Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Aerger im Bellona-Club

Aerger im Bellona-Club

Titel: Aerger im Bellona-Club Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy L. Sayers
Vom Netzwerk:
Dorland.«
    »Sie hatte das stärkste Motiv.«
    »Eben. Aber gehen wir methodisch vor. Der alte Fentiman war offenbar noch gesund und munter bis gegen halb vier, als er sich auf den Weg zum Portman Square machte, so daß ihm das Mittel demnach zwischen halb vier und etwa acht Uhr gegeben worden sein muß, als Robert Fentiman ihn tot fand. So, und wer alles hat ihn nun in diesem Zeitraum gesehen?«
    »Moment, das ist nicht ganz richtig. Er muß das Zeug in diesem Zeitraum eingenommen haben, aber gegeben wurde es ihm möglicherweise schon früher. Nehmen wir mal an, jemand hat ihm das Gift in sein gewohntes Fläschchen Natrontabletten geschmuggelt, oder was er sonst einzunehmen pflegte. Das kann zu jeder Zeit geschehen sein.«
    »Nun – aber auch wieder nicht zu früh, Peter. Wenn er nämlich allzufrüh gestorben wäre und Lady Dormer es erfahren hätte –«
    »Hätte das gar nichts geändert. Sie hätte weder ihr Testament abzuändern brauchen noch sonst etwas. Das Vermächtnis an Miss Dorland wäre so oder so gültig gewesen.«
    »Stimmt. Da habe ich falsch gedacht. Also, dann sollten wir als erstes feststellen, ob er irgend etwas in der Art regelmäßig einnahm. Wenn ja, wer hätte die Möglichkeit gehabt, die Pille hineinzuschmuggeln?«
    »Penberthy zum Beispiel.«
    »Der Arzt? – Gewiß, er gehört zu denen, die dazu die Möglichkeit hatten, aber er hatte sicher nicht das allerkleinste Motiv. Trotzdem setzen wir seinen Namen einmal in die Rubrik >Gelegenheit<.«
    »Recht so, Charles. Deine methodische Art gefällt mir.«
    »Gegensätze ziehen sich an«, meinte Parker, während er ein Blatt in seinem Notizbuch in drei senkrechte Spalten aufteilte. »Gelegenheit: 1. Dr. Penberthy. Wenn er ihm die Tabletten oder Kapseln oder was weiß ich selbst gegeben hat, hatte er sogar eine besonders gute Gelegenheit. Dagegen nicht, wenn es ein Medikament war, das man in versiegelten Fläschchen fix und fertig vom Apotheker bekommt.«
    »Ach was! Dann hätte er jederzeit bitten können, einen Blick darauf werfen zu dürfen, um zu sehen, ob es die richtigen waren. Ich bestehe darauf, daß Penberthy da stehenbleibt. Außerdem gehört er zu den Personen, die den General zwischen den beiden entscheidenden Zeitpunkten gesehen haben – im Verabreichungszeitraum, wenn man ihn mal so nennen will; damit hatte er also noch Gelegenheit zusätzlich.«
    »Stimmt. Also gut, ich schreibe ihn auf. Obwohl er doch offenbar keinen Grund –«
    »Von so kleinlichen Einwänden lasse ich mich nicht beirren. Er hatte die Gelegenheit, also bleibt er da drinstehen. So, und dann käme als nächstes Miss Dorland.«
    »Ja. Sie fällt unter >Gelegenheit< wie auch unter >Motiv<. Sie hatte auf jeden Fall das größte Interesse daran, den alten Mann zu beseitigen; sie hat ihn im Verabreichungszeitraum gesehen, und sehr wahrscheinlich hat sie ihm etwas zu essen oder zu trinken angeboten, während er im Haus war. Also ist sie höchst verdächtig. Die einzige Schwierigkeit ist bei ihr, daß sie nicht ohne weiteres an das Medikament herangekommen wäre. Digitalin bekommt man nämlich nicht so einfach auf Verlangen.«
    »N-nein. Zumindest nicht für sich allein. Aber mit anderen Mitteln gemischt bekommt man es leicht. Erst heute morgen habe ich eine Anzeige in den Daily News gesehen, in der eine Pille angeboten wird, die dreißig Milligramm Digitalin enthält.«
    »So? Worin? – ach so, das! Ja, aber da ist auch Brechnuß drin, die ein Gegenmittel sein soll. Jedenfalls putscht sie das Herz auf, indem sie die Nerven anregt, was die verlangsamende Wirkung von Digitalin aufhebt.«
    »Hm. Also, dann schreib Miss Dorland unter >Mittel< auf und setze ein Fragezeichen dahinter. Ach so, und Penberthy gehört natürlich auch unter >Mittel<. Er ist derjenige, der ohne die geringsten Schwierigkeiten an das Zeug herankommen konnte.«
    »Richtig. Also, Mittel: 1. Dr. Penberthy. Gelegenheit: 1. Dr. Penberthy, 2. Miss Dorland. Wir müssen das Personal in Lady Dormers Haus auch mit dazunehmen, meinst du nicht? Jedenfalls jeden, der ihm etwas zu essen oder zu trinken gebracht hat.«
    »Schreib die Dienstboten in jedem Fall dazu. Sie könnten mit Miss Dorland im Bunde stehen. Und wie steht es mit Lady Dormer selbst?«
    »Nun hör aber auf, Peter. Welchen Sinn sollte das denn haben?«
    »Wer weiß? Vielleicht hat sie die ganzen Jahre den Plan gehegt, sich an ihrem Bruder zu rächen, und ihre Gefühle hinter scheinbarer Großzügigkeit versteckt. Es wäre doch ein ziemlicher Spaß

Weitere Kostenlose Bücher