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Aerger im Bellona-Club

Aerger im Bellona-Club

Titel: Aerger im Bellona-Club Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy L. Sayers
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ein Ghoul!« rief Robert. »Ich glaube fast, Sie mästen sich mit Leichen.«
    Wimsey lachte, und es klang ziemlich erregt.
    »Fentiman«, sagte er, »was würden Sie in diesem Augenblick für Ihre Chance auf die halbe Million geben?«
    »Chance?« rief Fentiman. »So eine Chance gibt es nicht. Was meinen Sie damit?«
    Wimsey zog langsam einen Brief aus der Tasche.
    »Das ist gestern abend gekommen«, sagte er, »und beim Zeus, mein Lieber, Sie können von Glück reden, daß Sie durch den Tod des alten Herrn einiges zu verlieren hatten. Das hier schreibt Lubbock:
    >Lieber Lord Peter,
ich schicke Ihnen schon mal vorab ein paar Zeilen, damit Sie wissen, was bei der Autopsie der Leiche Fentimans herausgekommen ist. Hinsichtlich des erklärten Zwecks der Untersuchung darf ich sagen, daß keine Nahrungsreste im Magen gefunden wurden und die letzte Mahlzeit etliche Stunden vor dem Tod eingenommen worden sein muß. Das Wichtige aber ist, daß ich auf Grund Ihrer dunkel angedeuteten Empfehlung die Eingeweide auf Giftspuren untersucht und dabei Spuren einer starken Dosis Digitalin, kurz vor dem Tode eingenommen, gefunden habe. Wie Sie wissen, konnte bei einer Person, deren Herz sich bereits in einem geschwächten Zustand befand, die Folge einer solchen Dosis nichts anderes als tödlich sein. Die Symptome sind in einem solchen Falle eine Verlangsamung der Herztätigkeit und schließlich Herzstillstand – von einem schweren Herzanfall praktisch nicht zu unterscheiden. Ich weiß natürlich nicht, auf welcher Seite Sie in diesem Fall stehen, aber ich gratuliere Ihnen zu dem Scharfblick, der Sie die Analyse vorschlagen ließ. Indessen wissen Sie natürlich, daß ich verpflichtet bin, das Ergebnis dieser Autopsie den Strafverfolgungsbehörden mitzuteilen.<«
    Mr. Murbles saß wie versteinert da.
    »Mein Gott!« rief Fentiman. Und noch einmal: »Mein Gott! – Wimsey – wenn ich gewußt hätte – wenn ich auch nur die leiseste Ahnung gehabt hätte – ich hätte die Leiche nicht für zwanzig Millionen angefaßt. Gift! Der arme Kerl! So etwas Gemeines! Jetzt erinnere ich mich auch wieder, daß er an dem Abend gesagt hat, er fühle sich nicht ganz wohl, aber ich hätte nie gedacht – hören Sie, Wimsey, Sie glauben mir doch, daß ich wirklich nicht den leisesten Schimmer hatte? Also – dieses entsetzliche Weib – ich hab doch immer gewußt, daß sie eine falsche Katze ist – aber Gift! Das geht zu weit! Du lieber Gott!«
    Parker, der bis dahin die distanzierte Miene des wohlwollenden Zuhörers zur Schau gestellt hatte, strahlte jetzt plötzlich. »Gut gemacht, Junge!« rief er und ließ seine Hand auf Peters Rücken klatschen. Die Begeisterung des Fachmanns überkam ihn. »Ein echter Fall«, sagte er, »und du hast ihn sehr gut aufgebaut, Peter. Ich wußte gar nicht, daß du das Zeug hast, so geduldig an etwas zu arbeiten. Diese Exhumierung durchzusetzen, indem du Major Fentiman die Hölle heiß machtest, das war einfach meisterlich! Saubere Arbeit! Saubere Arbeit!«
    »Danke, Charles«, sagte Wimsey trocken. »Freut mich, daß wenigstens einer das zu würdigen weiß. Jedenfalls«, fügte er gehässig hinzu, »dürfte Pritchard jetzt ganz schön das Nachsehen haben.«
    Und bei dieser Bemerkung kam sogar in Mr. Murbles' Gesicht wieder ein wenig Leben.

15

Die Karten gemischt und neu verteilt

    Eine eilige Konferenz mit den waltenden Mächten bei Scotland Yard brachte den Fall Fentiman in Kriminalinspektor Parkers Hände, und dieser ging unverzüglich mit Wimsey zu Rate.
    »Wie bist du auf Gift gekommen?« fragte er.
    »Hauptsächlich durch Aristoteles«, antwortete Wimsey. »Er sagt nämlich, daß man stets dem wahrscheinlichen Unmöglichen den Vorzug vor dem unwahrscheinlichen Möglichen geben soll. Sicher war es möglich, daß der General so mir nichts dir nichts im ungelegensten Augenblick gestorben war. Aber wieviel hübscher und wahrscheinlicher war es doch, daß da jemand nachgeholfen hatte! Selbst wenn es noch viel unmöglicher ausgesehen hätte, wäre ich nicht davon abzubringen gewesen, daß es Mord war. Und so sehr unmöglich war es ja gar nicht. Dann kamen Pritchard und diese Dorland. Warum hätten sie so strikt gegen jeden Kompromiß und von vornherein so mißtrauisch sein sollen, wenn sie nicht von irgendwoher Genaueres wußten? Schließlich hatten sie im Gegensatz zu Penberthy und mir die Leiche nicht gesehen.«
    »Das führt uns weiter zu der Frage, wer es getan hat. Der erste Verdacht fällt natürlich auf Miss

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