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Aerger im Bellona-Club

Aerger im Bellona-Club

Titel: Aerger im Bellona-Club Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy L. Sayers
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eben leben wie die Schweine. Sheila, hier ist Lord Peter Wimsey – du kennst ihn schon, ja?«
    »Natürlich. Wie nett von Ihnen, daß Sie uns besuchen kommen. Haben Sie schon zu Abend gegessen?«
    »Ja, danke.«
    »Kaffee?«
    »Nein, danke – wirklich, ich habe eben erst einen Kaffee getrunken.«
    »Tja«, sagte George, »dann kann ich Ihnen nur noch einen Whisky anbieten.«
    »Vielleicht später, vielen Dank, altes Haus. Aber jetzt nicht. Ich habe einen Cognac getrunken. Korn und Traube vertragen sich schlecht.«
    »Sehr weise«, sagte George, und seine Miene hellte sich auf, denn in Wahrheit hätte der Whisky erst aus dem nächsten Wirtshaus geholt werden müssen, was eine Ausgabe von mindestens sechseinhalb Shilling bedeutet hätte, von der Mühsal, ihn zu besorgen, ganz zu schweigen.
    Sheila Fentiman zog einen Sessel vor und nahm selbst auf einem niedrigen Sitzpolster Platz. Sie war fünfunddreißig Jahre alt und wäre sehr hübsch gewesen, wenn nicht Sorgen und schlechte Gesundheit sie hätten älter aussehen lassen, als sie war.
    »Das ist ja ein miserables Feuer«, sagte George verdrießlich. »Ist das alles, was an Kohlen hier ist?«
    »Tut mir leid«, sagte Sheila. »Aber sie hat heute morgen nicht richtig aufgefüllt.«
    »Kannst du denn nicht dafür sorgen, daß sie es tut? Es ist immer dasselbe. Wenn der Kohlenkasten nicht vollkommen leer ist, glaubt sie anscheinend, sie kann sich die Mühe sparen, ihn aufzufüllen.«
    »Ich hole welche.«
    »Nein, es ist ja schon gut. Ich gehe. Aber du solltest ihr das mal sagen.«
    »Tu ich – ich sag's ihr ja dauernd.«
    »Die Frau hat nicht mehr Verstand als eine Henne. Nein – du gehst nicht, Sheila – ich lasse dich nicht Kohlen schleppen.«
    »Quatsch!« versetzte seine Frau bissig. »Tu doch nicht so, George. Nur weil jemand da ist, brauchst du nicht plötzlich den Kavalier zu spielen.«
    »Ach bitte, darf ich?« rief Wimsey verzweifelt. »Ich hole gern Kohlen. Schon als Kind mochte ich Kohlen so gern. Alles, was schmutzig und laut ist. Wo liegen sie? Führen Sie mich hin.«
    Mrs. Fentiman ließ den Kohleneimer los, um den sich George und Wimsey höflich balgten. Schließlich gingen alle drei zusammen hinaus zu dem unbequem gelegenen Kohlenschuppen im Hinterhof. Wimsey schaufelte Kohlen, George empfing sie im Eimer, und die Dame leuchtete ihnen mit einer langen Kerze, die wacklig auf einem viel zu großen emaillierten Kerzenhalter befestigt war.
    »Und sag Mrs. Crickett«, quengelte George, »daß sie jeden Tag den Kohlenkasten richtig zu füllen hat.«
    »Ich werd's versuchen. Aber sie kann es nicht leiden, wenn man was sagt. Ich habe immer Angst, sie kündigt.«
    »Na und? Es gibt noch mehr Zugehfrauen, oder?«
    »Mrs. Crickett ist sehr ehrlich.«
    »Ich weiß; aber darauf kommt es ja nicht allein an. Du würdest mit ein bißchen Mühe leicht eine neue finden.«
    »Gut, ich werde mal sehen. Aber warum sprichst du eigentlich nicht mit Mrs. Crickett? Ich bin meist schon fort, wenn sie kommt.«
    »Ach ja, ich weiß. Du brauchst es mir nicht immerzu reinzureiben, daß du arbeiten gehen mußt. Meinst du vielleicht, mir macht das Spaß? Wimsey kann dir sagen, wie mir deswegen zumute ist.«
    »Sei doch nicht albern. Wie kommt es eigentlich, Lord Peter, daß Männer solche Angst haben, mit Dienstboten zu reden?«
    »Mit den Dienstboten zu reden ist Aufgabe der Frau«, sagte George, »damit habe ich nichts zu tun.«
    »Also gut – ich werde mit ihr reden, und du wirst dich mit den Konsequenzen abfinden müssen.«
    »Es wird keine Konsequenzen geben, meine Liebe, wenn du es taktvoll anfängst. Ich weiß gar nicht, weswegen du so ein Theater machen willst.«
    »Gut, gut! Ich werde so taktvoll wie möglich sein. Sie haben wohl nicht unter Zugehfrauen zu leiden, Lord Peter?«
    »Du lieber Gott, nein!« unterbrach George. »Wimsey lebt wie ein anständiger Mensch. In Piccadilly kennt man die erhabenen Freuden der Armut nicht.«
    »Ich bin in einer glücklichen Lage«, sagte Wimsey im abbittenden Ton dessen, den man zu großen Wohlstands bezichtigt und der sich dafür entschuldigen zu müssen glaubt. »Ich habe einen außerordentlich treuen und intelligenten Diener, der für mich sorgt wie eine Mutter.«
    »Er wird wohl wissen, wo's ihm gut geht«, meinte George gereizt.
    »Ich weiß nicht. Ich glaube, Bunter würde unter allen Umständen bei mir bleiben. Er war im Krieg eine Zeitlang mein Unteroffizier, und wir haben zusammen manch brenzlige Situation durchgestanden.

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