Aerger im Bellona-Club
obwohl ich mir nicht vorstellen kann, daß er so etwas Niederträchtiges und Unsportliches fertiggebracht hätte – aber mit Sicherheit hätte er ihn nicht vergiftet.«
Wimsey seufzte.
»So ganz unrecht hast du da nicht«, räumte er ein. »Trotzdem weiß man nie. So – erscheint nun einer der Namen, die uns bisher eingefallen sind, in allen drei Spalten unserer Liste?«
»Nein, nicht einer. Aber einige kommen zweimal vor.«
»Dann fangen wir am besten bei denen an. Miss Dorland kommt natürlich als erste in Betracht, und nach ihr George, meinst du nicht?«
»Doch. Ich werde alle Apotheken abklappern lassen, in denen sie sich das Digitalin vielleicht besorgt haben könnte. Wer ist ihr Hausarzt?«
»Keine Ahnung. Das ist deine Sache. Ich soll sie übrigens morgen auf einer Kakaoparty oder so was treffen. Nimm sie nach Möglichkeit nicht vorher in die Zange.«
»Nein, aber mir scheint, wir werden ihr schon noch ein paar Fragen stellen müssen. Und ich möchte mich gern in Lady Dormers Haus ein wenig umsehen.«
»Zertritt mir dort um Himmels willen kein Porzellan, Charles. Sei taktvoll!«
»Verlaß dich auf Väterchen. Ach ja, und du könntest mich mal ebenso taktvoll mit in den Bellona-Club nehmen. Ich würde auch dort gern ein paar Fragen stellen.«
Wimsey stöhnte.
»Wenn das so weitergeht, wird man mir den Austritt nahelegen. Nicht daß es ein großer Verlust wäre. Aber Wetheridge würde sich so freuen, mich von hinten zu sehen. Na ja, was soll's. Ich mache mich zum Märtyrer. Komm.«
Am Eingang des Bellona-Clubs herrschte ungehöriger Aufruhr. Hauptmann Culyer debattierte hitzig mit einer Gruppe von Männern, und ein paar Mitglieder des Clubvorstands standen mit gewitterdrohenden Mienen daneben. Als Wimsey eintrat, wurde er von einem der Störenfriede mit einem kleinen Freudenschrei erkannt.
»Wimsey – Wimsey, alter Junge! Seien Sie ein anständiger Kerl und erzählen Sie uns was. Wir müssen hierüber doch demnächst was bringen, und Sie wissen sicher genau Bescheid, Sie altes Ekel.«
Es war Salcombe Hardy vom Daily Yell, groß und ungepflegt und leicht betrunken wie immer. Er sah Wimsey mit großen blauen Kinderaugen an. Barton vom Banner, rothaarig und kampflustig, fuhr sofort herum.
»Ah, Wimsey, das ist schön. Klären Sie uns mal hierüber auf, ja? Machen Sie denen klar, daß wir nur unsere Geschichte haben wollen, dann sind wir auch schön brav und gehen wieder.«
»Großer Gott!« sagte Wimsey. »Wie kommen solche Sachen nur in die Zeitung?«
»Das liegt doch wohl ziemlich auf der Hand«, bemerkte Culyer.
»Ich war's nicht«, sagte Wimsey.
»Nein, nein«, warf Hardy ein, »das dürfen Sie nicht denken. Das war meine gute Nase. Ich habe nämlich den ganzen Zirkus in der Nekropolis beobachtet. Auf einer Familiengruft hab ich gestanden, als Engel mit dem spitzen Bleistift.«
»Das sieht Ihnen ähnlich«, sagte Wimsey. »Einen Augenblick mal, Culyer.« Er nahm den Clubmanager beiseite. »Hören Sie, mir tut das alles entsetzlich leid, aber da kann man nichts machen. Wenn diese Burschen hinter einer Geschichte her sind, kann nichts sie aufhalten. Und überhaupt kommt demnächst alles an die Öffentlichkeit. Die Polizei hat den Fall in der Hand. Das ist Kriminalinspektor Parker von Scotland Yard.«
»Aber was ist denn los?« wollte Culyer wissen.
»Mord ist los. Leider.«
»Verdammt!«
»Tut mir ja auch furchtbar leid. Aber machen Sie jetzt am besten gute Miene. Charles, erzähl den Leutchen soviel du für ratsam hältst, damit wir's hinter uns haben. Und Sie, Salcombe, wenn Sie Ihre Aasgeier zurückpfeifen, bekommen Sie ein Interview und einen Satz Fotos.«
»Das ist ein Wort«, sagte Salcombe.
»Ich weiß ja«, sagte Parker liebenswürdig zu den Reportern, »daß Sie uns nicht im Weg sein wollen, darum sage ich Ihnen alles, was im Moment zu sagen ist. Zeigen Sie uns ein Zimmer, Hauptmann Culyer, damit ich eine kurze Erklärung abgeben kann, und anschließend lassen Sie uns an die Arbeit gehen.«
So einigte man sich, und nachdem Parker ein paar passende Sätze von sich gegeben hatte, entfernte sich die Fleet-Street-Bande, Wimsey wie eine geraubte Sabinerin mit sich schleppend, um in der nächstgelegenen Bar einen zu trinken und wohl auch in der Hoffnung, von ihm die malerischen Einzelheiten zu erfahren.
»Aber ich wünschte, Sie hätten die Finger davon gelassen, Sally«, klagte Peter.
»Ach ja«, meinte Salcombe, »keiner liebt uns. Als armer kleiner Reporter steht man ganz
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