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Titel: Aeon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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Bücher und Speicherblöcke enthielten. Andere Wände waren versehen mit feiner Illusart und falschen Fenstern, in denen Szenen in anderen Teilen des Hauses zeitverzögert wiedergegeben wurden.
    »Der Präsident ist noch verärgert«, erklärte Ingle, der die Ellbogen anlegte und hinter seinem Schreibtisch Platz nahm. »Ich fürchte, dem Rat des Präsidenten fällt es größtenteils schwer zu verstehen, warum Sie die fünf mitgebracht haben.«
    »Ich habe nur eine Person mitgebracht«, stellte Olmy richtig. »Die anderen kamen überraschenderweise von selber.«
    »Wie dem auch sei, jedenfalls sind sie ein Problem für uns. Einige Sezessionisten versuchen bereits, daraus Kapital zu schlagen und Zugeständnisse zu erzwingen. Es dauert nicht mehr lange, bis sie sich formiert haben – und dieser Vorfall könnte ihre Einigung auslösen. Er könnte darüber hinaus die korzenowskische Gruppe von einer radikalen Partei in eine Volksfront verwandeln. Die Position des Präsidenten ist womöglich gefährdet. Dennoch sieht er sich angesichts der zeitraubenden Jart-Konferenzen nicht in der Lage, die Sache persönlich in die Hand zu nehmen, womit er folglich Ser Oligand Toller, den Sie, glaube ich, schon kennen, und meine Wenigkeit betraut hat.«
    »Wer schlechte Nachricht bringt, den liebt man wenig«, bemerkte Olmy.
    »So? Nun, ob es eine gute oder schlechte Nachricht ist, hängt in erster Linie davon ab, wie wir nun reagieren, nicht wahr? Offen gestanden sehe ich die Sache nicht – nicht ganz so negativ wie der Präsident. Ich finde, wir können die Sache zu unserem Vorteil wenden, vielleicht sogar die allgemeine Übereinstimmung erreichen, die wir zur Abwehr der Jart-Offensive benötigen. Nun, Sie haben in Ihrer Meldung mehr Neuigkeiten angekündigt.«
    »Jemand hat einen Schelm in City Memory angeheuert, der in die Gastquartiere eindringen soll. Es will also jemand unbedingt herausbekommen, was es mit alldem auf sich hat.«
    »Ja, das hätte ich mir denken können«, meinte der P. M. »Vielleicht wird’s auch Zeit, dass wir alles veröffentlichen, was wir wissen. Es dauert vielleicht nicht einmal eine Woche, bis der Fall allgemein bekannt ist, wenn Schelme die Finger im Spiel haben. Was glauben Sie, Ser Olmy?«
    »Das sagte ich bereits, Ser; ich würde vor dem Nexus als Zeuge auftreten.«
    Der P. M. überlegte kurz. »Ich bin nach wie vor skeptisch, ob das klug wäre. Aber vielleicht haben Sie recht. Wenn die Wahrheit enthüllt werden muss, dann sollten wir das besorgen. Aber intelligent. Millionen Neomorphe sind bereits wahnsinnig besorgt wegen dem Gerede von der Sezession. Soll man das Pulverfass hochgehen lassen, indem man sagt, die Thistledown sei zur Erde zurückgekehrt? Keine leichte Entscheidung. Jedenfalls können wir aufgrund der Jart-Konferenz keinen vollen Nexus einberufen, sondern müssen uns mit einer Teilversammlung begnügen.« Damit erhob er sich vom Schreibtisch, wobei sich zeigte, wie nervös er war. »Ich brauche heute Abend eine kräftige Talsit-Sitzung.« Er verschränkte die Arme und schwebte in der Mitte seines Arbeitszimmer. Seine weite Robe blähte sich in dieser Ruhelage bauschig auf. »Sie wollen also persönlich als Vertreter des Hexamon aussagen?«
    »Der Frant und ich«, bestätigte Olmy.
    »Der Frant nicht; es ist gegen ihren Glauben, einen Eid abzulegen.«
    »Er wird meine Aussage bekräftigen. Das ist zulässig.«
    »Und was dann, Ser Olmy? Wie können wir die Neugierigen – wer immer den Schelm auch angeheuert haben mag – oder die Korzenowsk i’s chen, Pneuma sei uns hold, weiterhin bändigen?«
    »Das ist vielleicht nicht das größte Problem. Es befinden sich in der Thistledown noch zweitausend Menschen; früher oder später müssen wir sie unter Kontrolle kriegen. Vasquez, unser erster Gast, stand im Begriff zu lernen, wie die Maschinerie in der sechsten Kammer zu manipulieren ist. Ich nehme an, andere werden es ihr trotz der Informationssperre in den Bibliotheken der Thistledown bald gleichtun.«
    »Stern, Schicksal und Pneuma bewahr, wann wird der Kummer enden?«, sagte der P. M. mit einem Seufzer, der die Falten seiner Robe in Wallung versetzte. »Gelobt sei Logos.«
    »Logos«, wiederholte Olmy ungewiss.
    »Wir beide haben ein gesundes Misstrauen gegen die Geshel, nicht wahr?«, sagte der P. M. und registrierte achtsam Olmys Reaktion. »Es wäre freilich nicht klug, das gegenüber jedem zur Schau zu stellen, vor allem nicht in unserer Position. Droht denn eine unmittelbare

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