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Aerger im Bellona-Club

Aerger im Bellona-Club

Titel: Aerger im Bellona-Club Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy L. Sayers
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Haar, und er empfing seinen Gast im Labor, wo er soeben eine Marshsche Arsenprobe beaufsichtigte.
    »Könnten Sie noch einen Augenblick Platz nehmen, bis ich hier fertig bin?«
    Wimsey nahm Platz und sah interessiert zu, wie die Flamme des Bunsenbrenners um die Glasröhre züngelte und sich am verjüngten Ende langsam die dunkelbraune Ablagerung bildete und verdichtete. Von Zeit zu Zeit gab der Chemiker durch den Tropftrichter ein wenig von einer eklig aussehenden Flüssigkeit aus einem verschraubten Fläschchen dazu; einmal kam sein Assistent und gab noch ein paar Tropfen von etwas anderem hinein: Salzsäure, soviel Wimsey wußte. Bald war die eklige Flüssigkeit vollständig in der Glasröhre, und als die Ablagerung sich an der dichtesten Stelle beinahe schwarz verfärbt hatte, wurde das Gefäß von der Flamme genommen und der Brenner gelöscht, und Sir James Lubbock wandte sich, nachdem er noch eine kurze Notiz geschrieben und unterzeichnet hatte, Wimsey zu und begrüßte ihn herzlich.
    »Störe ich Sie auch wirklich nicht, Lubbock?«
    »Kein bißchen. Wir sind gerade fertig. Das war der letzte Zaubertrick. Wir werden rechtzeitig für unsern Auftritt vor Gericht bereit sein. Allzu große Zweifel gibt es ohnehin nicht. Die Dosis hätte für einen Elefanten gereicht. Wenn man bedenkt, wie liebevoll unsere Strafverfolgungsbehörden sich bemühen, die Öffentlichkeit immer wieder darüber aufzuklären, daß ein zehntel bis ein fünftel Gramm Arsen vollauf genügt, um sich eines unliebsamen Zeitgenossen nachhaltig zu entledigen, und sei er noch so zäh, kann man sich nur wundern, wie verschwenderisch die Leute mit ihrem Gift umgehen. Es ist ihnen nicht beizubringen. Einen Büroboten, der so unfähig wäre wie ein durchschnittlicher Mörder, würde man mit einem Tritt in den Hintern auf die Straße setzen. Nun, und was haben Sie für ein Problemchen?«
    »Nur eine Kleinigkeit«, sagte Wimsey, indem er sein Päckchen auswickelte und General Fentimans linken Schuh herausnahm. »Es ist ein bißchen unverschämt von mir, mit so etwas zu Ihnen zu kommen, aber ich möchte zu gern wissen, was das hier ist, und da die Sache streng vertraulich ist, habe ich mir die Freiheit genommen, Ihnen einen Freundschaftsbesuch abzustatten. Hier an der Innenkante der Sohle – ganz am Rand.«
    »Blut?« meinte der Chemiker grinsend.
    »Hm, nein – da muß ich Sie leider enttäuschen. Sieht mir mehr nach Farbe aus.«
    Sir James besah sich die Ablagerung eingehend mit einer starken Lupe.
    »Ja; irgendeine Art brauner Lack. Könnte von einem Fußboden oder einem Möbelstück stammen. Wollen Sie es analysiert haben?«
    »Wenn es Ihnen nicht zu viele Umstände macht.«
    »Keineswegs. Ich glaube, wir können Saunders bitten, das zu machen; er hat so etwas zu seiner Spezialität entwickelt. Saunders, könnten Sie das mal abkratzen und sehen, was es ist? Nehmen Sie ein Präparat davon und analysieren Sie den Rest, wenn es geht. Wie bald brauchen Sie das Ergebnis?«
    »Nun, so schnell wie möglich. Natürlich nicht in den nächsten fünf Minuten.«
    »Na, dann trinken Sie erst mal mit uns eine Tasse Tee, bis dahin haben wir dann wohl schon was für Sie. Etwas besonders Ausgefallenes scheint es nicht zu sein. Aber da ich Ihren Geschmack kenne, wundere ich mich doch, daß es kein Blut ist. Auch kein Blut zu erwarten?«
    »Nicht daß ich wüßte. Ich bleibe gern zum Tee, wenn ich Ihnen auch ganz bestimmt nicht lästig bin.«
    »Das sind Sie nie. Und außerdem könnten Sie mir, wenn Sie schon mal hier sind, Ihre Meinung über ein paar alte medizinische Bücher sagen, die ich hier habe. Ich glaube nicht, daß sie besonders wertvoll sind, aber kurios. Kommen Sie mal mit.«
    Wimsey verbrachte ein paar angenehme Stunden in Lady Lubbocks Gesellschaft bei Teegebäck und einem runden Dutzend antiquierter anatomischer Werke. Dann kam Saunders mit seinem Bericht. Die Ablagerung war nicht mehr und nicht weniger als gewöhnliche braune Farbe mit Firnis, bei Zimmerleuten und Möbelschreinern bestens bekannt. Es war ein modernes Fabrikat ohne besondere Eigenschaften und überall zu finden. Es war eigentlich keine Fußbodenfarbe – man erwartete sie eher an Türen oder Trennwänden. Es folgte die chemische Formel.
    »Ich fürchte, das hilft Ihnen auch nicht viel weiter«, meinte Sir James.
    »Man kann nie wissen, ob man nicht doch mal Glück hat«, antwortete Wimsey. »Wären Sie wohl so freundlich, das Präparat zu beschriften und zu signieren, desgleichen die

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