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Aerger im Bellona-Club

Aerger im Bellona-Club

Titel: Aerger im Bellona-Club Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy L. Sayers
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Nachdem das dann alles vorbei war, habe ich ihn ausfindig gemacht und bei mir eingestellt. Er war natürlich schon vorher in Stellung gewesen, aber sein früherer Herr war gefallen, und die Familie hatte sich aufgelöst, und da ist er ganz gern mitgekommen. Mittlerweile wüßte ich nicht mehr, was ich ohne Bunter anfangen sollte.«
    »Ist das der Mann, der für Sie die Fotografien macht, wenn Sie Verbrecher jagen?« fragte Sheila rasch, um auf ein in ihren Augen unverfängliches Thema zu kommen.
    »O ja. Er versteht großartig mit der Kamera umzugehen. Der einzige Nachteil ist, daß er sich hin und wieder in der Dunkelkammer einschließt und ich mich dann selbst versorgen muß. Ich habe ein Haustelefon bei ihm installieren lassen. >Bunter?< – >Ja, Mylord?< – >Wo sind meine Manschettenknöpfe?< – >Im Mittelteil der dritten kleinen Schublade rechts im Toilettentisch, Mylord.< – >Bunter!< – >Ja, Mylord?< – >Wo habe ich mein Zigarettenetui hingelegt?< – >Ich glaube es zuletzt auf dem Piano bemerkt zu haben, Mylord.< – >Bunter!< – >Ja, Mylord?< – >Ich komme mit meiner weißen Krawatte nicht zurecht.< – >Unmöglich, Mylord!< – >Doch. Können Sie da nichts machen?< – >Verzeihung, Mylord, ich bin gerade mit dem Entwickeln eines Films beschäftigt.< – >Zum Teufel mit dem Film!< – >Sehr wohl, Mylord.< – >Bunter – halt! – nicht so überstürzt – entwickeln Sie zuerst den Film fertig und kommen Sie mir dann die Krawatte binden.< – >Gewiß, Mylord.< Und dann sitze ich in meinem Elend da und warte, bis der verdammte Film fixiert oder sonstwas ist. Der perfekte Sklave im eigenen Haus – das bin ich.«
    Sheila lachte.
    »Sie sehen aber aus wie ein recht glücklicher und gut behandelter Sklave. Sind Sie im Augenblick wieder hinter etwas her?«
    »Ja. Und bitte, da haben wir's wieder – Bunter hat sich für den Abend ins Fotografenleben zurückgezogen. Ich habe kein Dach überm Kopf. Ich irre umher wie dieser komische Vogel ohne Füße –«
    »Tut mir leid, daß Sie zu einer solchen Verzweiflungstat getrieben wurden, Asyl in unserm ärmlichen Schuppen zu suchen«, sagte George mit bitterem Lachen.
    Wimsey wünschte allmählich, er wäre nicht hergekommen. Mrs. Fentiman blickte gequält drein.
    »Darauf brauchen Sie nicht zu antworten«, sagte sie, verzweifelt um einen leichten Konversationston bemüht. »Darauf gibt es keine Antwort.«
    »Ich werde das Problem an Tante Judiths Kummerkasten einschicken«, meinte Wimsey. »A macht eine Bemerkung, auf die es keine Antwort gibt. Was muß B jetzt tun?«
    »Entschuldigung«, sagte George. »Meine Beiträge zur Unterhaltung sind wohl nicht ganz angemessen. Mir sind alle zivilisierten Gewohnheiten abhanden gekommen. Am besten kümmern Sie sich gar nicht um mich.«
    »Um was geht es denn diesmal?« erkundigte sich Sheila, ihren Gatten beim Wort nehmend.
    »Tja, genaugenommen geht es um die komische Geschichte mit dem Testament des alten Generals«, sagte Wimsey. »Murbles hat mich gefragt, ob ich mich nicht ein bißchen um die Frage kümmern kann, wer nun eigentlich wen überlebt hat.«
    »Oh, glauben Sie das wirklich klären zu können?«
    »Ich hoffe es sehr. Aber es ist eine ziemlich knifflige Geschichte – könnte am Ende um bloße Sekunden gehen. Übrigens, Fentiman, waren Sie am Waffenstillstandstag vormittags mal im Rauchsalon des Bellona-Clubs?«
    »Ach, deswegen sind Sie hier! Warum haben Sie das nicht gleich gesagt? Nein, ich war nicht da. Und ich weiß nicht das allermindeste. Und warum diese verrückte alte Dormer nicht gleich ein anständiges Testament machen konnte, verstehe ich schon gar nicht. Was soll das, den ganzen Haufen Geld dem alten Mann zu vermachen, wo sie doch genau wußte, daß er jeden Moment ins Gras beißen würde? Und dann noch für den Fall, daß er vor ihr starb, alles dieser Dorland zu geben, die nicht den klitzekleinsten Anspruch darauf hat! Sie hätte doch soviel Anstand besitzen und auch ein wenig an Robert und uns denken können.«
    »Wenn man bedenkt, wie häßlich du zu ihr und Miss Dorland warst, George, wundere ich mich, daß sie dir überhaupt die siebentausend vermacht hat.«
    »Was sind für sie schon siebentausend Pfund? Soviel wie eine Fünfpfundnote für einen gewöhnlichen Sterblichen. Eine Beleidigung ist das. Ja, ich weiß, daß ich grob zu ihr war, aber ich wollte schließlich auf keinen Fall, daß sie dachte, ich machte mich ihres Geldes wegen an sie heran.«
    »Wie inkonsequent du bist, George.

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