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Aeon

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Titel: Aeon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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seinen Körper zu reinigen; sie waren wenigstens in halbjährlichen Abständen durchzuführen, um eine schädliche Wirkung der verstrahlten Atmosphäre zu verhindern. Er unterzog sich keinem mentalen Talsit, so sehr Olmy ihn auch bedrängte; er war schließ lich ein robuster Individualist und würde solche Dinge lieber allein bewältigen.
    In wenigen Monaten wollten sich er und Karen – falls sie hier abgelöst werden könnten – Hoffman und Olmy und vielleicht sogar Larry und Lenore anschließen. Sie würden ihre vorübergehenden Implantate mit neuem Wissen füttern und mit Rosen Gardner, dem Corprep der Erde, und Prescient Oyu, dem Senator der Erde, an der gewaltigen Aufgabe der Reinigung der Atmosphäre und Neuorganisation der Überlebenden arbeiten.
    Paradoxerweise wären die Naderiten bald mit den Anfängen der eigenen Weltanschauung konfrontiert, die derzeit in Gebieten, die der Wiederaufbau noch nicht erfasst hatte, viele Anhänger fand.
    Lanier dachte nur noch selten an den Weg oder das, was sich vor Jahren zugetragen hatte. Er war zu sehr mit unmittelbaren Problemen beschäftigt.
    Aber hin und wieder schloss er kurz die Augen und schlug sie wieder auf und wandte sich an Karen. Und wenn er dann ihr strahlendes Lächeln sah, streichelte er ihr Haar.
    Es hat keinen Sinn, sich um die zu sorgen, die weiter weg sind als die Seelen der Toten.
    Reisejahr 1181
    Olmy stand auf der öffentlichen Aussichtsplattform der Axis Euclid; die Hände auf dem Rücken verschränkt, wartete er auf Korzenowski. Gemeinsam wollten sie versuchen, Ram Kikura, Hauptanwalt der Erde, davon zu überzeugen, dass die Rechte der Erdenbürger auf Dauer nicht höher zu bewerten seien als die Pflicht des Neuen Hexamon, die Überlebenden zwangs weise einer Talsitreinigung zu unterziehen. Er sammelte im Kopf die Argumente:
    Wenn sie nicht körperlich und mental gereinigt werden, bleibt ihr Denken in alten Mustern von Zank und Neid verhaftet, was die Erde in ein paar Jahrhunderten, wenn nicht schon eher, von Neuem entzweien wird. Sie müssen geistig völlig gesund sein, um die Zukunft zu begrüßen, die der Neue Hexamon für sie gestaltet und in der kein Platz mehr ist für das überholte, krankhafte Denken, das den Tod überhaupt ausgelöst hat.
    Olmy war sich jedoch nicht sicher, ob er Ram Kikura überzeugen könnte. Sie hatte neulich die Föderalisten-Texte gelesen und alte Verfassungsgerichtsprozesse studiert.
    Korzenowski kam wie immer zu spät; gemeinsam beobachteten sie eine Weile die dahinziehenden Kontinente, Meere und Wolken unter sich. Der Horizont war nach wie vor orange-grau vom Staub und von der Asche in der Stratosphäre. Wo die Wolken sich teilten, war das Land größtenteils mit Schnee bedeckt.
    »Ihre Frau wird es uns nicht leichtmachen, was?«, fragte Korzenowski.
    »Worauf Sie sich gewiss verlassen können«, erwiderte Olmy.
    Korzenowski lächelte. »Ich muss Ihnen was gestehen. Mir hat in letzter Zeit eine andere junge Dame Kopfzerbrechen bereitet. Oh, ich weiß, ich sollte mich auf den Wiederaufbau konzentrieren … aber Sie werden wohl verstehen, wenn meine Gedanken hin und wieder abschweifen.«
    Olmy nickte.
    »Ist ihr vermutlich nicht gelungen«, sagte Korzenowski.
    »Die Heimkehr?«
    »Ganz unwahrscheinlich. Habe mir die Weg-Theorie durch den Kopf gehen lassen. Irgendwie kann ich diese Problematik einfach nicht abschütteln. Wir haben die geometrischen Haufen zu wenig verstanden. Patricias Theorie schien seinerzeit richtig. Und sie war weitgehend richtig. Aber nicht hundertprozentig, was ihre Heimatsuche zum Scheitern verurteilte.«
    »Und wo ist Patricia jetzt?«
    »Das kann ich nicht sagen.« Korzenowski fasste sich an die Schläfe. »Diese Hartnäckigkeit, mit der das Problem sich immer wieder in den Vordergrund drängt, dieser Druck … Ich meine, ich habe nichts dagegen. Es ist eine faszinierende Theorie, die mir wie nichts anderes Freude macht. Vielleicht können wir eines Tages einen neuen Versuch starten.«
    »Von der Erde aus?«, fragte Olmy.
    »Wir haben nach wie vor die sechste Kammer«, sagte Korzenowski. »Es wäre längst nicht so schwierig wie beim ersten Mal. Und wir könnten bessere Arbeit leisten.«
    Olmy brauchte eine Weile für seine Antwort. »Wir kommen nicht darum herum«, meinte er, »aber vorerst braucht der Nexus davon nichts zu erfahren.«
    »Natürlich«, stimmte Korzenowski zu. »Nach all der Zeit sind wir … bin ich sehr geduldig.« Der durchdringende Blick des Ingenieurs traf Olmy wie der

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