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Aerger im Bellona-Club

Aerger im Bellona-Club

Titel: Aerger im Bellona-Club Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy L. Sayers
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du persönlich. Ich weiß, daß du nicht aus freien Stücken arbeiten gehst. Ich weiß, daß du es nur tust, weil ich in so einer hundsmiserablen Lage bin. Du brauchst nicht ständig darauf herumzureiten. Ich weiß, daß ich ein Versager bin. Danken Sie Ihren Sternen, Wimsey, daß Sie, wenn Sie mal heiraten, in der Lage sein werden, Ihre Frau zu ernähren.«
    »George, du hast kein Recht, so zu reden. Ich habe das überhaupt nicht so gemeint. Du hast gesagt –«
    »Ich weiß, was ich gesagt habe, du hast es nur in den falschen Hals gekriegt. Wie immer. Mit Frauen zu diskutieren hat gar keinen Zweck. Nein – das reicht jetzt. Fang um Himmels willen nicht wieder von vorn an. Ich möchte jetzt was trinken. Wimsey, Sie trinken auch einen mit. Sheila, sag der Kleinen von Mrs. Munns, sie soll uns eine halbe Flasche Johnny Walker holen gehen.«
    »Könntest du sie nicht selbst holen, George? Mrs. Munns sieht es nicht gern, wenn wir ihre Kleine schicken. Sie ist letztes Mal sehr unfreundlich geworden.«
    »Wie soll ich denn gehen? Ich hab die Stiefel schon ausgezogen. Du machst immer so ein Theater wegen nichts und wieder nichts. Soll doch die alte Munns sich aufregen! Fressen kann sie dich nicht.«
    »Das nicht«, mischte Wimsey sich ein, »aber denken Sie mal an den demoralisierenden Einfluß, den so ein Wirtshaus auf Mrs. Munns' Töchterchen hat. Ich bin ganz Mrs. Munns' Meinung. Sie hat ein Mutterherz in der Brust. Ich werde selbst den heiligen George spielen, der Mrs. Munns' kleine Tochter vor dem >Blauen Drachen< rettet. Nichts kann mich aufhalten. Nein, Sie brauchen mir den Weg nicht zu zeigen. Zu Kneipen führt mich ein besonderer Instinkt. Die finde ich mit verbundenen Augen, im dicksten Londoner Nebel, mit auf den Rücken gefesselten Händen.«
    Mrs. Fentiman folgte ihm zur Haustür.
    »Sie dürfen das nicht ernst nehmen, was George heute abend sagt. Er hat wieder solche Magenschmerzen, und dann ist er immer reizbar. Und er macht sich wirklich große Sorgen wegen dieser Geldgeschichte.«
    »Ist schon gut«, sagte Wimsey. »Ich weiß genau Bescheid. Sie sollten mich mal erleben, wenn mein Magen streikt. Hab neulich eine junge Frau zum Essen ausgeführt – Hummermayonnaise, Baiser mit Schlagsahne und süßen Champagner hatte sie sich ausgesucht – mein Gott!«
    Er schnitt eine beredte Grimasse und entfernte sich in Richtung Kneipe.
    Als er wiederkam, stand George Fentiman auf der Schwelle. »Hören Sie, Wimsey – ich muß mich für meine Ungezogenheit entschuldigen. Mir ist der Gaul durchgegangen. Gehört sich nicht. Die arme Sheila ist heulend zu Bett gegangen. Ausschließlich meine Schuld. Wenn Sie wüßten, wie so eine ekelhafte Situation einem auf die Nerven gehen kann – obwohl das keine Entschuldigung ist –«
    »Ist schon in Ordnung«, sagte Wimsey. »Kopf hoch. Das geht alles beim Waschen raus.«
    »Meine Frau –« begann George von neuem.
    »Ihre Frau ist fabelhaft, mein Lieber. Sie beide brauchten nur mal einen Urlaub.«
    »Ja, dringend. Na ja, nur nicht aufgeben! Ich gehe zu Murbles, wie Sie mir geraten haben, Wimsey.«
    Bunter empfing seinen Herrn an diesem Abend mit einem hochzufriedenen Lächeln.
    »Einen schönen Tag gehabt, Bunter?«
    »Sehr befriedigend, vielen Dank, Mylord. Die Fingerabdrücke auf dem Spazierstock sind ohne jeden Zweifel mit denen auf dem Blatt Papier identisch, das Sie mir gegeben haben.«
    »Sind sie, ja? Das ist immerhin etwas. Ich sehe sie mir aber erst morgen an, Bunter – ich habe einen anstrengenden Abend hinter mir.«

8

Lord Peter bekommt ein starkes Blatt

    Am nächsten Morgen um elf Uhr stand Lord Peter in einem unaufdringlichen marineblauen Anzug mit dunkelgrauer Krawatte, wie es sich für den Besuch in einem Trauerhaus geziemte, am Portman Square vor der Tür der verstorbenen Lady Dormer.
    »Ist Miss Dorland zu Hause?«
    »Ich werde mich erkundigen, Sir.«
    »Überbringen Sie ihr bitte meine Karte und fragen Sie, ob sie ein paar Augenblicke Zeit für mich hat.«
    »Gewiß, Mylord. Wenn Eure Lordschaft die Güte haben und Platz nehmen möchten?«
    Der Diener zog sich zurück und ließ Seine Lordschaft derweil in einem hohen, abweisenden Raum mit langen, blutroten Vorhängen, dickem rotem Teppich und Mahagonimöbeln von abstoßendem Aussehen warten. Nach fast einer Viertelstunde kam der Diener mit einem Tablett wieder, auf dem er eine Mitteilung trug. Sie war kurz und lautete: »Miss Dorland empfiehlt sich Lord Peter Wimsey und bedauert, ihn nicht zu einem

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