Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Aeon

Aeon

Titel: Aeon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
Vom Netzwerk:
reichte Mirski die Hälfte und warf Kopf und Gräten ins Gebüsch.
    Mirski nickte und aß den Fisch mitsamt der Haut und kaute bedächtig, als er hinter dem Soldaten im Wald etwas aufblitzen sah. Er kaute nicht weiter. Der Soldat sah seinen verblüfften Blick und drehte sich um.
    Ein längliches, metallenes Objekt flog zwischen den Bäumen hervor und bis auf wenige Meter heran. Mirski staunte nicht schlecht: Das Ding glich einem russischen Kreuz mit einer schweren Kugel am Fuß. An der Verbindungsstelle des Quer balkens leuchtete ein gleißender Lichtpunkt.
    Der Soldat stand auf. »Amis?«, fragte er.
    »Glaub ich nicht«, meinte Mirski, der sich ebenfalls erhob.
    »Meine Herren«, sagte eine Frauenstimme in Englisch, »haben Sie keine Angst. Wir tun Ihnen nichts. Unsere Detektoren haben festgestellt, dass sich hier jemand mit chirurgischer Prothetik befindet.«
    »Amis!«, rief der Soldat und wich zurück.
    »Was, wer bist du?«, fragte Mirski in Englisch.
    »Bist du der Operierte?«
    »Möglich«, erwiderte Mirski. »Ja.«
    Der Soldat stieß einen eigenartigen, kehligen Laut aus und floh in den Wald.
    »Ich bin der Operierte. Um den anderen kümmert euch nicht.«
    Eine Dame in Schwarz näherte sich langsam zwischen den Bäumen. Aufgrund der Uniform dachte Mirski im ersten Moment, dass es sich um eine Amerikanerin handeln musste. Dann bemerkte er, dass der Stil ganz anders war. Und die Frisur – die Seiten waren kahlgeschoren, das Haupthaar hing in wilder Mähne nach hinten – war alles andere als amerikanisch. Es dauerte eine Weile, bis ihm auffiel, dass sie keine Nasenlöcher und winzige runde Ohren hatte. Sie stand neben dem Chromkreuz und hielt die Hand hoch.
    »Du bist kein Bürger der Axis City, richtig?«, fragte sie. »Und auch kein orthodoxer Naderit?«
    »Nein«, sagte Mirski. »Ich bin Russe. Und du?«
    Sie berührte den Balken des Kreuzes, und Lichtblitze zuckten zwischen den beiden hin und her. »Komm mit mir! Wir sammeln alle Bewohner dieser Kammern. Es wird dir nichts geschehen.«
    »Darf ich oder muss ich?«, fragte er einigermaßen ruhig. Konnte ein Mann, der schon einmal gestorben war, noch etwas fürchten?
    »Du musst – leider«, antwortete die Dame mit einem süßen Lächeln.
    Judith Hoffman hatte gerade eine neunstündige Marathonsit zung zum Aufbau einer Rechtsordnung auf dem Stein für NATO - Angehörige hinter sich. Auf Drängen von Beryl Wallace war sie in den Frauenbungalow zurückgekehrt, wo sie in ihrem Zimmer schlief. Nun war sie dermaßen erledigt, dass es eine Weile dauerte, bis sie wach wurde und merkte, was sie geweckt hatte. Das Sprechgerät läutete Alarm. Sie drückte die Taste. »Hoffman«, meldete sie sich mit belegter Stimme.
    »Joseph Rimskaya in der vierten Kammer. Judith, wir haben eine richtige Spukwelle hier. Hab selber zwei der Dinger gesehen.«
    »Soso?«
    »Es sind metallische, kreuzförmige Gebilde, die über unser Lager und auch über die russischen Gebiete schwärmen. Wir haben einige mit Scannern verfolgt. Es müssen an die zwanzig bis dreißig allein in dieser Kammer sein. Sind überall, die Dinger.«
    Hoffman knirschte mit den Zähnen, rieb sich die Augen und blickte auf ihre Armbanduhr. Sie hatte nur eine knappe Stunde geschlafen. »Du bist jetzt im Lager null der vierten Kammer?«
    »Richtig.«
    »Ich mach mich gleich auf den Weg.«
    Sie schaltete das Sprechgerät ab, als schon ein nächster Anruf kam. Diesmal griff Ann ein und unterhielt sich mit dem Anrufer am anderen Ende der Leitung, als Hoffman sich meldete.
    »Judith, tut mir leid«, entschuldigte sich Ann hektisch. »Keine Störung, sagte Beryl, aber ich war nur ’ne Sekunde …«
    »Miss Hoffman, hier Colonel Berenson in der siebten Kammer …«
    »Bitte, Colonel«, unterbrach Ann.
    »Es ist dringend.«
    »Ann, schon gut«, sagte Hoffman.
    »Miss Hoffman, unsere Sensoren registrieren Dutzende – vielleicht sogar Hunderte – von großen und kleinen Objekten. Einige sind höchstwahrscheinlich ins Bohrloch eingedrungen und mittlerweile in der sechsten Kammer …«
    »Mindestens schon in der vierten«, sagte Hoffman. »Colonel, kontaktieren Sie Rimskaya. Er hat die Dinger auch gesehen. Ich fahre mit dem nächsten Zug in die vierte Kammer.«
    Sie packte ihren kleinen Notkoffer und lief durch den Gang, wobei sie oben an der Treppe beinahe gestolpert und gestürzt wäre. Sie klammerte sich am Geländer fest, bis der Schwindel vorüber war, und stürmte dann die Treppe hinunter, so schnell sie konnte,

Weitere Kostenlose Bücher