit dir was besprechen.«
    »Schieß los!«
    »Nicht hier. Im Lager«, erwiderte Carrolson mit einem Blick auf Hoffman. Sie stiegen auf und durchquerten auf dem Laster die erste Kammer. Carrolson, Farley, Heineman und Hoffman begleiteten Lanier ins verlassene Verwaltungsgebäude, wo sie sich im Obergeschoss um den Schreibtisch von Ann Blakely versammelten.
    »Schlechte Nachrichten für mich, was?«, meinte er. Plötzlich sperrte er den Mund auf. »Du meine Güte«, stammelte er, »wo ist …«
    Carrolson fiel ihm ins Wort. »Du warst so beschäftigt bis jetzt, es ist dir gar nicht aufgefallen. Wir wissen zwar nicht, was passiert ist, aber Patricia ist spurlos verschwunden. Es gibt zwei Meldungen dazu, wovon eine russisch und nicht unbedingt glaubwürdig ist. Rimskaya bekam es mit, als er sich mit den russischen Wissenschaftlern unterhielt. Die andere Meldung stammt von Larry. Wir dachten, sie habe sich nur verkrochen und wir würden sie schon finden, aber …«
    Heineman nickte. »Was ich gesehen habe, macht das Ganze noch schleierhafter«, sagte er.
    »Patricia entfernte sich vergangenen Mittwoch vom Lager in der vierten Kammer«, erklärte Farley. »Niemand sah sie gehen, aber Lenore ist überzeugt, dass sie mit der Bahn in die dritte Kammer gefahren ist.«
    »Patricia sagte, sie wolle in die Bibliothek. Wir waren zu der Zeit alle ein bisschen aus dem Häuschen, und Patricia litt besonders«, erklärte Carrolson.
    »Im russischem

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