Aerger im Bellona-Club
gewesen, jemandem, den man verachtet, eine große Erbschaft zu vermachen und ihn dann, wenn er sich gerade so schön darauf freut und voll Dankbarkeit ist und es kaum noch erwarten kann, rasch zu vergiften, damit er sie nur ja nicht kriegt. Wir müssen Lady Dormer einfach mit aufnehmen. Setz sie unter >Gelegenheit< und >Motiv<.«
»Ich setze sie höchstens unter >Gelegenheit<, und unter >Motiv< mit Fragezeichen.«
»Wie du willst. Also – als nächstes kämen unsere Freunde, die Taxifahrer.«
»Ich glaube nicht, daß ich dir damit dienen kann. Es wäre nämlich gar nicht so einfach, einen Fahrgast zu vergiften.«
»Das fürchte ich auch. Paß mal auf. Ich habe gerade eine hinreißende Idee, wie man umgekehrt einen Taxifahrer vergiften könnte. Man gibt ihm eine gefälschte halbe Krone, und wenn er draufbeißt «
» stirbt er an Bleivergiftung. Der hat schon einen Bart.«
»Pech gehabt. Man vergiftet die halbe Krone mit Blausäure.«
»Ausgezeichnet! Und er bricht mit Schaum vor dem Mund zusammen. Einfach genial. Würde es dir etwas ausmachen, dich wieder dem Thema zuzuwenden?«
»Die Taxifahrer können wir weglassen?«
»Ich glaube, ja.«
»Einverstanden. Ich schenke sie dir. Damit kommen wir, fürchte ich, zu George Fentiman.«
»Du hast eine Schwäche für George Fentiman, nicht?«
»Ja – ich mag den guten George. Er ist in mancher Hinsicht ein ausgemachtes Ferkel, aber ich mag ihn.«
»Na ja, ich kenne George nicht, also schreibe ich ihn bedenkenlos hin. Er wäre >Gelegenheit< Nr. 3.«
»Dann muß er aber auch unter >Motiv< stehen.«
»Wieso? Was hätte er dadurch zu gewinnen gehabt, daß Miss Dorland das Geld bekäme?«
»Nichts – falls er das wußte. Aber Robert schwört Stein und Bein, daß er nichts davon wußte, und George ebenfalls. Und siehst du, wenn er nichts wußte, bedeutete der Tod des Generals für ihn, daß er sofort an die zweitausend Pfund herankam, mit denen Dougal MacStewart ihn so unter Druck setzte.«
»MacStewart? – Ach ja – dieser Geldverleiher. Ein Punkt für dich, Peter; den hatte ich vergessen. Damit reiht sich George auf alle Fälle in die Liste der Verdächtigen ein. Er hatte auch alles ziemlich satt, nicht?«
»Und wie. Und ich erinnere mich, wie er am Tag, an dem der Mord – oder zumindest der Todesfall – entdeckt wurde, im Club wenigstens eine unbedachte Bemerkung fallengelassen hat.«
»Das würde höchstens für ihn sprechen«, meinte Parker gutgelaunt. »Es sei denn, er wäre ganz besonders kaltschnäuzig.«
»Bei der Polizei würde das nicht für ihn sprechen«, knurrte Wimsey.
»Na hör mal!«
»Entschuldige. Das hatte ich im Moment vergessen. Ich fürchte, du wächst zur Zeit ein bißchen über deinen Beruf hinaus, Charles. So viel Intelligenz kann nur zu Beförderung oder Verbannung führen, wenn du nicht aufpaßt.«
»Das riskiere ich. Aber nun komm – weiter im Text. Wen haben wir sonst noch?«
»Woodward. Niemand hätte sich leichter am Pillenschächtelchen des Generals zu schaffen machen können als er.«
»Und sein kleines Vermächtnis wäre dann wohl das Motiv gewesen?«
»Oder er stand im Sold des Feindes. Das ist bei finsteren Lakaien oft der Fall, wie du weißt. Sieh dir doch nur an, wie die kriminellen Butler und diebischen Musterdiener in letzter Zeit ins Kraut schießen.«
»Stimmt. Und wie steht es nun mit den Leuten im Bellona-Club?«
»Da wäre Wetheridge. Ein ausgesprochen unangenehmer Mensch. Und er hat schon immer begehrlich nach dem Ohrensessel des Generals vor dem Kamin geschielt. Ich hab's gesehen.«
»Bleib mal ernst, Peter.«
»Ich bin vollkommen ernst. Ich kann Wetheridge nicht leiden. Und dann dürfen wir natürlich Robert nicht vergessen.«
»Robert? Hör mal, er ist der einzige, den wir mit absoluter Sicherheit ausschließen können. Er wußte, daß es in seinem Interesse war, den alten Herrn am Leben zu erhalten. Sieh doch nur, welche Arbeit er sich gemacht hat, um seinen Tod zu vertuschen.«
»Eben. Er ist von allen Tatverdächtigen der unwahrscheinlichste, und aus eben diesem Grunde würde Sherlock Holmes ihn sofort verdächtigen. Er war nach eigener Aussage der letzte, der General Fentiman lebend gesehen hat. Nehmen wir an, er hat Krach mit dem alten Herrn bekommen und ihn getötet, und hinterher hat er dann von der Erbschaft erfahren.«
»Du sprühst ja heute nur so von brillanten Ideen, Peter. Wenn sie sich gestritten hätten, könnte er eventuell seinen Großvater niedergeschlagen haben –
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