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Aeon

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Titel: Aeon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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Blick einer sprungbereiten Katze und jagte ihm einen Schauer über den Rücken.
    Einen solchen Entwicklungsrückschlag hatte er schon seit Jahren nicht mehr erlebt.
    »Also auf in den Kampf!«, sagte Korzenowski. Sie wandten sich von der Erde ab und nahmen den Aufzug zum Nexus, wo Suli Ram Kikura sie erwartete.
    Pawel Mirskis persönliche Aufzeichnung
    Wenn ich nicht falschliege und der Verzerreffekt unserer Reise überhaupt berechenbar ist, so habe ich heute meinen zweiunddreißigsten Geburtstag.
    Ich habe mich in der Central City eingewöhnt und führe ein Leben wie jeder Geshel. Ich bringe wöchentlich meine abgespeicherte Persönlichkeit auf den neuesten Stand und lerne täglich Dutzende von Bürgern kennen, die sich meist um ein Gespräch mit mir reißen. Und ich arbeite.
    Ich studiere Geschichte. Diejenigen, die hier Arbeit zuteilen, sind der Meinung, dass ich mit meiner Auffassungsgabe und meinen Fähigkeiten ein optimaler Filter zur Betrachtung und Auslegung der Geschichte bin. Rodenski steht mir zur Seite. Er hat sich viel grundlegender angepasst als ich und plant sogar, sich als nächste Inkarnation eine neomorphe Sonderanfertigung als Körper zuzulegen.
    Ich treffe mich oft mit Rimskaya, aber er ist noch immer verbittert und kein sehr anregender Gesprächspartner. Ich glaube, es plagt ihn Heimweh; er hätte nicht überlaufen sollen. Er hat vor, sich demnächst einer Talsittherapie zu unterziehen, aber das sagt er schon länger. Beryl Wallace, die Amerikanerin, sehen wir selten. Sie ist einem Erkundungstrupp zugeteilt; eine einzigartige, sehr begehrte Stellung, obwohl sie meines Erachtens eher als eine Art Maskottchen fungiert, aber ich kann mich auch irren. Die Implantate können Wunder wirken.
    Ich bin nie ein Intellektueller gewesen. Philosophie langweilte mich; die Frage nach dem Sinn und Sein des Lebens interessierte mich nicht. Ich hatte keine Fantasie, kein ausdauerndes Vorstellungsvermögen. Mit den Implantaten hat sich all das geändert. Ich bin ein gutes Stück weitergekommen auf dem Weg, ein anderer Mensch zu werden.
    Wir haben eine beträchtliche Strecke zurückgelegt seit der Beschleunigung auf beinahe Lichtgeschwindigkeit. Ich glaube nicht, dass man mit dem, was jetzt vor sich geht, gerechnet hat. Der Weg ist so kompliziert; nicht mal seine Schöpfer konnten ahnen, was er an Möglichkeiten birgt.
    Wir reisen nun durch einen »Weg«, dessen lokale Natur gewandelt worden ist von der Gewalt unserer Passage bei fast Lichtgeschwindigkeit. Er hat keinen Durchmesser und an sich keine Ränder mehr; Objekte, die eine Masse besitzen, können einfach nicht existieren jenseits einer Entfernung von mehr als zwanzigtausend Kilometern vom Kurs, den wir fliegen. (Der Defekt – Singularität – ist vor drei Monaten verschwunden; hat sich einfach aufgelöst in einen Impuls neugeschaffener Partikel, von denen manche sogar den Geshel unbekannt sind.)
    Wir haben den Bereich der Superserie äußerer Universen, die alle unsere diversen Weltlinien umfasst hat, überschritten. Selbst wenn wir nun anhielten und Tore nach »draußen« (was immer das sein mag) öffneten, würden wir auf Gebiete ohne Materie und vielleicht ohne Form oder Ordnung stoßen; es ist sehr zweifelhaft, dass wir irgendetwas Vertrautes entdecken würden.
    Es gibt eine unendliche Vielzahl von Alternativen zum Weg, die jeweils in einer alternativen Weltlinie ihren Anfang nehmen, diese Weltlinie allerdings übersteigen. Bisher ist es den Wegforschern verborgen geblieben, wie die Alternativwege gestapelt oder verschachtelt sind, oder ob sie überhaupt als real anzusehen sind. Da der Weg eine ganze Reihe von alternativen Weltlinien – vielleicht alle – kreuzt, stellt sich die Frage, ob es mehr als einen Weg gibt?
    Aber indem wir mit beinahe Lichtgeschwindigkeit durch den Weg fahren, haben wir darauf Antworten gefunden und sind auf neue Fragen gestoßen. Wir haben die Weg-Geometrie in den erforderlichen vier Dimensionen verzerrt; zugleich haben wir die fünfte Dimension kontrahiert und damit die Alternativwege zusammengezogen. Die Wegränder sind transparent geworden in einem breiten Spektrum von Frequenzen, sodass wir die Umrisse anderer Wege wahrnehmen können. Wir können uns aussuchen, welchen Weg wir inspizieren wollen, indem wir ein Gerät benutzen, das dem toröffnenden Klavikel ähnlich ist. Die Erkundung dieser neuen Wege ist nun das Arbeitsgebiet von Beryl Wallace.
    Wir können sogar Wesen anderer Wege sehen und zuweilen mit ihnen in

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