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Aerger im Bellona-Club

Aerger im Bellona-Club

Titel: Aerger im Bellona-Club Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy L. Sayers
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über Nacht bekam?«
    »Ganz recht«, bemerkte Wimsey bescheiden.
    »Ich hätte mir denken müssen, daß da etwas nicht mit rechten Dingen zuging. Sie Teufelskerl! Ja – und was nun? Wenn Sie Oliver auf die Schliche gekommen sind, haben Sie alles übrige wohl auch durchschaut, wie?«
    »Wenn Sie damit meinen«, sagte Mr. Murbles, »daß wir Ihren betrügerischen und schändlichen Versuch entdeckt haben, die wahre Todeszeit des Generals zu vertuschen, heißt die Antwort: Ja, das haben wir. Und ich darf sagen, daß dies für mich ein äußerst schmerzliches Erlebnis war.«
    Fentiman warf sich in einen Sessel, schlug sich auf die Schenkel und brüllte vor Lachen.
    »Ich hätte mir denken können, daß Sie dahinterkommen würden«, japste er. »Aber es war doch ein prima Witz, nicht? Mein Gott! Ich habe mir kaum das Lachen verbeißen können. Sich vorzustellen, wie alle diese verknöcherten alten Trottel da feierlich im Club herumsitzen und reinkommen und dem alten Herrn zunicken wie die Mandarine, und dabei ist er die ganze Zeit schon mausetot! Das mit dem Bein war natürlich eine dumme Panne, aber das war versehentlich passiert. Haben Sie eigentlich herausbekommen, wo er die ganze Zeit war?«
    »O ja – ziemlich genau. Sie haben nämlich in der Telefonzelle Spuren hinterlassen.«
    »Ach, wirklich? Verflixt!«
    »Ja – und als Sie dann den Mantel des alten Herrn wieder an seinen Haken in der Garderobe hängten, haben Sie vergessen, ihm eine Mohnblume anzustecken – am Waffenstillstandstag!«
    »Ach Gott – das war ein böser Patzer! Auf den Gedanken bin ich, ehrlich gesagt, nicht gekommen. Na ja, ich hätte wahrscheinlich nicht hoffen dürfen, damit durchzukommen, wenn ein Bluthund wie Sie mir auf der Fährte war. Aber es hat Spaß gemacht. Ich könnte sogar jetzt noch wiehern vor Vergnügen, wenn ich mir vorstelle, wie Bunter mit feierlicher Stimme zweieinhalb Spalten Olivers angerufen hat. Das ist fast so gut, als wenn ich die halbe Million gekriegt hätte.«
    »Da fällt mir noch etwas ein«, sagte Wimsey. »Ich weiß als einziges noch nicht, woher Sie von der halben Million wußten. Hat Lady Dormer Ihnen von ihrem Testament erzählt? Oder haben Sie es von George erfahren?«
    »Von George? Himmel, nein! George hatte keine Ahnung davon. Der alte Herr hat es mir selbst gesagt.«
    »General Fentiman?«
    »Natürlich. Als er an dem Abend in den Club zurückkam, ist er sofort zu mir raufgekommen.«
    »Und auf die Idee sind wir nicht gekommen«, rief Wimsey zerknirscht. »Es lag wohl zu sehr auf der Hand.«
    »Auch Sie können schließlich nicht an alles denken«, meinte Robert herablassend. »Im großen und ganzen haben Sie das schon gut gemacht, finde ich. Doch – der alte Herr ist zu mir heraufgekommen und hat mir alles erzählt. Er hat gemeint, ich soll George nichts davon sagen, weil er mit George nicht ganz zufrieden sei – wegen Sheila, das wissen Sie ja – und er wollte sich noch überlegen, was er da am besten machen könnte, ich meine, bezüglich eines neuen Testaments.«
    »Eben. Und dazu ist er dann in die Bibliothek hinuntergegangen.«
    »Richtig. Und ich bin hinuntergegangen und habe was gegessen. Na ja, und danach ist mir dann der Gedanke gekommen, ich hätte mich vielleicht nicht genug für George eingesetzt. Ich meine, man hätte dem alten Herrn klarmachen müssen, daß George doch hauptsächlich nur deshalb so komisch ist, weil er von Sheila lebt und so, und wenn er selbst ein bißchen was hätte, wäre er ja gleich ganz anders – Sie verstehen? Also bin ich dann in die Bibliothek gegangen, um ihn zu suchen – und da saß er – tot.«
    »Um wieviel Uhr war das?«
    »Irgendwann um acht Uhr herum, soviel ich weiß. Also, ich war wie vor den Kopf geschlagen. Natürlich war mein erster Gedanke Hilfe zu rufen, aber das wäre zu nichts gut gewesen. Er war mausetot. Und dann ist mir plötzlich erst richtig aufgegangen, wie schändlich knapp wir den Zug verpaßt hatten. Als ich mir vorstellte, wie diese schreckliche Dorland jetzt alle die vielen Tausender einheimsen würde – ich sage Ihnen, das hat mich so wild gemacht, daß ich hätte hingehen und die ganze Bude in die Luft jagen können! ... Na ja, und dann beschlich mich so ein merkwürdiges Gefühl – ich dort so allein mit der Leiche, und sonst kein Mensch in der Bibliothek. Von aller Welt abgeschnitten, wie die Dichter sagen. Und dann wollte mir einfach die Frage nicht mehr aus dem Kopf, warum er denn gerade so gestorben sein sollte. Ein paar

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