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Aerger im Bellona-Club

Aerger im Bellona-Club

Titel: Aerger im Bellona-Club Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy L. Sayers
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gestoßen?«
    »Nein. Darauf habe ich natürlich geachtet.«
    »Haben Sie sonst schon überall nachgesehen? Gibt es noch Schubladen, Schränke, irgend etwas in der Art?«
    »Bisher nicht«, sagte Fentiman ziemlich kurz angebunden.
    »Auch kein Telefonverzeichnis oder so etwas – im Telefonbuch werden Sie ja sicher schon nachgesehen haben?«
    »Hm, nein – ich kann ja nicht gut irgendwelche wildfremden Leute anrufen und –«
    »Und ihnen die Biertrinkerhymne vorsingen? Mann Gottes, man sollte meinen, Sie sind hinter einem verlorenen Regenschirm her und nicht hinter einer halben Million Pfund! Der Mann hat Sie angerufen, also hat er höchstwahrscheinlich selbst Telefon. Lassen Sie da nur mal Bunter ran. Er ist am Telefon unübertrefflich. Es ist den Leuten ein ausgesprochenes Vergnügen, von ihm dr-r-rangsaliert zu werden.«
    Robert Fentiman quittierte den etwas müden Scherz mit einem nachsichtigen Lächeln und holte das Telefonbuch, dem Bunter sich unverzüglich widmete. Er fand zweieinhalb Spalten Olivers, nahm den Hörer von der Gabel und schickte sich an, sie der Reihe nach anzurufen. Wimsey ging ins Schlafzimmer zurück. Es war tipptopp aufgeräumt – das Bett ordentlich gemacht, der Waschständer gebrauchsfertig hergerichtet, als ob der Wohnungsinhaber jeden Augenblick zurückkommen könnte, jedes Stäubchen weggewischt – ein gutes Zeichen für Woodwards ehrfürchtige Zuneigung, aber ein deprimierender Anblick für einen Detektiv. Wimsey setzte sich und ließ den Blick langsam über den Kleiderschrank mit den polierten Türen, die säuberlich im Schuhregal aufgereihten Schuhe und Stiefel, den Frisiertisch, den Waschständer, das Bett und die Kommode gleiten, die zusammen mit dem Nachttischchen und ein paar Stühlen schon das ganze Mobiliar bildeten.
    »Hat der General sich selbst rasiert, Woodward?«
    »Nein, Mylord, in letzter Zeit nicht mehr. Das war meine Aufgabe, Mylord.«
    »Hat er sich selbst die Zähne geputzt, oder sein Gebiß gereinigt oder was er hatte?«
    »O ja, Mylord. General Fentiman hatte für sein Alter noch ausgezeichnete Zähne.«
    Wimsey klemmte sich sein starkes Monokel ins Auge und ging mit der Zahnbürste ans Fenster. Das Ergebnis der Untersuchung war unbefriedigend. Er sah sich wieder um.
    »Ist das sein Spazierstock?«
    »Ja, Mylord.«
    »Darf ich ihn ansehen?«
    Woodward brachte ihm den Stock, den er, ganz nach Art eines wohlerzogenen Dieners, in der Mitte anfaßte. Lord Peter nahm ihn auf die gleiche Weise an, wobei er ein begeistertes Grinsen unterdrückte. Es war ein schwerer Malakka mit einem kräftigen Griff aus poliertem Elfenbein, so recht geeignet, um den schwachen Schritt des Alters zu stützen. Wieder trat das Monokel in Aktion, und diesmal ließ sein Besitzer ein zufriedenes kleines Lachen ertönen.
    »Ich möchte demnächst ein Foto von diesem Stock machen, Woodward. Könnten Sie bitte achtgeben, daß ihn bis dahin niemand anfaßt?«
    »Gewiß, Mylord.«
    Wimsey stellte den Stock vorsichtig wieder in die Ecke, dann ging er, als ob ihm plötzlich ein völlig neuer Gedanke gekommen wäre, zum Schuhständer.
    »Welche von diesen Schuhen hat General Fentiman an seinem Todestag getragen?«
    »Diese, Mylord.«
    »Sind sie seitdem geputzt worden?«
    Woodward machte ein etwas verlegenes Gesicht.
    »Nicht geputzt, Mylord. Ich habe sie nur mit einem Staubtuch kurz abgewischt. Sie waren nicht sehr schmutzig, und irgendwie – ich hatte nicht das Herz – wenn Sie mir verzeihen wollen, Mylord.«
    »Das ist aber ein Glück!«
    Wimsey drehte die Schuhe um und inspizierte die Sohlen sehr genau, sowohl mit der Lupe wie mit dem bloßen Auge. Mit einer kleinen Pinzette, die er aus der Jackentasche nahm, entfernte er behutsam eine kleine Veloursfaser – offenbar von einem dicken Teppich –, die an einem vorstehenden Nagel hing, und tat sie behutsam in einen Briefumschlag. Dann legte er den rechten Schuh weg und unterzog den linken einer längeren Begutachtung, besonders die Sohleninnenkante. Schließlich bat er um einen Bogen Papier und wickelte den Schuh so liebevoll darin ein, als ob er ein Gegenstand aus unbezahlbarem Waterford-Glas wäre.
    »Ich möchte gern alle Kleidungsstücke sehen, die General Fentiman an dem Tag getragen hat – die äußeren Kleidungsstücke, meine ich – Hut, Anzug, Mantel und so weiter.«
    Die Sachen wurden hervorgeholt, und Wimsey untersuchte sie, von Woodward mit schmeichelhafter Aufmerksamkeit beobachtet, mit großer Sorgfalt Zoll für Zoll.
    »Sind sie

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