Aerger im Bellona-Club
aufdringliche Hand mit einem scharfen Ruck, dessen schmerzhafte Wirkung in keinem Verhältnis zum Kraftaufwand zu stehen schien, von seinem Mantelkragen abgeschüttelt.
»Ich bin froh, daß Sie gekommen sind«, sagte er. »Eigentlich wollte ich sogar gerade nach Ihnen rufen. Haben Sie übrigens etwas zu trinken im Haus?«
»Zu trinken?« kreischte Mrs. Munns in den höchsten Tönen. »So eine Unverschämtheit! Und wenn ich erlebe, Joe, daß du Dieben und Schlimmeren mitten in der Nacht in meiner Küche was zu trinken anbietest, kannst du von mir was zu hören bekommen. Kommt hier reinspaziert, frech wie Oskar, während der Hauptmann weg ist, und will auch noch was zu trinken haben «
»Ich vermute nämlich«, sagte Wimsey, indem er mit seiner Brieftasche hantierte, »die Wirtshäuser haben in dieser soliden Gegend natürlich schon geschlossen. Ansonsten wäre eine Flasche Scotch «
Mr. Munns schien zu zögern.
»Sei ein Mann!« rief Mrs. Munns.
»Na ja, das heißt«, sagte Mr. Munns, »wenn ich als Freund zu Jimmy Rowe im Drachen gehe und frage, ob er mir nicht eine Flasche Johnnie Walker geben kann, so von Freund zu Freund, und solange dabei kein Geld zwischen ihm und mir «
»Eine gute Idee«, sagte Wimsey verständnisinnig.
Mrs. Munns stieß einen lauten Schrei aus.
»Frauen«, sagte Mr. Munns, »sind manchmal ein bißchen nervös.« Er zuckte mit den Schultern.
»Ich denke, ein Schlückchen Scotch würde Mrs. Munns' Nerven auch nicht schaden«, meinte Wimsey.
»Wenn du dich unterstehst, Joe Munns«, sagte die Wirtin, »wenn du dich unterstehst, zu so nachtschlafender Zeit wegzugehen und dich mit Jimmy Rowe gemein zu machen und dich vor Einbrechern und so was «
Mr. Munns' Sinneswandel war spektakulär.
»Halt den Mund!« schrie er. »Immer mußt du deine Nase in Sachen reinstecken, wo sie nichts verloren hat.«
»Sprichst du mit mir?«
»Ja. Halt den Mund!«
Mrs. Munns ließ sich umgehend auf einen Küchenstuhl sinken und begann zu schluchzen.
»Ich springe jetzt schnell mal rüber in den Drachen, Sir«, sagte Mr. Munns, »bevor Jimmy zu Bett geht. Und dann reden wir über die Sache.«
Er trat ab. Möglicherweise hatte er schon vergessen, was er über das Bezahlverbot gesagt hatte, denn jedenfalls nahm er den Geldschein, den Wimsey ihm geistesabwesend hinhielt.
»Ihre Brühe wird kalt«, sagte Wimsey zu Sheila.
Sie kam zu ihm.
»Könnten wir diese Leute nicht loswerden?«
»Gleich. Es hat keinen Sinn, Streit mit ihnen anzufangen. Es würde mich zwar sehr reizen, aber Sie müssen ja noch eine Weile hier bleiben, falls George zurückkommt.«
»Natürlich. Entschuldigen Sie dieses Theater, Mrs. Munns«, fügte sie ein wenig steif hinzu, »aber ich mache mir solche Sorgen um meinen Mann.«
»Ihren Mann?« schnaubte Mrs. Munns. »Um alle Ehemänner muß man sich Sorgen machen! Sehen Sie sich doch Joe an. Schon ist er weg, zum Drachen, egal was ich sage. Ein Haufen Dreck sind die Ehemänner, alle miteinander. Da kann einer sagen, was er will.«
»So?« meinte Wimsey. »Na schön, ich bin kein Ehemann – noch nicht – zu mir können Sie also ruhig alles sagen.«
»Ist doch alles dasselbe«, antwortete die Dame giftig. »Ehemänner oder Hausfreunde, dazwischen besteht kein Deut Unterschied. Nur daß Hausfreunde sowieso nicht anständig sind – aber dafür wird man sie leichter los.«
»Oho!« rief Wimsey. »Aber ich bin auch kein Hausfreund – jedenfalls nicht Mrs. Fentimans Hausfreund, das kann ich Ihnen versichern. Hallo, da ist ja Joe. Haben Sie's gekriegt, ja? Schön. Gut gemacht. Also, Mrs. Munns, trinken Sie ein Schlückchen mit uns. Dann fühlen Sie sich gleich besser. Und könnten wir nicht ins Wohnzimmer gehen, wo es wärmer ist?«
Mrs. Munns fügte sich. »Also gut«, sagte sie, »wir sind ja unter Freunden. Aber daß das alles ein bißchen komisch aussah, das müssen Sie schon zugeben, nicht? Und die Polizei heute morgen, die alles mögliche gefragt und den ganzen Mülleimer auf dem Hinterhof ausgeleert hat.«
»Was wollten die denn mit dem Mülleimer?«
»Weiß der Himmel. Und dann guckt noch diese Cummins die ganze Zeit über die Mauer. Ich kann Ihnen sagen, ich hatte eine Wut! >Nanu, Mrs. Munns<, sagt sie, >haben Sie jemanden vergiftet?< sagt sie. >Ich hab Ihnen ja schon immer gesagt, daß an Ihrer Küche noch mal jemand stirbt<. Diese falsche Katze.«
»So etwas Gemeines sagt man aber auch nicht«, pflichtete Wimsey ihr mitfühlend bei. »Wahrscheinlich nichts als
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