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Aerger im Bellona-Club

Aerger im Bellona-Club

Titel: Aerger im Bellona-Club Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy L. Sayers
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Minuten lang hoffte ich, die alte Dame habe vielleicht doch zuerst den Geist aufgegeben, und ich wollte gerade zum Telefon gehen, um das in Erfahrung zu bringen, als – bei dem Gedanken an die Telefonzelle, verstehen Sie? – plötzlich der ganze Plan sozusagen fix und fertig vor mir stand. Drei Minuten später hatte ich ihn dann schon hingeschleppt und auf die Bank gesetzt; danach bin ich zurückgerannt und habe das Schild für die Tür geschrieben. Ich fand es übrigens ziemlich schlau von mir, daß ich dieses Schild nicht auf dem Löschblock in der Bibliothek abgelöscht habe.«
    »Sie dürfen mir glauben«, sagte Wimsey, »daß ich diesen Punkt bereits zu würdigen wußte.«
    »Gut. Freut mich. Na ja, und dann ging alles wie geschmiert. Ich hab die Klamotten des Alten aus der Garderobe geholt und auf mein Zimmer gebracht, und dann fiel mir Woodward ein, der zu Hause sitzen und auf ihn warten würde. Also bin ich davongeschlichen und zur Charing Cross Station gefahren – was meinen Sie wohl, wie?«
    »Mit dem Bus?«
    »Nicht ganz so schlimm. Mit der U-Bahn. Denn daß es nicht gut wäre, ein Taxi zu nehmen, war mir klar.«
    »Sie haben Talent zum Betrüger, Fentiman.«
    »Ja, nicht? – Aber das war ja alles noch leicht. Ich muß nur sagen, besonders gut habe ich in der Nacht nicht geschlafen.«
    »Das nächstemal nehmen Sie's nicht mehr so tragisch.«
    »Eben – es waren meine ersten kriminellen Gehversuche. Am andern Morgen –«
    »Junger Mann«, sagte Mr. Murbles mit furchtbarer Stimme, »über den nächsten Morgen wollen wir den Schleier des Vergessens ausbreiten. Ich habe mir Ihren schamlosen Bericht mit einem Ekel angehört, den Worte nicht auszudrücken vermögen. Aber ich kann und werde nicht dasitzen und zuhören, wie Sie mit einem Zynismus, der Sie erröten machen müßte, auch noch damit prahlen, daß Sie diese geheiligten Sekunden, in denen unser aller Gedanken bei ...«
    »Ach, so ein Käse!« unterbrach Robert ihn ungezogen. »Meinen alten Kameraden tut's nicht mehr weh, daß ich ein bißchen zur Selbsthilfe gegriffen habe. Ich weiß, daß Betrug nicht ganz die feine Art ist, aber zum Kuckuck noch mal, wir hatten das größere Anrecht auf das Geld als diese Frau. Die hat im Krieg ganz bestimmt keinen Finger gerührt, meine Herrschaften! Na ja, es ist jetzt schiefgegangen – aber einen Heidenspaß hat's mir doch die ganze Zeit gemacht.«
    »Ich erkenne«, erwiderte Mr. Murbles eisig, »daß jeglicher Appell an Ihr Ehrgefühl reine Zeitverschwendung wäre. Ihnen ist aber, wie ich hoffe, wenigstens klar, daß Betrug eine strafbare Handlung ist.«
    »Ja – wie ärgerlich, nicht? Was machen wir denn nun? Muß ich zu Pritchard gehen und Asche auf mein Haupt streuen? Oder will Wimsey uns erzählen, daß er bei einem Blick auf die Leiche irgend etwas fürchterlich Ungereimtes entdeckt hat? Ach Gott, was ist denn übrigens aus diesem vermaledeiten Exhumierungszirkus geworden? Daran habe ich keine Sekunde mehr gedacht. Sagen Sie, Wimsey, war das Ihre Absicht? Wußten Sie damals schon, daß ich diesen Trick abziehen würde, und wollten Sie mich vielleicht auf diese Weise rausboxen?«
    »Zum Teil.«
    »Verdammt anständig von Ihnen. Wissen Sie, mir ist ja der Gedanke gekommen, daß Sie mich durchschaut hatten, als Sie mich mit diesem Detektiv zum Charing Cross schickten. Und beinahe hätten Sie mich da erwischt! Ich hatte mir vorgenommen, so zu tun, als ob ich Oliver nachreisen wollte – und dann entdeckte ich Ihren zweiten Spürhund mit mir im selben Zug. Da ist es mir vielleicht kalt den Rücken hinuntergelaufen! Mir fiel nichts Besseres ein – wenn ich nicht gleich aufgeben wollte –, als irgendeinem harmlosen alten Knacker vorzuwerfen, er sei Oliver, als Zeichen meines guten Glaubens, verstehen Sie?«
    »Ach so. Ich hab mir doch gedacht, daß Sie dafür einen Grund hatten.«
    »Eben – und als ich dann diesen Ruf nach Paris erhielt, hab ich gedacht, ich hab Sie doch noch alle miteinander reingelegt. Aber das war wohl alles so geplant, wie? Warum haben Sie das eigentlich gemacht, Wimsey? Nur um sich zu revanchieren oder was? Warum wollten Sie mich aus England fort haben?«
    »Ja, wirklich, Lord Peter«, sagte Mr. Murbles ernst, »ich glaube, zu diesem Punkt schulden Sie zumindest mir eine Erklärung.«
    »Verstehen Sie das denn nicht?« meinte Wimsey. »Fentiman war der Testamentsvollstrecker seines Großvaters. Wenn ich ihn aus dem Weg schaffte, konnten Sie die Exhumierung nicht verhindern.«
    »So

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