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Aerger im Bellona-Club

Aerger im Bellona-Club

Titel: Aerger im Bellona-Club Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy L. Sayers
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konnte, wo doch sein Herz so schwach war – was in seinem Alter natürlich kaum hätte anders sein können – und darum bin ich also selbst hingegangen.«
    »Das war sehr fürsorglich von Ihnen.«
    »Danke, Mylord. Nun, ich habe also den General aufgesucht und ihm die Nachricht übermittelt – natürlich habe ich es ihm schonend beigebracht. Ich sah, daß er ein wenig erschrocken war, aber er hat nur dagesessen und eine Weile überlegt, und dann hat er gesagt: >Gut, Woodward, ich werde hingehen. Das ist wohl meine Pflicht.< Ich habe ihm also was Warmes zum Anziehen geholt und ein Taxi für ihn gerufen, und er hat gesagt: >Sie brauchen nicht mitzukommen, Woodward. Ich weiß nämlich nicht genau, wie lange ich dort bleiben werde. Man wird schon dafür sorgen, daß ich sicher wieder nach Hause komme.< Ich habe also dem Taxifahrer gesagt, wohin er ihn bringen soll, und bin wieder in die Wohnung zurückgekehrt. Und das, Mylord, war das letzte Mal, daß ich ihn gesehen habe.«
    Wimsey gab ein paar mitfühlende Laute von sich.
    »Ja, Mylord. Als General Fentiman um die gewohnte Zeit nicht nach Hause kam, dachte ich, er sei zum Essen bei Lady Dormer geblieben, und habe mir keine weiteren Sorgen gemacht. Aber um halb neun bekam ich doch Bedenken wegen der kalten Abendluft; es war sehr kalt an dem Tag, wenn Sie sich erinnern, Mylord. Um neun Uhr hatte ich mich gerade entschlossen, bei Lady Dormer anzurufen und zu fragen, wann der General zu Hause zu erwarten sei, da klingelte das Telefon.«
    »Um Punkt neun?«
    »Ungefähr um neun. Es kann ein wenig später gewesen sein, aber höchstens Viertel nach. Ein Herr war am Apparat. Er sagte: >Ist das die Wohnung von General Fentiman?< Ich sagte: >Ja, wer spricht dort bitte?< Er: >Sind Sie Woodward?< Er nannte einfach so meinen Namen, und ich sagte: >Ja.< Darauf er: >Hören Sie, Woodward, der General läßt Ihnen ausrichten, daß Sie nicht auf ihn zu warten brauchen, weil er heute nacht bei mir bleibt.< Ich fragte: >Verzeihen Sie, Sir, aber wer sind Sie, bitte?< Da sagte er nur: >Mr. Oliver.< Ich bat ihn, den Namen zu wiederholen, denn ich hatte ihn noch nie gehört, und er sagte: >Oliver< – es war jetzt ganz deutlich zu verstehen – >Mr. Oliver<, sagte er. >Ich bin ein alter Freund von General Fentiman, und er verbringt die Nacht bei mir, da wir über etwas Geschäftliches zu reden haben.< Ich fragte: >Benötigt der General irgend etwas, Sir?< Ich dachte nämlich, Mylord, er könnte vielleicht Schlafanzug, Zahnbürste und dergleichen haben wollen, aber der Herr sagte, nein, er habe alles Nötige da und ich solle mir keine Umstände machen. Nun, Mylord, wie ich Major Fentiman schon erklärt habe, mochte ich nicht gern noch weitere Fragen stellen, denn ich bin ja nur ein Diener und wollte nicht den Anschein erwecken, als ob ich mir Freiheiten herausnähme. Ich machte mir aber große Sorgen, daß die Aufregung und das lange Aufbleiben zuviel für den General sein könnten, und bin darum so weit gegangen, zu sagen, ich hoffte, der General sei bei guter Gesundheit und überanstrenge sich nicht, und Mr. Oliver lachte und sagte, er werde gut auf ihn aufpassen und ihn sofort zu Bett schicken. Und als ich mich gerade erkühnen wollte zu fragen, wo er wohne, legte er auf. Mehr habe ich dann nicht mehr gehört, Mylord, bis ich am nächsten Tag erfuhr, daß der General tot sei, Mylord.«
    »Na bitte«, sagte Robert Fentiman. »Was halten Sie davon?«
    »Eigenartig«, sagte Wimsey, »und sehr bedauerlich, wie sich gezeigt hat. Ist der General oft über Nacht fortgeblieben?«
    »Nie, Mylord. Ich kann mich nicht erinnern, daß dies in den letzten fünf bis sechs Jahren auch nur einmal vorgekommen wäre. Früher hat er vielleicht hin und wieder Freunde besucht, aber in letzter Zeit nicht mehr.«
    »Und von diesem Mr. Oliver haben Sie noch nie gehört?«
    »Nein, Mylord.«
    »Seine Stimme kam Ihnen nicht bekannt vor?«
    »Ich könnte nicht behaupten, ich hätte sie noch nie zuvor gehört, Mylord, denn es fällt mir immer schwer, am Telefon Stimmen zu erkennen. Damals dachte ich jedoch, es sei vielleicht einer von den Herren aus dem Club.«
    »Wissen Sie etwas über den Mann, Fentiman?«
    »O ja – ich habe ihn einmal kennengelernt. Zumindest nehme ich an, daß es derselbe Mann war. Aber ich weiß nichts Näheres über ihn. Soviel ich weiß, bin ich ihm einmal bei irgendeinem offiziellen Anlaß begegnet, einem Essen oder so, mit vielen Leuten, und da hat er gesagt, er kennt meinen Großvater.

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