Aerger im Bellona-Club
Teufel!«
»Wer – die Frauen?«
»Ja. Kein Wunder, daß sie manchmal den Kopf verlieren. Wenn man sie dauernd in die Ecke stellt, ihnen nie sagt, was los ist, sie dazu verdammt, still dazusitzen und nichts zu tun – darüber würden starke Männer ja wahnsinnig werden. Das wird wohl auch der Grund sein, warum wir uns stets das Privileg gesichert haben, in der Welt herumzugondeln und Heldentaten zu vollbringen.«
»Das stimmt allerdings. Geben Sie mir den Kessel.«
»Nein, nein, das mache ich. Sie setzen sich hin und – ach, entschuldigen Sie. Bitte, nehmen Sie den Kessel. Füllen Sie ihn und stellen Sie ihn aufs Gas. Und erzählen Sie mir von George.«
Es schien beim Frühstück angefangen zu haben. Seit die Geschichte mit dem Mord herausgekommen war, hatte George sich nervös und zappelig gezeigt, und zu Sheilas Entsetzen hatte er auch wieder zu »murmeln« angefangen. »Murmeln« war, wie Wimsey sich erinnerte, schon einmal der Auftakt zu einem von Georges »wunderlichen Anfällen« gewesen. Diese waren eine Erscheinungsform der Bombenneurose, manchmal verbunden mit partiellem, gelegentlich sogar totalem Gedächtnisverlust, und meist hatten sie damit geendet, daß er fortging und tagelang ziellos umherirrte. Einmal hatte man ihn gefunden, wie er nackt auf einer Wiese mitten in einer Herde Schafe tanzte und ihnen etwas vorsang. Dies war in seiner Lächerlichkeit noch um so peinlicher gewesen, als George ganz und gar ohne musikalisches Gehör war, so daß sein Gesang bei aller Lautstärke wie das heisere Heulen des Windes im Kamin klang. Dann hatte es diesen bedrückenden Vorfall gegeben, als George mit voller Absicht in ein Lagerfeuer getreten war. Das war während eines Aufenthalts auf dem Lande. Er hatte schwere Verbrennungen davongetragen, und Schreck und Schmerzen hatten ihn wieder zu sich gebracht. Hinterher konnte er sich nie erinnern, warum er so etwas getan hatte, und wußte kaum noch, daß er es überhaupt getan hatte. Seine nächste Eskapade konnte noch beängstigendere Formen annehmen.
Jedenfalls hatte George wieder »gemurmelt«.
Sie hatten morgens beim Frühstück gesessen, als sie zwei Männer aufs Haus zukommen sahen. Sheila, die dem Fenster gegenübersaß, sah sie zuerst und sagte achtlos: »Nanu, was sind denn das für welche? Sehen aus wie Polizisten in Zivil.« George sah kurz nach draußen, sprang auf und rannte aus dem Zimmer. Sie rief ihm nach, was denn los sei, doch er antwortete ihr nicht, und sie hörte ihn im Hinterzimmer, das ihr Schlafzimmer war, »herumwühlen«. Sie wollte gerade zu ihm gehen, als sie hörte, wie Mr. Munns den Polizisten die Haustür öffnete und diese sich nach George erkundigten. Mr. Munns geleitete die Herren mit grimmiger Miene, auf der in Großbuchstaben POLIZEI geschrieben zu stehen schien, ins Vorderzimmer. George
An dieser Stelle kochte das Wasser im Kessel. Sheila nahm ihn vom Gas, um die Rindfleischbrühe zuzubereiten, als Wimsey eine Hand an seinem Mantelkragen fühlte. Er sah sich um und blickte in das Gesicht eines Herrn, der sich seit Tagen nicht rasiert zu haben schien.
»Nanu«, sagte die Erscheinung, »was hat denn das hier zu bedeuten?«
»Aha«, fügte eine entrüstete Stimme an der Tür hinzu, »hab ich mir doch gleich gedacht, daß so was hinter dem Gerede stecken muß, der Hauptmann wär verschwunden. Haben Sie wohl gar nicht mit gerechnet, daß er verschwindet, was, Madam? Und Ihr vornehmer Freund sicher auch nicht, der hier im Taxi anschleicht und schon an der Tür erwartet wird, damit mein Mann und ich nichts merken sollen. Aber das sag ich Ihnen, das ist ein anständiges Haus hier, Lord Was-weiß-ich, oder wie Sie sich sonst nennen – in Wahrheit wohl nur ein ganz gemeiner Schwindler, nehme ich an. Mit Monokel auch noch, genau wie der Mann, von dem wir neulich in der Zeitung gelesen haben. Und dann auch noch mitten in der Nacht in meiner Küche sitzen und meine Fleischbrühe trinken – so eine Unverfrorenheit! Gar nicht zu reden von dem ewigen Raus und Rein den ganzen Tag, und dem Türenschlagen und daß die Polizei heute morgen hier war. Sie meinen, ich weiß das nicht? Irgendwas ausgefressen, die beiden Herrschaften, und Hauptmann will er sein – aber das mag ja sein, wie es will. Ich kann mir schon denken, daß er einen Grund hatte, zu verschwinden, und je eher Sie auch verschwinden, Sie feines Dämchen, Sie, desto besser, das sag ich Ihnen.«
»Ganz recht«, sagte Mr. Munns – »Au!«
Lord Peter hatte die
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