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Aeon

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Titel: Aeon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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der Satellit. Sie haben das Signal entschlüsselt.«
    »Ist das nicht verboten?«, erkundigte sich Patricia, während sie das Frühstück auf ihrem Tablett sortierte.
    »Der Himmel hat Privilegien«, bemerkte Carrolson. »Hier wird nicht angezeigt.«
    Frischer Orangensaft war erhältlich. Unter dem Röhrenlicht gediehen Zitrusfrüchte. Der Ahornsirup auf ihren Pfannkuchen war ebenfalls echt, aber nicht aus hiesiger Erzeugung. Lanier bemerkte ihr erstauntes Gesicht.
    »Was wir auf dem Stein nicht pflanzen können, das kommt in bester Qualität von Mutter Erde. Die Transportkosten sind so hoch, dass die Qualität nur einen Bruchteil eines Prozents ausmacht. Also haben wir sie überzeugt, dass wir mindestens so gut wie die Leute auf Tauchstation oder die Mondsiedler ver sorgt werden sollten. Lass es dir schmecken – das ist ein 200- Dollar-Frühstück!«
    Carrolson plauderte beim Essen und erzählte von der Arbeit ihres Mannes auf der Erde – er war Mathematiker im Dienste des U.S. Office of Science and Technology. Lanier sagte nicht viel. Auch Patricia war schweigsam und betrachtete insgeheim Lanier, wenn sie glaubte, nicht beobachtet zu werden. Seine indianischen Züge gefielen ihr, aber die dunklen Ringe unter den Augen erweckten den Eindruck, als hätte er seit Wochen nicht mehr geschlafen.
    »… wirklich gut für dich«, sagte Carrolson gerade.
    Patricia sah sie mit großen Augen an.
    »Das Röhrenlicht, du weißt«, wiederholte Carrolson. »Hat alles, was wir brauchen, und keinerlei schädliche Wirkung. Man könnte sich tagelang drunterlegen, ohne sich einen Sonnenbrand zu holen, aber man würde seine Portion Vitamin D bekommen.«
    »Oh«, sagte Patricia.
    Carrolson seufzte. »Garry, du hast es wieder mal geschafft.«
    Lanier schien nicht zu verstehen. »Was?«
    »Sieh dir das Mädchen an!« Carrolson trommelte mit den Fingern auf den ultraleichten Metalltisch, der wie so viele Möbel im Lager aus OTV -Tankwänden zusammengezimmert war. »Pass gut auf, Patricia! Er ist ein Herzensbrecher.«
    Patricia blickte mit aufgesperrtem Mund zwischen den beiden hin und her. »Was?«
    »Ich bin fertig für heute und geh jetzt«, sagte Carrolson und nahm ihr Tablett. »Denk dran, jede Frau im Team ist hinter Garry her. Aber er ist verantwortlich für jemand daheim – jemand sehr Wichtiges.« Sie lächelte geheimnisvoll und ging zum Abräumband.
    Lanier trank von seinem Kaffee. »Ich bin mir nicht sicher, ob sie in deinem Fall richtigliegt.«
    »Ganz bestimmt nicht!«
    »Sie meint, ich bin der Präsidentenberaterin Judith Hoffman verantwortlich.«
    »Ich habe sie kennengelernt«, erwiderte Patricia.
    »Und ich stehe nicht auf der Namensliste, weil es hier für mich alle Hände voll zu tun gibt und die Zeit hinten und vorne nicht reicht. Außerdem hat das Paritätsgründe.« Er leerte seine Tasse und stellte sie ab.
    »Die dürften erfüllt sein bei so vielen intelligenten Leuten ringsum, möchte ich meinen.« Patricia kam sich recht albern vor, sobald sie den Satz ausgesprochen hatte.
    Lanier faltete die Hände, legte sie auf den Tisch und blickte ihr in die Augen, bis sie wegsah.
    »Patricia, du bist jung, und das alles hier mag dir sehr romantisch erscheinen, aber es ist todernst. Wir arbeiten unter Abmachungen, die sich im Laufe der Jahre gefestigt haben – falls sie sich bereits gefestigt haben. Wir sind ein internationa les Team von Wissenschaftlern, Ingenieuren und Sicherheitskräf ten, und nicht alles, und was wir hier entdecken, ist unbedingt für jedermann auf dem Erdball bestimmt, wenigstens vorerst noch nicht. Da du zu fast allem Zugang hast, musst du besonders verantwortungsvoll sein – verantwortungsvoll wie ich. Bitte verschwende deine Zeit nicht mit … Nun, ich schlage vor, du gehst nicht auf die Liste. Ein andermal und anderswo – gern. Aber keine Romanzen und Abenteuer auf dem Stein.«
    Sie saß, die Hände im Schoß, steif da. »Ich habe nicht die Absicht, mich auf die Liste zu setzen«, erklärte sie. Sie war zwar nicht gerade zurechtgewiesen worden, fühlte sich aber dennoch gedemütigt.
    »Gut. Nun beschaffen wir dir das grüne Abzeichen und fahren durchs Tal.« Sie stellten ihre Tabletts aufs Abräumband und verließen die Cafeteria. Lanier ging, den Blick auf den Boden gerichtet, einige Schritte voraus, als er sie zu einem kleinen Gebäude an der Nordseite des Walls führte. Eine untersetzte, breitschultrige Frau in schwarzem Overall mit grünem Gürtel und roten Sergeantstreifen am Ärmel

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