Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Aerger im Bellona-Club

Aerger im Bellona-Club

Titel: Aerger im Bellona-Club Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy L. Sayers
Vom Netzwerk:
einigen hochinteressanten Entdeckungen, das steht fest. Aber angesichts der Vivisektionsgegner und Pfaffen und anderer alter Weiber macht man eben nicht die Fortschritte, die nötig wären. O Gott – man wartet, daß ich anfange. Bis später dann.«
    »Halbe Sekunde noch. Ich bin eigentlich gekommen – ach was, das ist ungezogen! Aber ich hatte keine Ahnung, daß Sie der Redner sind, bis ich Sie sah. Ich bin ursprünglich hierhergekommen (das klingt besser), um mir einmal die berüchtigte Miss Dorland von Fentimanschem Ruhme anzusehen. Aber meine traute Führerin hat mich verlassen. Kennen Sie Miss Dorland? Können Sie mir sagen, welche sie ist?«
    »Ich kenne sie nur beiläufig. Aber heute abend habe ich sie noch nicht gesehen. Vielleicht kommt sie ja auch gar nicht.«
    »Ich dachte, sie sei so ungemein an – an Drüsen und dergleichen interessiert.«
    »Das ist sie auch, glaube ich – oder bildet es sich jedenfalls ein. Diesen Frauen ist ja alles recht, wenn's nur neu ist – besonders wenn's noch mit Sexualität zu tun hat. Ich habe übrigens nicht die Absicht, über Sexualität zu reden.«
    »Sehr verdienstvoll. Na ja, vielleicht kommt Miss Dorland später noch.«
    »Vielleicht, aber – wissen Sie, Wimsey, sie ist ja in einer ziemlich unangenehmen Situation, nicht? Vielleicht hat sie nicht die Courage, sich dem allen zu stellen. Es steht ja, wie Sie wissen, in den Zeitungen.«
    »Zum Kuckuck, und ob ich das weiß! Salcombe Hardy, diese alte Schnapsdrossel, hat da irgendwie die Nase drangekriegt. Ich glaube, er besticht die Friedhofsverwaltung, damit sie ihn über bevorstehende Exhumierungen im voraus unterrichtet. Er ist dem Daily Yell sein Lebendgewicht in Pfundnoten wert. Adieu! Sagen Sie hübsch Ihr Sprüchlein auf. Es macht Ihnen nichts, wenn ich nicht in der ersten Reihe sitze, oder? Ich suche mir immer ein strategisch günstiges Plätzchen nahe der Tür zum Buffet.«

    *
    Wimsey fand Penberthys Referat originell und gut vorgetragen. Das Thema war ihm nicht gänzlich unvertraut, denn er hatte etliche hervorragende Wissenschaftler zu Freunden, die in ihm stets einen guten Zuhörer fanden, aber einige der erwähnten Experimente waren ihm neu, und die Schlußfolgerungen erschienen ihm vielversprechend. Getreu seinen Prinzipien stürzte Wimsey sich ins Speisezimmer, während höfliche Hände noch applaudierten. Er war trotzdem nicht der erste. Eine große Gestalt in arg strapaziert aussehendem Abendanzug war bereits mit einem Stapel köstlicher Sandwichs und einem Whisky-Soda beschäftigt. Bei seinem Näherkommen drehte diese Gestalt sich um und sah ihn aus wäßrigen blauen Unschuldsaugen an. Sally Hardy – nie ganz betrunken und nie ganz nüchtern – war auf dem Posten wie immer. Er hielt ihm einladend den Sandwichteller hin.
    »Die sind verdammt gut«, sagte er. »Was machen Sie denn hier?«
    »Ich könnte Sie dasselbe fragen«, sagte Wimsey.
    Hardy legte ihm eine dicke Hand auf den Ärmel.
    »Zwei Fliegen mit einer Klappe«, sagte er großspurig. »Gescheiter Bursche, dieser Penberthy. Drüsen sind der Knüller, müssen Sie wissen. Er weiß es. Nicht mehr lange, dann ist er einer von diesen Modeärzten.« Sally wiederholte diesen letzten Satz noch zwei-, dreimal, da er ihm mit dem Whisky-Soda durcheinandergeraten zu sein schien. »Wird uns arme kleine Journalisten brotlos machen wie ... und ...« (Er erwähnte zwei Herren, deren namentlich gezeichnete Beiträge in vielgelesenen Tageszeitungen der Ärztekammer ein ständiger Dorn im Auge waren.)
    »Vorausgesetzt, sein Ruf leidet nicht unter dieser Fentiman-Affäre«, entgegnete Wimsey mit gemäßigter Brüllstimme, die in der lärmenden Stampede, die ihnen inzwischen ans Buffet gefolgt war, den Dienst eines Flüsterns tat.
    »Bitte, da haben Sie's!« sagte Hardy. »Penberthy hat seinen eigenen Nachrichtenwert. Er gibt was her. Natürlich müssen wir noch ein bißchen auf dem Zaun sitzen bleiben und warten, auf welcher Seite die Katze runterspringt. Ich werde am Ende einen Absatz darüber bringen und erwähnen, daß er der Arzt des alten Fentiman war. Demnächst können wir auf der Magazinseite ein bißchen darauf eingehen, wie ratsam eine Autopsie bei allen plötzlichen Todesfällen ist. Sie wissen schon – auch erfahrene Ärzte können sich täuschen. Wenn er im Kreuzverhör schlecht wegkommt, können wir etwas darüber bringen, daß Spezialisten nicht immer vertrauenswürdig sind – ein freundliches Wort über die armen kleinen praktischen Ärzte,

Weitere Kostenlose Bücher